Modegetränk Bubble Tea schwappt nach Europa
Berlin (dpa) - Er ist süß, hip und aus Taiwan: Bei szenigen Jugendlichen ist Bubble Tea der letzte Schrei. Über den Umweg USA und Australien schwappte das Modegetränk nach Europa, jetzt gibt es ihn auch bei McDonald's.
Trinkt bald ganz Deutschland das süße Trendgetränk?
Kräftig saugen und plopp: In einem Milchteeschwall schießt eine grüne, erbsengroße Geleekugel durch den überbreiten Strohhalm. Der Geschmack ist süß und exotisch. Bei deutschen Jugendlichen liegt Bubble Tea zurzeit schwer im Trend. Seit zwei Jahren erobert das Kaltgetränk die Republik. Zunächst nur in Berlin, gibt es Bubble Tea mittlerweile in Herne, Cottbus, Heilbronn und praktisch jeder deutschen Großstadt. Seit kurzem verkaufen das Getränk auch die 850 Filialen von McCafé, einer Sparte von McDonald's. Damit hat Bubble Tea endgültig die Provinz erreicht.
Bubble Tea ist ein buntes, süßes und kaltes Mixgetränk aus Tee, Milch und Fruchtsirup. Das Charakteristikum sind feste Geleestückchen aus Maniokstärke, die im Ganzen durch den Strohhalm in den Mund sausen. „Jugendliche finden das einfach cool“ sagt der Taiwanese Chitai. Der 22-Jährige verkauft das Getränk aus seiner Heimat im Berliner Szene-Stadtteil Kreuzberg. „Das ist hier gelebte Jugendkultur. Jeder will da dazugehören.“ Nur Ältere lassen sich selten in Chitais Laden blicken. „Die kommen höchstens in Begleitung ihrer Kinder oder Enkel.“
Erwachsene freunden sich nur selten mit dem süßen, aromatisierten Kaltgetränk und seiner glibberigen Konsistenz an. Ärzte, Verbraucherschützer und Krankenkassen warnen sogar vor Bubble Tea: An den Kugeln im Tee könnten Kleinkinder ersticken. Außerdem enthalte es zu viele Farb- und Aromastoffe und sei sehr kalorienreich. Der Drink enthält nach Angaben der nordrhein-westfälischen Verbraucherschützer in Düsseldorf sehr viel Zucker, so dass ein kleiner Becher (300 Milliliter) auf 300 bis 500 Kilokalorien kommen kann. Das ist bis zu dreimal so viel wie bei Cola. So steht das Lieblingsgetränk der Kinder in krassem Gegensatz zum modernen Öko- und Gesundheits-Lifestyle vieler Eltern.
Für den Trendforscher Peter Wippermann macht gerade diese Differenz den Erfolg von Bubble Tea aus. „Die betonte Verspieltheit und Kindlichkeit sind Selbstverwöhnung für die Jugendlichen. Sie haben endlich wieder einen Ort, an dem sich kein Erwachsener blicken lässt“, sagt er. Das verleihe Bubble Tea eine Art mythische Kraft.
Den Versuch von McCafé, Bubble Tea aus der Nische der reinen Jugendszene herauszuholen, sieht Wippermann skeptisch. „Bubble Tea in die Erwachsenenkultur zu bringen, ist eine Zeitbombe.“ Wird Bubble Tea auch bei der breiten Masse populär, könnte das wichtigste Kaufargument für Jugendliche wegfallen: die Abgrenzung zu den Eltern.
McDonald's-Unternehmenssprecher Nicolas von Sobbe ist trotzdem zuversichtlich. „Die Geschäfte mit Bubble Tea laufen bereits gut“, sagt er. Bubble Tea sei das ideale Getränk für die Deutschen. Sie liebten es, ihren Bubble Tea selbst zu gestalten. Bei McCafé etwa kann man so aus 250 verschiedenen Sorten wählen. „Deshalb sehe ich Potenzial, dass Bubble Tea in Deutschland immer populärer wird“, sagt von Sobbe. McCafé erhofft sich mit Bubble Tea besonders dort gute Geschäfte, wo es ihn bislang gar nicht gab: in den vielen deutschen Klein- und Mittelstädten.
Trendforscher Wippermann zweifelt dennoch daran, dass Bubble Tea den Status von Latte macchiato oder Milchshakes erreicht. Er glaubt, dass Bubble Tea wieder aus den McCafés verschwinden wird. „Bubble Tea wird uns nur als Nischengetränk erhalten bleiben.“ Zunächst aber rollt die Bubble-Tea-Welle ungebremst über das Land. Wippermann prophezeit: „Bubble Tea wird deutschlandweit das Sommergetränk 2012.“