Prävention: So stürzen Sie im Alter nicht
Ein spezielles Training und einfache Regeln bieten mehr Sicherheit.
Düsseldorf. Jedes Jahr erleiden in Deutschland über 100 000 ältere Menschen bei Stürzen einen Hüftbruch. Allein in Nordrhein-Westfalen waren im Jahr 2004 rund 22 000 Senioren betroffen, zeigt eine Studie der Ärztekammer Nordrhein. Tendenz steigen. Die Folgen sind erheblich: 50 Prozent der Patienten erlangen nach einer solchen Fraktur (Oberschenkelhalsbruch) ihre vorherige Beweglichkeit nicht mehr zurück, etwa 20 Prozent werden ständig pflegebedürftig. "Neben diesem Mobilitätsverlust führt auch die Angst vor neuen Stürzen zu einem enormen Verlust an Lebensqualität und zu großer Unsicherheit", erklärt Dr. Arnold Schüller, Vizepräsident der Ärztekammer Nordrhein.
Um diesen Trend entgegen zu wirken, hat die Ärztekammer Nordrhein in Düsseldorf zusammen mit Hausärzten und dem BKK-Landesverband ein Modellprojekt ins Leben gerufen (siehe Kasten): Sturzgefährdete Menschen trainieren ihre Muskeln und das Balancegefühl. "Studien belegen, dass durch dieses Training Stürze und Hüftfrakturen um 30 bis 50 Prozent reduziert werden", so Schüller.
Neben ausreichender Muskelkraft und einem guten Balancegefühl können noch viele andere, einfache Maßnahmen das Sturzrisiko verringern: "Viele Stolperfallen nehmen wir, solange wir beweglich und fit sind, gar nicht wahr", sagt Schüller. So ist eine Welle im Teppich normalerweise kein Problem, doch für sturzgefährdete Menschen, stellt sie ebenso ein Risiko dar, wie ein loses Kabel einer Lampe. Daher sollten Teppichwellen beseitigt und Teppichkanten, Kabel oder Türschwellen durch Leisten abgedeckt werden. Weiter sollte zwischen den Möbeln ausreichend Platz sein und insbesondere Flure, Treppen sowie der Weg vom Schlafzimmer ins Badezimmer sollten gut beleuchtet sein. Im Badezimmer können Badematten in der Wanne und Dusche sowie Handgriffe schlimme Unfälle verhindern.
Auch gut sitzende Schuhe vermindern das Risiko zu fallen. Besonders im Fernsehbereich sollten sie einen guten Halt bieten. Mit verdickter Hornhaut und Nagelproblemen lassen sich solche Schuhe aber nur schwer anziehen. Medizinische Fußpflege kann hier eine Hilfe sein.
Neben dem Hausarzt beraten auch Seniorentreffs, Begegnungsstätten oder Pflegeheime zum Thema Sturzprävention. Weitere Informationen hat das Kuratorium Deutsche Altershilfe unter Ruf 0221/93 18 470 sowie die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie, Arbeitsgruppe Prävention, Telefon 030/28 00 43 00. Buchtipp: Wenn alte Menschen stürzen, von Joanna Downton, 19,90 Euro.
Start Im Herbst 2006 startete die Ärztekammer Nordrhein zusammen mit Hausärzten und dem BKK Landesverband das Projekt zur Sturzprävention für zuhause lebende Senioren.
Programm Qualifizierte Trainer führen in 20 Düsseldorfer Seniorenbegegnungsstätten Kraft- und Balancetrainings durch. Das Training richtet sich an alle Senioren (nicht nur Mitglieder der BKK), die ein erhöhtes Sturzrisiko aufweisen, zum Beispiel eine Gang- oder Balancestörung haben oder in jüngster Vergangenheit gestürzt sind.
Kurse Die Kurse finden einmal pro Woche statt (Dauer: jeweils eine Stunde), die Teilnahme ist kostenlos. Ein Einstieg ist jederzeit möglich. Zuvor sollte aber der Hausarzt einer Teilnahme zustimmen.
Informationen Kursorte und Kontaktdaten hat die Ärztekammer Nordrhein, Tel.: 0211/43021243.