Schlechte Angewohnheit Fingerknacken
Berlin (dpa/tmn) - Fingerknacker können ihren Mitmenschen ganz schön auf die Nerven gehen. „Meine Finger brauchen das“, heißt es dann oft. Aber diese Erklärung muss niemand akzeptieren.
Wer absichtlich mit den Fingern knackt, löst damit Gasbläschen aus der Gelenkschmiere. Ob das den Gelenken schadet, konnten Mediziner noch nicht nachweisen. Nötig haben die Finger das Knacken aber nicht, auch wenn viele Menschen es als entspannend empfinden. „Ein Gelenk drängt niemals danach, geknackt zu werden“, erklärte Matthias Schulz, Leiter der Handchirurgie im Helios Klinikum Berlin, dem dpa-Themendienst. „Die Entspannung entsteht nur im Kopf.“ In den Fingern gebe es aber grundsätzlich keine Spannungen, die durchs Knacken gelöst werden müssen.
Die Gasbläschen stammen aus Gelenkschmiere, die sich zwischen zwei Gelenken befindet: Sie lässt die beiden Knorpelflächen geschmeidig aufeinandergleiten. Bei einer plötzlichen und extremen Bewegung werden die Gelenke auseinandergezogen - und damit auch die Schmierschicht. Dabei löst sich Kohlendioxid: Genau dieser Vorgang ist es, der das Knack-Geräusch verursacht. Nach dem plötzlichen Auseinanderreißen der Gelenke lösen sich die Kohlendioxid-Bläschen anschließend wieder in der Schmiere auf.
„Der Mechanismus mit den Gasbläschen ist die häufigste Ursache für das Knacken in Gelenken“, so Schulz, „besonders in den Extremitäten.“ Manchmal hat das Knacken aber eine andere Ursache, zum Beispiel geschädigte Knorpelflächen. „Sie sind dann nicht glatt wie ein Babypopo, sondern wie eine Kraterlandschaft“, erläutert Schulz. Selten haben sich auch kleine Stücke aus dem Knorpel gelöst und schwimmen frei im Gelenk: „Das ist dann wie Sand im Getriebe.“
Das Gasbläschen-Phänomen ist - anders als beschädigte Knorpel - vergleichsweise unbedenklich. Etwas dagegen tun, zum Beispiel mit Dehnübungen, lässt sich ohnehin nur schwer. „Das Knacken passiert unabhängig davon, ob jemand dehnbare Gelenke hat oder nicht“, sagt Schulz. Einzig, wer absichtlich mit den Fingern knackt, könnte seine Spannungen in Zukunft anders abbauen - und seinen Mitmenschen damit einen Gefallen tun.