Wuppertal. Das Schicksal von Dennis ist tragisch. Im Alter von sechs Wochen wurde er zweimal innerhalb eines kurzen Zeitraums von seinen Eltern geschüttelt. Die Folgen: Dennis ist heute schwerbehindert. Der 13-Jährige ist rund um die Uhr pflegebedürftig und muss künstlich ernährt werden.
Jedes Jahr werden in Deutschland zwischen 100 und 200 Babys zu Tode geschüttelt. Das Baby-Schüttel-Trauma ist damit die häufigste unnatürliche Todesursache bei Kleinkindern. Experten schätzen die Dunkelziffer noch deutlich höher ein. „Oftmals wird fälschlicherweise plötzlicher Kindstod diagnostiziert“, erklärt Kinder- und Jugendarzt Thomas Fischbach.
Auch wenn die Diagnose Schütteltrauma oft nicht eindeutig gestellt wird, sind die Auswirkungen des Schüttelns erforscht: Durch den im Verhältnis zum Körpergewicht sehr schweren Kopf des Säuglings und die nur schwach ausgeprägte Nackenmuskulatur wird das Gehirn in starke Schwingungen versetzt. Die Folge: Nervenenden reißen ab. Oftmals treten die Folgen des Schüttelns dann erst in folgenden Entwicklungsstadien auf — wie bei Dennis, der nie gelernt hat zu Laufen.
Dass Eltern ihre Kinder schütteln, kann viele Gründe haben. Überforderung spielt dabei aber immer eine Rolle: Oftmals bestehen schon familiäre oder psychische Probleme bei den Tätern. Die zusätzliche Belastung durch ein schreiendes Kind kann dann den Ausschlag zur Affekthandlung geben.
Da das Phänomen des Baby-Schüttel-Traumas in weiten Teilen der Bevölkerung nicht bekannt ist, startet der Deutsche Kinderschutzbund NRW die bisher größte Aufklärungskampagne zum Thema in Deutschland.