So erkennt man Glücksspielsucht

Hamburg (dpa/tmn) - Unruhe, Gereiztheit, schlechte Stimmung: Glücksspielsucht äußert sich ähnlich wie andere Süchte. Nicht nur der Betroffene leide darunter, sondern auch das Umfeld, sagt eine Expertin anlässlich des Aktionstags gegen Glücksspielsucht am Donnerstag (29.9.).

„Man ist sehr eingenommen von dem ganzen Thema Glücksspiel - ganz unabhängig davon, ob es jetzt Pokerspiele sind, Automatenspiel oder Roulette“, sagte Christiane Lieb, Geschäftsführerin der Hamburgischen Landesstelle für Suchtfragen. Wer bei sich selbst oder im Umfeld erste Anzeichen für ein problematisches Spielverhalten entdeckt, sollte diese Symptome ernst nehmen, mahnte sie anlässlich des bundesweiten Aktionstags gegen Glücksspielsucht am Donnerstag (29. September).

Ein weiteres Anzeichen für einen problematischen Umgang mit Spielen sei, wenn man versucht, Verluste wieder einzuspielen und die Einsätze dabei immer weiter steigert. Viele redeten sich dann ein, die Kontrolle über ein Spiel zu haben, es zu durchschauen, erklärte Lieb. „Man versucht, das Spiel zu kontrollieren, was bei Glücksspiel ja per se nicht möglich ist.“

Die finanziellen Auswirkungen von exzessivem Zocken sind oft katastrophal. Im Durchschnitt sammle ein Süchtiger 25 000 bis 50 000 Euro Schulden an. Aber nicht nur er selbst leidet unter der Sucht. Viele soziale Bindungen werden durch die Spielsucht belastet: „Häufig ist es so, dass man sich gegenüber der Familie und Angehörigen in Lügen verstrickt“, warnte Lieb. Spätestens wenn man sich vor seinem Umfeld rechtfertigt, das eigene Spielverhalten relativiert und herunterspielt, sollte man sich an eine Beratungsstelle wenden.

Ein erheblicher Schaden entsteht auch für die Gesellschaft. Nach einer aktuellen Studie der Universität Hohenheim belaufen sich die Kosten der Spielsucht für die deutsche Volkswirtschaft auf 326 Millionen Euro im Jahr.

Auch vor diesem Hintergrund forderte Lieb, die Sucht endlich ernst zu nehmen. „Glücksspiel wird zwar immer mal wieder in der Öffentlichkeit thematisiert, aber häufig sehr harmlos dargestellt.“ Ausmaß und Risiken werden nur sporadisch erkannt. „Sicherlich hat jeder ein Bild vom Spielsüchtigen am Automaten. Aber dass beispielsweise Sportwetten im Internet ein sehr hohes Suchtpotenzial haben und viele Menschen ein problematisches Wettverhalten zeigen, wird noch nicht gesehen und oft auch kleingeredet.“

Die Präsenz von Poker oder Sportwetten in den Medien vermittle das Bild, Glücksspiel sei alltäglich, unproblematisch, normal. „Wenn mir gezeigt wird, das ist ganz normal, relativiere ich die Risiken“. Vor allem das Internet biete inzwischen eine Fülle an neue Formen des Glücksspiels.

Wer ein problematisches Spielverhalten bei Kollegen, Freunden oder Angehörigen bemerkt, sollte sensibel mit dem Thema umgehen. „Wir empfehlen grundsätzlich, das anzusprechen, aber möglichst nicht direkt nach einer Konsumsituation“, rät Lieb. Man wartet also besser auf eine ruhige Minute, um über die Situation zu sprechen. Dabei könne man den Betroffenen auch dazu auffordern, sich bei Beratungsstellen professionelle Hilfe zu holen.