Spargelernte kommt in Gang - Nummer eins im deutschen Gemüseanbau

Potsdam (dpa) - Den Landwirten bringt Spargel ein gutes Einkommen. Für Genießer ist es eine kalorienarme Delikatesse. Beide mussten in diesem Jahr wegen des Wetters bangen. Nun läuft in den Hochburgen die Ernte an.

Die Sorgenfalten der deutschen Spargelbauern haben sich in diesen Tagen etwas geglättet. Nach dem zu langen und stellenweise viel zu kalten Winter wurde bereits das Schlimmste befürchtet. Bei Tiefsttemperaturen tat sich in den Erdwällen rein gar nichts.

Mit den nun steigenden Temperaturen wächst der Spargel aber fünf bis zehn Zentimeter am Tag. In der Brandenburger Region um Beelitz, in Hessen sowie in Mittel- und Nordbaden und Baden-Württemberg ist die Saison bereits offiziell eröffnet. In Sachsen gibt es dafür keinen festgelegten Termin: Wer Spargel hat, sticht ihn. In Niedersachsen und Franken gehen die Saisonarbeiter Ende nächster Woche auf die Felder.

Spargel ist mit Abstand das wichtigste Gemüse aus heimischen Anbau. 2012 wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamtes auf 24 000 Hektar das Staudengewächs „Asparagus officinalis“ angebaut. Meist sind es die Sorten mit den exotisch klingenden Namen Gijmlim, Grolim und Esposs sowie Grünspargel.

Seit 2008 ist die Anbaufläche um bundesweit etwa zehn Prozent gewachsen. Das Edelgemüse nimmt inzwischen gut ein Fünftel der gesamten Freilandfläche für Gemüse in Deutschland ein. Niedersachsen hat mit 5200 Hektar die größten Felder, gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit 4100 Hektar und Brandenburg mit knapp 2900 Hektar.

Spargelanbau bedeutet immer noch Handarbeit. Automatische Sortieranlagen tun zwar gute Dienste, Maschinen zur Ernte haben sich noch nicht durchgesetzt. Auf den Feldern sind bundesweit mehr als 40 000 Saisonarbeiter im Einsatz, meist aus Polen, Rumänien und Bulgarien. „Ein erfahrener Spargelstecher holt am Tag zwischen 100 und 150 Kilogramm aus der Erde“, sagt der Beelitzer Spargelbauer Jörg Buschmann. 100 Euro könnten so verdient werden.

Durch den zögerlichen Erntebeginn werden die Helfer vielerorts aber später benötigt. Der Geschäftsführer vom Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeerbauern in Bruchsal in Baden-Württemberg, Simon Schumacher, befürchtet, dass sie nun mit weniger Einnahmen rechnen müssen. Ob die Landwirte durch den zögerlichen Start Einbußen verkraften müssen, wird sich noch herausstellen.

Die Preise für das Gemüse sind nach wie vor recht happig. Für Beelitzer Spargel aus Brandenburg werden pro Kilogramm zwischen 10 und 12 Euro fällig. Für Ware aus Bruchsal sind 18 Euro pro Kilogramm in Topqualität zu zahlen. In Hessen werden derzeit etwa 13 Euro verlangt. Jeder Deutsche verzehrt nach Angaben des Brandenburger Agrarministeriums etwa 1,162 Kilogramm einheimischen Spargel. Das Gemüse wird meist von den Bauern regional vermarktet.

Die Landwirte setzen aber schon seit längerem nicht mehr allein auf Spargel. „Die meisten haben mehrere Standbeine, bauen Erdbeeren, Heidelbeeren und Kirschen und zum Ausklang der Saison Kürbis an“, sagt der Anbauberater für Betriebe in den neuen Ländern, Jürgen Schulze. Dazu gebe es Hofläden und - wo Platz sei -, eigene Gastronomiebetriebe.

Erfolg verspreche auch der gezielte Anbau früher und später Sorten: Der Ertrag über die Saison könne dadurch besser gesteuert werden. Trotzdem ist irgendwann Schluss. Die Ernte endet traditionell am 24. Juni, dem Johannistag - nach dem Motto „Kirschen rot, Spargel tot“.