Statt Spanien: „Kurlaube“ im eigenen Land gefragt

Bad Suderode/Thale (dpa) - Bei einer Massage entspannen oder den Kopf mit Hilfe eines Duftbads frei bekommen - das ist das Ziel der „Kurlauber“. Statt in den Ferien nach Spanien zu fliegen, zieht es immer mehr Menschen in heimische Heilbäder, etwa nach Sachsen-Anhalt.

Sich im Urlaub so richtig erholen, körperlich wie geistig - das ist immer mehr Menschen wichtig. Ein „Kurlaub“ - die Verbindung von Kur und Urlaub - kann da genau das Richtige sein. Oft wird ein Rezept als Anlass genutzt, um sich therapieren zu lassen. Der Rest wird aus eigener Tasche gezahlt.

Viele Menschen zieht es zum Beispiel in die Heil- und Wellnessbäder von Sachsen-Anhalt, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa ergab. Fünf Kuranlagen, unter anderem in Bad Schmiedeberg und Bad Suderode, sowie zahlreiche Wellnessbäder, wie die Therme im Bodetal, gibt es in dem Bundesland. Die Aufenthalte finanzieren Entspannungssuchende auf Rezept oder aus der eigenen Tasche.

Nach der Gesundheitsreform von 1996 genehmigten die Kassen nach Verbandsangaben weniger Kuren. Die Heilbäder bangten um ihre Besucher. Doch die Zahl der Gäste nahm nicht ab. „Es kamen einfach mehr Selbstzahler - nach dem Motto: 'Ich mach jetzt Kurlaub'“, sagt Gerd Sauer, Geschäftsführer des Heilbäder- und Kurortsverbandes Sachsen-Anhalt.

Heute sei der Erholungsurlaub zwar kürzer als vor einigen Jahren, dafür würden sich aber auch mehr Menschen über das Wochenende Entspannung gönnen. „Vor allem Menschen aus Mecklenburg-Vorpommern oder den Niederlanden, für die der Harz das erste Mittelgebirge vor der Haustür ist, wissen die Angebote zu schätzen“, konstatiert Sauer. Aber auch die Sachsen-Anhalter lieben die Kur- und Wellnessbäder.

Das kann die Kuranlage in Bad Schmiedeberg im Landkreis Wittenberg bestätigen. Nach eigenen Angaben genossen rund 22 000 Gäste in den Jahren 2009 und 2010 die Moorbäder und Wohlfühl-Massagen. Die Zahl der Selbstzahler stieg dabei von 3450 auf 3600 im Jahr. „Die Leute sind dazu angehalten, selber etwas für ihre Gesundheit zu tun“, erklärt eine Sprecherin des Eisenmoorbades. Viele Menschen würden die Kosten für wohltuende Anwendungen daher gern in Kauf nehmen. Die meisten „Kurlauber“ blieben in dem traditionsreichen Ort zwischen einer und zwei Wochen.

Auch die Heilbäder im Harz wie in Bad Suderode ziehen jährlich etliche Erholungssuchende an. Von den 160 000 Übernachtungsgästen scheuten 2010 nach Angaben des Heilbäder- und Kurortverbandes Sachsen-Anhalt 85 Prozent nicht den Griff ins eigene Portemonnaie.

Der Großteil nutze ein von der Krankenkasse ausgestelltes Rezept als Anlass, sich in entspannter Atmosphäre mit Calcium-Sole-Bädern und Wassergymnastik therapieren zu lassen, erklärt Claudia Wahnfried, Marketingreferentin des Bades. Übernachtung und Zusatzangebote zahlen sie selber und verbinden so Kur und Urlaub.

Abseits der Kurorte locken Erholungsbäder Besucher an - wie etwa die Bodetal Therme in Thale (Harz). Die seit März geöffnete Wellnesseinrichtung setzt auf eine Verbindung von Gesundheit, Entspannung und Natur. Neben Massagen mit Kräutern aus der Region, Solebädern und Saunagängen können Jung und Alt rund um die Therme bei Wandertouren und Kletterkursen aktiv werden.

Das Angebot ziele auf Harz-Touristen wie auf Einheimische. „Warum erst in die Ferne schweifen? Die kleine Ich-Zeit liegt direkt vor der Haustür“, sagt Markus Bloching, Geschäftsführer der Therme. Ein Drittel der Gäste komme für den Kurzurlaub aus der Region.