Sterbebegleitung: Für einen sanften, würdevollen Tod
Die Hospizstiftung fordert einen Ausbau der Palliativmedizin.
Düsseldorf. Mehr als 80 Prozent aller Deutschen wünschen sich einen schnellen, möglichst schmerzfreien Tod, den sie dann zu Hause in vertrauter Umgebung erleiden. Das sind die Wünsche, die mehrere Umfragen ermittelt haben.
Die Realität sieht freilich anders aus: Rund 80 Prozent der 820000Sterbenden verbrachten im vergangenen Jahr ihre letzten Stunden in einem Pflegeheim oder in einem Krankenhaus. Und mit etwas mehr als vier Prozent bekam nur ein Bruchteil von ihnen jene Betreuung, die möglich wäre: einen dank medizinischer Begleitung schmerzlosen Tod mit psychologischer Betreuung, genannt die palliative Betreuung.
Das ist viel zu wenig, meint die Deutsche Hospizstiftung, die sich als Interessenvertretung der Patienten versteht. Ihr Vorsitzender Eugen Brysch forderte gestern einen Versorgungsgrad von rund 40Prozent für alle Sterbenden. Das sei die untere Grenze, die in internationalen Umfragen ermittelt worden sei; in Skandinavien oder auch Großbritannien liege die Quote weitaus höher, so Brysch.
Um dieses Ziel zu erreichen, sei vor allem die Politik gefragt, sagte Brysch. In Berlin steht schon seit langem die Reform der Pflegegesetze auf der Tagesordnung. Der Hospizverband fordert nun die Einführung verbindlicher Quoten. "Denn nur dann ist auch die Finanzierung sichergestellt", so Brysch.
In Deutschland gibt es eine große Zahl ehrenamtlich organisierter Hospizdienste, die in Pflegeheimen, Krankenhäusern oder auch bei den Patienten zu Hause aktiv werden. Sie kümmern sich um rund sechs Prozent der Sterbenden in einem Jahr. Ihre Leistung wird von der Hospizstiftung ausdrücklich gewürdigt, stößt aber an ihre Grenzen. "Das kann nur eine Ergänzung sein", so Brysch. Einen wirklich sanften Übergang könne nur eine Palliativ-Station gewährleisten. Die aber deckten bislang nur 4,1 Prozent der Todesfälle ab.
Die Mehrheit der Senioren stirbt in Pflegeheimen, in der Regel beträgt die Verweildauer dort weniger als zwölf Monate. Dort gibt es nach Überzeugung der Hospizstiftung den allergrößten Erneuerungsbedarf. "Die Palliativ-Betreuung muss in die Pflegeheime", so Brysch. Im Moment gebe es dort nur in Ausnahmefällen eine Sterbebegleitung, die den aktuellen Möglichkeiten entspreche. Zusätzlich müsse das Netz der sterbebegleitenden Stationen in Krankenhäusern noch ausgebaut werden.