Stinke-Urin und Bier-Verbot - Was an Spargel-Mythen dran ist

Bonn (dpa/tmn) - Später Spargel schmeckt anders, er muss stehend kochen und hinterher riecht der Urin komisch: Was ist dran an diesen Spargel-Gerüchten? Hier werden beliebte Mythen rund um das Stangengemüse aufgeklärt.

Was rar ist, schart Mythen um sich. Spargel gibt es nur ein paar Wochen im Jahr. Diesen Frühling kommen die Stangen deutlich später auf den Markt als normal. Schmeckt er deshalb anders? Was beeinflusst den Geschmack überhaupt? Und ist Weißwein tatsächlich das einzige angemessene Getränk an seiner Seite? Harald Seitz vom Verbraucherinformationsdienst aid in Bonn weiß, was es mit diesen Gerüchten um die edlen Stangen auf sich hat.

Schmeckt später Spargel anders?

Nein. Nur weil der erste Spargel später kommt als sonst, tragen nicht alle Stangen des Jahres einen anderen Geschmack. Herausschmecken lasse sich theoretisch, ob eine Stange zu früh aus dem Erdwall gestochen wurde. „Aber die kommen ja gar nicht erst auf den Markt“, sagt Seitz.

Sind weiße Stangen leckerer als solche mit blauen Köpfen?

Weiße Stangen sind hübscher, aber nicht leckerer. Auf dem Teller will der Kunde Stangen, die genauso aussehen, wie man sich Spargel vorstellt: gerade, schlank, schneeweiß und mit glatter Spitze. Stößt das Köpfchen ein paar Stunden früher aus dem Erdwall ans Licht als der Erntehelfer es sticht, färbt die Sonne es blau-violett. Außerdem könne es passieren, dass die sonst glatte Spitze in der Sonne aufblühe, erklärt Seitz. Das sehe dann nicht mehr klassisch aus, schmecke aber nicht anders. Günstiger ist blauer Spargel nur wegen der untypischen Optik.

Lässt sich nur geschälter Spargel einfrieren?

Ja. Soll tiefgefrorener Spargel auf den Teller, müsse er direkt aus dem Gefrierfach in den Kochtopf. Er dürfe vorher nicht auftauen, sagt Seitz. Daher muss der Koch ihn schon vor dem Einfrieren schälen. Gekochter Spargel lasse sich hingegen nicht einfrieren. Denn in den Stangen bilden sich Eiskristalle, die die gekochten Stangen nach dem Auftauen weich und matschig werden lassen.

Schmeckt man, ob der Spargel in einem Damm mit Folie wuchs?

Nein, denn die Folie ist nur ein Wärme-Verstärker, wirkt sich sonst auf den Spargel aber nicht aus. Folie auf dem Damm simuliert in den ersten Tagen der Saison wärmeres Wetter als tatsächlich herrscht. In diesem Jahr habe es nur eine sehr kurze Zeit Folie auf den Feldern gegeben, sagt Seitz. „Das ist aber eine absolute Ausnahme.“ Denn Folie sei für die Phase gedacht, in der es nicht mehr kalt, aber auch noch nicht richtig warm sei. Diesen sanften Übergang zwischen den Temperatur-Extremen gab es in diesem Jahr fast nicht.

Muss Spargel stehend kochen?

Nicht unbedingt, sagt der Experte. Dass er im Topf stehen muss, sei eher eine Sitte aus früherer Zeit, als die Stangen noch unterschiedlich dick waren. Meist seien sie unten deutlich dicker als oben gewesen. Daher kochten die kräftigen Enden im Wasser, die schmalen Köpfe garten im Dampf. Heute sind die Sorten so gezüchtet, dass eine Stange überall ungefähr gleich dick ist. Sie dürften also auch im Topf liegen, sagt Seitz.

Haben hohle Stangen auch innen Schale?

Nicht immer, sagt Seitz. Es gibt zwei Arten von hohlem Spargel: In der einzelnen hohlen Stange wächst keine Schale im Hohlraum. Sind allerdings zwei Stangen so eng zusammengewachsen, dass sie fast wie eine aussehen, muss der Koch auch den Hohlraum schälen. Das erkenne er am besten, wenn er vorsichtig versuche, sie der Länge nach auseinanderzubrechen. Sei das leicht möglich, müsse dort der Schäler noch einmal ran. Denn: „Schlecht geschälter Spargel ist ganz furchtbar.“

Ist Rotwein zum Spargel tabu?

„Sie können auch Bier zum Spargel trinken“, sagt Seitz. Klar, leichter Weißwein unterstreiche den sanften Spargelgeschmack. Das sei aber eher etwas für Gourmets. Wer lieber Rotwein oder Bier mag, darf auch das trinken. Allerdings sei das Bier besser nicht zu herb und der Rotwein nicht zu schwer.

Und die Sache mit dem Spargel-Urin?

„Das stimmt tatsächlich“, sagt Seitz. Der Urin riecht nach dem Spargelessen anders. „Das hängt mit den Schwefelverbindungen zusammen.“ Dass es allerdings nur einigen Menschen so gehe, stimme nicht, sagt Seitz. Bei jedem Menschen entstünden die Stoffe im Urin, die den strengen Geruch verursachen, bei manchen allerdings stärker als bei anderen. Abschwächen lasse sich der Geruch auch dadurch, dass man zum Spargelgericht viel trinkt. Das verdünne den Urin.