Studie: Verbraucher misstrauen Lebensmittel-Etiketten
Göttingen (dpa) - Im Johannisbeersaft ist kaum Johannisbeere, der „griechische“ Käse kommt aus Deutschland und Hähnchen erweist sich als Formfleisch - Verbraucher wundern sich schon kaum noch über die Schummeleien der Lebensmittelindustrie.
Die Kundenskepsis ist groß.
Die meisten Verbraucher fühlen sich durch Werbeaussagen auf Lebensmittelverpackungen getäuscht. Zu diesem Schluss kommt eine Studie Göttinger Wissenschaftler im Auftrag des Verbraucherzentralen Bundesverbands (VZBV). Fast 80 Prozent der Konsumenten gehen davon aus, dass die Produkte positiver dargestellt werden als sie tatsächlich sind, sagte der Experte für Lebensmittel-Marketing, Prof. Achim Spiller.
Deutscher Käse in griechischer Aufmachung oder Formfleisch statt abgebildeter Hähnchenbrust - derartiges führe zu einer großen Verärgerung der Verbraucher, sagte Studienleiterin Anke Zühlsdorf. „Die Hersteller tun sich mit solchen Maßnahmen keinen Gefallen und bringen den ganzen Markt in Misskredit, weil die allgemeine Glaubwürdigkeit sinkt.“
Für ihre Untersuchung haben die Göttinger Wissenschaftler 750 Konsumenten zu 15 Produktbeispielen befragt. Dabei ging es unter anderem um einen Saft, in dem die namensgebende Frucht kaum vorkommt, um Sahneecken, die zwar Butter, aber keine Sahne enthielten, um ein trotz Fruchtzuckerzusatz als „natursüß“ beworbenes Produkt oder um ein Lebensmittel mit der Angabe „ohne Geschmacksverstärker“, obwohl Hefeextrakt enthalten ist.
Die Mehrheit der Verbraucher fühle sich durch solche Aufschriften massiv getäuscht, sagte Studienleiterin Zühlsdorf. In anderen Beispielen ging es um Verpackungsaufschriften zu Herstellungstechniken oder zur Regionalität, die aus Verbrauchersicht ebenfalls mehr versprechen als sie halten.
„Unter dem dadurch hervorgerufenen Vertrauensschwund haben oft auch diejenigen Hersteller zu leiden, die reelle Qualität bieten und auch reell informieren“, sagte Zühlsdorf. Langfristig würden diese Unternehmen aber von ihrer Ehrlichkeit profitieren.
Die Studie belege, dass die Qualitätsangaben der Hersteller die Verbraucher oft weniger aufklären als verunsichern, sagte VZBV-Vorstand Gerd Billen. Damit sich Verbraucher für Qualität entscheiden können, benötigten sie verlässliche Regelungen, die vor Täuschung schützen.