Viele Bestände überfischt: Nachhaltig Fisch kaufen

Hamburg (dpa/tmn) - Europas Fischer ziehen zu viele Fische aus dem Meer. Die Bestände müssen geschont werden. Verbraucher können dabei helfen. Mit Nachfragen gehen sie sicher, dass kein Fisch aus bedrohten Beständen in ihren Pfannen brutzelt.

Verbraucher müssen beim Fischkauf auf die Fangangaben achten. Denn ob sie den Kabeljau reinen Gewissens essen können, hängt zum Beispiel davon ab, aus welchem Fanggebiet er stammt und mit welcher Methode er ins Netz ging. „Es gibt Fische, wie den Aal oder den Dornhai, die gehören gar nicht auf den Teller“, sagte Iris Menn, Meeresbiologin bei Greenpeace. Der Aal wird von Naturschutzorganisationen als gefährdet eingestuft, der Dornhai in manchen Regionen sogar als „vom Aussterben bedroht“.

Beim Kabeljau hingegen gebe es eine Alternative für Käufer: Stammt er aus dem Nordostpazifik, könnten sie ihn ruhigen Gewissens essen - für Kabeljau aus anderen Beständen gilt das nicht. „Man muss schon genau hinschauen“, riet Menn.

Die Angaben zu Fischart, Fanggebiet und -methode könnten Verbraucher mit dem Fischratgeber von Greenpeace abgleichen, empfahl Menn. Dort ist in Grün und Rot unterteilt, welcher Fisch auf dem Teller landen darf und welcher nicht. Karpfen zum Beispiel ist uneingeschränkt grün, Forelle und Hering haben einen roten Unterpunkt - bestimmte Fanggebiete werden ausgeschlossen.

Unbedenklich sind für Verbraucher außerdem der afrikanische Wels und die Dorade, wenn sie aus Griechenland, Kroatien, Spanien oder der Türkei stammt. Beim Thema Lachs empfiehlt der Fischratgeber zum Beispiel Lachs aus dem Nordostpazifik, wenn er mit Ringwaden, Schleppangeln oder Stellnetzen gefangen wurde. Makrele und Rotbarsch gehören zu den Arten, von denen der Greenpeace-Ratgeber grundsätzlich abrät, denn die Bestände dieser Fische sind erschöpft.

Weil viele Fischbestände als überfischt gelten, haben sich am Mittwoch (15. Mai) auch die Minister der EU-Staaten darauf geeinigt, die Fischbestände stärker zu schonen. Unter anderem wollen sie das Über-Bord-Werfen ungewollt gefangener Fische stärker einschränken als bisher geplant. Denn diese Beifang genannten Tiere landen oft verletzt im Wasser und sterben dort.

Ungewollt gefangene Fische - dieses Problem kann je nach Fangmethode größer oder kleiner sein. Bei der Fischerei mit Grundschleppnetzen oder mit Langleinen entstehe relativ viel Beifang, erklärte Menn. „Da wird es ganz kritisch, dass es überhaupt nachhaltig sein kann“, sagte die Meeresbiologin. Bei anderen Fangmethoden sei es schwer zu generalisieren: Ob nachhaltig oder nicht komme auf die Gesamtsituation an, so Menn. Also welcher Fisch wo und wie gefangen wurde.

Ohne Hilfe durch Broschüren und Ratgeber gestaltet sich der Fischkauf für Verbraucher deshalb schwierig. Denn auch auf Siegel können sie sich nicht einfach verlassen: „Es gibt keine Siegel auf dem deutschen Markt, bei denen man sich sicher sein kann, dass man ein nachhaltiges Produkt kauft.“

Auszeichnungen wie von den unabhängigen und gemeinnützen Organisationen Marine Stewardship Council oder den Friends of the Sea, die Siegel für nachhaltigen Fischfang vergeben, können als erste Orientierung dienen. Menn kritisierte aber, dass die Kriterien für diese Siegel nicht scharf genug seien.

Um zu erkennen, ob das Produkt ausgezeichnet wurde, sollten Verbraucher auf den Verpackungen und Dosen nach dem Logo der Organisationen suchen. Bei Friends of the Sea mit Sitz in Italien handelt es sich um einen rot-blauen Kreis mit der Aufschrift der Organisation und einem Schiffssymbol. Das Logo vom britischen Marine Stewardship Council ist blau-weiß und zeigt einen Fisch.