Vorhaut bei Jungen nicht gewaltsam zurückschieben

Köln (dpa/tmn) - Bei kleinen Jungen ist die Vorhaut des Penis in den ersten zwei Lebensjahren mit der Eichel verklebt, so dass sie sich noch nicht zurückschieben lässt. Die Verklebung sollte sich zwischen dem dritten und fünften Lebensjahr lösen.

Ist das nicht der Fall, so dass der Harnfluss behindert ist und sich die Vorhaut beim Wasserlassen aufbläht, spricht man von einer Vorhautverengung oder Phimose. „Eltern sollten keinesfalls selbst die Vorhaut ihres Sohnes über die Eichel ziehen, sondern mit ihrem Kind zum Kinder- und Jugendarzt gehen“, sagt Prof. Hans-Jürgen Nentwich, Vorstandsmitglied des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte in Köln. „Denn durch die Lösungsversuche entstehen häufig kleine Verletzungen, die Narben hinterlassen und die Beschwerden noch verstärken.“

Auch wenn der Urinstrahl dünn ist, in seiner Richtung abweicht oder tröpfelt und die Vorhaut häufig entzündet ist, weist dies auf eine Vorhautverengung hin. Bildet sich die Phimose nicht von allein zurück und versagt eine konservative Behandlung, wie das Eincremen mit Kortison, muss operiert werden - meist zwischen dem vierten und sechstem Lebensjahr, spätestens aber in der Vorpubertät.

„Es gibt verschiedene Operationstechniken, wie die totale Entfernung der Vorhaut bis hin zum Penisschaft, oder eine Teilbeschneidung, je nach Ausprägung der Verengung und Wunsch der Eltern“, erläutert Nentwich. „Aber auch Vorhaut-erhaltende Techniken, zum Beispiel durch Einschnitte oder Hautverpflanzung, sind unter Umständen möglich.“ Eltern sollten sich diesbezüglich umfassend von einem Kinderchirurgen beraten lassen.

Eine nicht korrigierte Phimose kann in der Pubertät zu akuten Komplikationen führen, wenn der erigierte Penis durch die eigene Vorhaut eingeklemmt wird und es zu einem Blutstau kommt. Um ein Absterben von Gewebe zu verhindern, muss diese sogenannte Paraphimose sofort behandelt werden. Etwa acht Prozent der 6- bis 7-Jährigen und ungefähr ein Prozent der 16- bis 18-Jährigen in Deutschland leiden noch unter einer therapiebedürftigen Phimose. Neben Leistenbrüchen und Hodenhochstand gehören Phimosen zu den häufigsten Gründen, warum Eltern mit ihrem Kind eine kinderchirurgische Abteilung aufsuchen.

Literatur:

Schmittenbecher, P. P.: Phimose: Konservativ oder operativ behandeln? Pädiatrie hautnah 22(S), 380 (2010)