Ratgeber Was man über Shampoos gegen Haarausfall wissen sollte
Der Shampoo-Markt wächst stetig und immer mehr Hersteller am Markt versuchen mit ihren Versprechen, Kunden zum Kauf zu bewegen. Schnelleres Haarwachstum, volleres Haar, Verhinderung von erblich bedingtem Haarausfall - in den Werbebotschaften werden oft alle Register gezogen, um das Vertrauen der Zielgruppe zu gewinnen.
Für Verbraucher ist es jedoch wichtig zu wissen, dass manche Shampoos im Gegensatz zu anderen zwar durchaus Chancen bieten, um bei Haarausfall unter Umständen unterstützend zu wirken, es jedoch auch Grenzen gibt. Was Haarausfall-Shampoos konkret versprechen, mit welchen Wirkstoffen die Hersteller werben und warum es wichtig ist, die Ursache für den Haarausfall vom Experten attestieren zu lassen, haben wir für Sie zusammengefasst.
Bei den Ursachen für Haarverlust erläutern wir den genetisch bedingten Haarausfall genauer und zeigen die unterschiedlichen Verläufe bei Männern im Vergleich zu Frauen auf und wie Mediziner das Krankheitsbild diagnostizieren.
Haarausfall-Shampoos mit Koffein versprechen Haarpracht statt Glatze
Eines der typischen Versprechen unter den Herstellern für Haarausfall-Shampoos ist die Message, dass durch den Wirkstoff Koffein auf dem kahlen Männerkopf wieder volles und dichtes Haar wächst. Insbesondere Männer leiden oft schon in jüngeren Jahren ab etwa 30 unter Haarausfall bzw. ersten Geheimratsecken. Im weiteren Verlauf weiten sich diese dann nicht selten zu einer Halbglatze aus. Labortests (unter anderem durchgeführt an der Uniklinik Schleswig-Holstein), bei denen Kopfhaut über mehrere Tage in einer Koffein-Mischung eingelegt wurde haben gezeigt, dass eine Wachstumsförderung grundsätzlich möglich ist bzw. der Wirkstoff die Haare wieder zum Wachsen anregen kann.
Da es sich jedoch um Laborversuche handelt, ist die medizinische Wirksamkeit von Koffein-Shampoos gegen Haarausfall nicht belegt. Denn ein Einweichen der Kopfhautproben über mehrere Tage lässt sich nicht mit der deutlich kürzeren Einwirkzeit (maximal etwa 60 Sekunden) von Haarshampoos im täglichen Gebrauch vergleichen. Zudem kann ein Shampoo nicht tief in die Kopfhaut eindringen, um die dort liegenden Haarwurzeln tatsächlich zu erreichen und deren Wachstum positiv zu beeinflussen.
Laut Stephan Grabbe, dem Direktor der Universitäts-Hautklinik in Mainz, sei der Wirkstoff Koffein gegen Haarausfall am ehesten durch die Anwendung von Tinkturen unterstützend. Weil diese im Gegensatz zu Shampoo intensiv in die Kopfhaut einmassiert und nicht ausgespült werden.
Produkte mit Taurin versprechen Stärkung der Haarwurzel
Bei der Haarproduktion nimmt die Haarwurzel eine Schlüsselrolle ein. Umgeben sind Haarwurzeln von:
- Kollagenfasern
- Feinen Blutgefäßen
Diese sorgen in Kombination für die Versorgung mit Nährstoffen, welche für das natürliche und gesunde Haarwachstum wichtig sind. Verhärtet sich das Kollagen (z. B. stressbedingt), verengen sich in der Folge die Blutgefäße. Somit ist die Funktion der Haarwurzel und dadurch auch die Haarproduktion beeinträchtigt. Das resultiert häufig in dünneren, empfindlicheren Haaren, die anfälliger für vorzeitigen Haarausfall sind.
Laut Herstellern setzen die Inhaltsstoffe der Haarausfall-Shampoos mit Taurin direkt an der Wurzel an, indem der Wirkstoff den Energieumsatz an der Haarwurzel fördert. So soll das Haarwachstum gesteigert werden. Einfach erklärt:
- Wird die Kopfhaut gut durchblutet, regt das die Mikrozirkulation an.
- Vitamine und Mineralstoffe können die Haarwurzel dementsprechend besser versorgen.
- Medizinisch belegt ist bei Taurin jedoch genauso wenig wie bei Koffein, dass es Haarausfall gänzlich verhindern kann.
Minoxidil kann nachweislich das Haarwachstum aufrechterhalten
Als einer der wenigen Wirkstoffe, mit denen Hersteller werben, ist bei Minoxidil die positive Wirkung tatsächlich auch wissenschaftlich nachgewiesen. Erforderlich ist aber in jedem Fall der Gang zum Hausarzt bzw. Facharzt, denn nur dieser kann eine Therapie mit dem medizinischen Präparat verschreiben.
Hinweis: Ursprünglich kommt der Wirkstoff aus dem Bereich der Medikamente, die zur Senkung von Bluthochdruck eingesetzt werden. Die durchblutungsfördernde Wirkung kann den Haarausfall bremsen und gleichzeitig dafür sorgen, dass neue, kräftigere Haare nachwachsen.
Patienten müssen sich jedoch in Geduld üben, denn Erfahrungsberichte zeigen, dass erste Erfolge bei der Behandlung von erblich bedingtem Haarausfall erst nach etwa vier bis sechs Monaten eintreten.
Unterschiedliche Ursachen können zu Haarausfall führen
Von Haarausfall als Krankheitsbild spricht man unter Ärzten, wenn Betroffene über einen längeren Zeitraum mehr als 100 Haare am Tag verlieren. Der Fachbegriff für krankhaften Haarausfall ist Alopezie. In den meisten Fällen ist der Haarverlust erblich bedingt. Diese Form zählt zu den irreversiblen, also nicht umkehrbaren, aber behandelbaren Formen des Haarausfalls.
Es gibt jedoch auch eine ganze Reihe anderer Ursachen:
- Bei Krebspatienten zum Beispiel ist der Haarverlust in der Regel eine Nebenwirkung der Chemotherapie.
- Aber auch andere starke Medikamente können als Nebenwirkung Haarausfall verursachen.
- Weiterhin kann Mangelernährung zum Verlust der Haare führen, denn oft fehlen dann wichtige Vitamine und Nährstoffe, die am Haarwachstum beteiligt sind.
Neben physischen können auch psychische Faktoren wie etwa dauerhafter Stress dafür sorgen, dass die Haare ausfallen. Nicht zuletzt ist dies auch bei Autoimmunerkrankungen zu beobachten, wenn körpereigene Abwehrmechanismen das Haarwachstum hemmen.
So können Ärzte bestimmen, ob erblich bedingter Haarausfall vorliegt
Wichtig zu wissen ist, dass sich erblich bzw. genetisch bedingter Haarausfall bei Frauen und Männern unterschiedlich äußert. Deshalb nutzen Mediziner unterschiedliche Skalen im Bereich der Diagnostik.
Diagnostik bei Männern
Sind die Betroffenen männlich, wird das in den 1970er Jahren entwickelte Hamilton-Norwood-Schema genutzt. Es dient dazu, den Verlauf bzw. die unterschiedlichen Stadien des Haarausfalls zu klassifizieren. In den ersten drei Stadien geht das Haar zunächst an den Schläfen und im Bereich der Stirn zurück. Hierbei ist in der Alltagssprache der Begriff Geheimratsecken bekannt. Erst danach wird das Haar am oberen Hinterkopf lichter. Im letzten Stadium sind die Übergänge der kahlen Flächen auf der gesamten Schädeldecke fließend. Übrig bleibt dann das, was als Vollglatze bezeichnet wird. Bei Betroffenen verbleibt dann nur noch ein Haarkranz am Hinterkopf. Ist der beschriebene Verlauf bei Männern zutreffend, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um erblich bedingten Haarausfall.
Diagnostik bei Frauen
Da sich der Verlauf bzw. die Entwicklung des Haarverlustes bei Frauen anders äußert als bei Männern, nutzen Mediziner für weibliche Betroffene eine andere Orientierungshilfe. Und zwar die Ludwig-Skala, welche auch unter der Bezeichnung Ludwig-Schema bekannt ist. In der Frühphase verringert sich bei Frauen das Haarvolumen vom Scheitel ausgehend. Im zweiten Stadium ist dann bereits ein verbreiterter Scheitel sichtbar. Zunehmend haben es Betroffene bereits jetzt immer schwerer, die ausgedünnten Bereiche durch eine entsprechende Frisur zu verbergen. In der letzten Phase zeigen sich vom vorderen bis mittleren Oberkopfbereich zwar keine gänzlich kahlen, aber stark gelichteten Flächen. An diesen ist die Kopfhaut deutlich zu sehen und der Haarausfall stark erkennbar. Im Unterschied zu Männern verläuft der genetisch bedingte Haarausfall bei Frauen deutlich langsamer. Zudem resultiert er in der Regel nicht in totalem Haarverlust in Form einer Glatze.