Weißhelme-Truppe gegen Ebola?
Luxemburg/Genf (dpa) - Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hat zur Bekämpfung von Seuchen wie Ebola eine internationale Weißhelm-Truppe vorgeschlagen.
Bislang gebe es die als Blauhelme bezeichneten UN-Friedenstruppen, aber nichts Ähnliches als Antwort auf den Ausbruch von Epidemien, sagte er in Luxemburg. Während die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Ebola-Ausbruch in Nigeria für beendet erklärte, bleibt die Lage in Liberia dramatisch. In Spanien soll eine infizierte Pflegehelferin am Dienstag Gewissheit haben, ob sie die Krankheit überstanden hat.
Steinmeier sagte bei Beratungen mit EU-Kollegen: „Man kann sich etwas vorstellen wie Weißhelme. Nicht eine Organisation, die ständig besteht, aber ein Pool von Experten, von Medizinern, von Pflegepersonal, auf die man in solchen Krisenfällen zurückgreifen könnte.“ Die EU-Außenminister unterstützten Steinmeiers Vorstoß.
Am Rande des Treffens bestätigte Steinmeier, dass die Bundesregierung gemeinsam mit der Lufthansa ein Flugzeug für den Transport von Ebola-Patienten umbauen lasse. Als Hintergrund nannte Steinmeier die begrenzten Kapazitäten der bislang mit dem Krankentransport beauftragten US-Chartergesellschaft Phoenix Air. Die Airbus-Maschine soll im Laufe des Monats November einsatzbereit sein. Dann sollen auch die ersten freiwilligen Helfer aus Deutschland in die betroffenen Länder in Westafrika aufbrechen. Sie werden derzeit auf den Kriseneinsatz vorbereitet.
Gute Nachrichten kamen am Montag von der WHO in Genf, die den Ebola-Ausbruch in Nigeria für beendet erklärte. „Das ist eine spektakuläre Erfolgsgeschichte, die zeigt, dass Ebola eingedämmt werden kann.“ Der nigerianischen Regierung und den WHO-Vertretern vor Ort sei aber bewusst, dass das westafrikanische Land weiter gefährdet sei, solange die Krankheit in anderen Staaten der Region weiter wüte.
In Nigeria hatte es 20 Erkrankte gegeben, 8 davon starben. Ein Ebola-Ausbruch gilt nach den WHO-Richtlinien als beendet, wenn 42 Tage lang kein Fall aufgetreten ist. 42 Tage entsprechen der doppelten maximalen Inkubationszeit, also dem Zeitraum zwischen der Ansteckung und dem Auftreten von Symptomen. Bereits am Freitag hatte die WHO Senegal für ebolafrei erklärt.
Im Kampf gegen die Ebola-Epidemie wollen die EU-Außenminister auf eine bessere Koordination und mehr Geld setzen. So sollen die europäischen Hilfen von einem speziellen Koordinator gesteuert werden. Die EU-Außenminister einigten sich darauf, eine solche Funktion zu schaffen, wie die französische Delegation berichtete.
Am Wochenende hatte Großbritanniens Premierminister David Cameron die EU dazu aufgerufen, die Finanzmittel für die Seuchenbekämpfung auf eine Milliarde Euro zu erhöhen. Bisher haben die EU und ihre Mitgliedsstaaten etwa die Hälfte davon zugesagt. Steinmeier äußerte sich zunächst nicht dazu. In der Diskussion mit den Amtskollegen erklärte er laut Diplomaten, dass Deutschland zur Eindämmung der Epidemie bereits 102 Millionen Euro Hilfsmittel zugesagt habe.
Auch direkt im Krisengebiet will Deutschland helfen. So begann die Bundeswehr am Montag mit der Schulung der freiwilligen Helfer vor ihrem Einsatz in Westafrika. 15 Teilnehmer - vor allem Ärzte, Pfleger und Laborpersonal - seien bei dem einwöchigen Lehrgang in einer Kaserne in Appen bei Hamburg dabei, sagte ein Sprecher der Streitkräftebasis. Neben der medizinischen Weiterbildung gehören auch Länderkunde, rechtliche und psychologische Aspekte, ein Sicherheitstraining und der Umgang mit Schutzausrüstung zum Programm.
Der Ebola-Einsatz soll aller Voraussicht nach Mitte November in Liberia starten. Wo genau ein Standort eingerichtet werden soll, sei aber bisher unklar, hieß es. Ein Erkundungsteam der Bundeswehr und des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) sei vor wenigen Tagen aus Liberia zurückgekommen, die Ergebnisse sollten nun ausgewertet werden.
Dort ist jede Hilfe bitter nötig: Liberias Botschafterin in Deutschland Ethel Davis rief die Staaten erneut eindringlich zur Hilfe im Kampf gegen Ebola auf. „Diese Krankheit hat die Menschen schneller getötet als der Bürgerkrieg in Liberia“, sagte Davis auf der Konferenz „World Health Summit“ in Berlin. Liberia ist derzeit das am stärksten unter Ebola leidende Land.
In Spanien sollte am Dienstag ein zweiter Test bei einer 44-jährigen Ebola-Patientin Gewissheit bringen. Wenn auch der negativ ausfällt, habe die Patientin die Infektion überwunden. Die Frau hatte sich in Madrid bei der Behandlung eines Missionars angesteckt. Der Fall war die erste Ebola-Übertragung von Mensch zu Mensch in Europa.