WHO: Mehr als 2000 Ebola-Tote - Test von Impfstoffen
New York/Monrovia/Genf (dpa) - Die Weltgesundheitsorganisation rechnet damit, dass bis zu einer wirkungsvollen Eindämmung der Ebola-Epidemie noch Monate vergehen können. Die Vereinten Nationen senden einen Ebola-Notruf an die Staatengemeinschaft.
Nötig seien 460 Millionen Euro.
Die Zahl der Ebola-Toten ist laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) allein in den drei am schwersten betroffenen Ländern auf 2097 gestiegen. Aus Guinea, Liberia und Sierra Leone seien insgesamt 3944 Fälle von wahrscheinlichen oder bestätigten Ebola-Infektionen gemeldet worden, teilte die WHO in Genf mit. Hinzu kämen 23 Fälle mit 8 Toten in Nigeria, wo der Ausbruch bislang besser unter Kontrolle ist. Ein Impfstoff gegen Ebola könnte nach WHO-Angaben im November vorliegen.
Bis dahin würden zwei vielversprechende Impfstoffe getestet, erklärte die stellvertretende WHO-Generalsekretärin Marie Paule Kieny in Genf. Im Fall positiver Ergebnisse könnten etwa Ärzte und Pfleger in den betroffenen westafrikanischen Ländern kurzfristig geimpft werden.
Zuletzt hatte die WHO von 1841 Toten in den drei Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone gesprochen, die bis zum 31. August registriert worden seien. Die Lage sei weiter sehr kritisch, erklärte die UN-Organisation. Vor allem fehle es an Gesundheitseinrichtungen und medizinischem Personal. WHO-Experten gehen davon aus, dass noch weit mehr Menschen als bisher amtlich registriert der Epidemie zum Opfer gefallen sind. Es gebe eine hohe Dunkelziffer.
Die WHO rechnet damit, dass bis zu einer wirkungsvollen Eindämmung der Ebola-Epidemie noch sechs bis neun Monate vergehen können. Nach UN-Schätzungen sind zur Bekämpfung der lebensgefährlichen Seuche in den nächsten Monaten Nothilfemaßnahmen im Umfang von rund 600 Millionen Dollar erforderlich (rund 460 Millionen Euro).
Die Vereinten Nationen richteten in New York ein Krisenzentrum zur Bekämpfung der Epidemie ein. „Was als Gesundheits-Notsituation begonnen hat, entwickelt sich gerade zur sozialen und wirtschaftlichen Herausforderung für Millionen von Menschen“, sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in New York nach einem Gespräch unter anderem mit Vertretern der WHO und der Weltbank.
„Wir mobilisieren auf allen möglichen Wegen. Heute schicken wir gemeinsam einen internationalen Notruf raus“, sagte Ban. Es würden dringend mehr Experten gebraucht. Fluglinien und Schifffahrtgesellschaften dürften zudem keine Flüge und Schiffslinien nach Westafrika mehr streichen, denn sonst könne nicht ausreichend medizinische Versorgung zu den Betroffenen gelangen.
Die EU stockt ihre Hilfe im Kampf gegen Ebola erheblich auf. Die Unterstützung steige von bisher 11,9 Millionen Euro auf 144 Millionen Euro. Das Geld ist für die betroffenen Länder Guinea, Sierra Leone, Liberia und Nigeria gedacht. Der Löwenanteil von 97,5 Millionen Euro geht an Liberia und Sierra Leone.
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) forderte eine umfassende Absicherung der Einsatzkräfte in den Ebola-Krisengebieten. „Als Hilfsorganisation benötigen wir die Garantie, dass unsere Helfer im Falle einer Infektion mit dem hochansteckenden Virus die beste medizinische Versorgung bekommen“, sagte DRK-Präsident Rudolf Seiters der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Freitag). Hier müsse die Politik ihren Beitrag leisten. Den Helfern müsse ein Rücktransport nach Deutschland garantiert werden. Die Bundesregierung werde in jedem Fall alle Möglichkeiten für eine fachgerechte Behandlung prüfen, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes.
Unterdessen ist in den USA ein dritter Ebola-Patient eingetroffen. Er hatte sich in Liberia angesteckt. Der amerikanische Missionar wurde in eine Klinik im Bundesstaat Nebraska gebracht. Die beiden ersten in den USA behandelten Ebola-Patienten hatten überlebt.
In München verursachte am Freitag ein Ebola-Verdacht kurzzeitig Aufregung. Ein junger Mann aus Somalia war wegen des Verdachts auf Ebola oder eine andere Tropenkrankheit am Münchner Hauptbahnhof vorrübergehend unter Quarantäne gesetzt worden, wie die Bundespolizei mitteilte. Der Mann hatte sich zweimal übergeben müssen, die Beamten verständigten einen Arzt. Dieser erkannte bei einer ersten Untersuchung Symptome einer Tropenkrankheit wie Ebola. Für etwa eine Stunde wurde der Raum der Polizei am Hauptbahnhof gesperrt, ehe das Gesundheitsamt feststellte: Der Mann leide wahrscheinlich an einer Magenschleimhautentzündung.
In Liberia starb erstmals seit Ausbruch der Ebola-Epidemie in Westafrika eine Mitarbeiterin der SOS-Kinderdörfer. Die Kinderdorf-Mutter habe sich bei einem Treffen mit ihrer erwachsenen leiblichen Tochter in der Hauptstadt Monrovia mit dem tödlichen Erreger infiziert, teilte die Organisation mit. Die Frau habe im Kinderdorf von Juah Town gearbeitet. Da sie dorthin aber nicht mehr zurückgekehrt sei, hätten sich die Kinder nicht infizieren können.