Es ist ein kleiner Teil unserer Wirbelsäule, aber kein unwichtiger: Das Steißbein ist mit dafür verantwortlich, dass unser Becken so stabil und beweglich ist. Verschiedene Muskeln und Bänder setzen dort nämlich an, wie der Orthopäde David Kubosch von der Gelenk-Klinik Gundelfingen erklärt.
Gerät dieses Zusammenspiel aus dem Gleichgewicht, drohen Schmerzen: Sitzen, Radfahren oder Aufstehen machen dann keine Freude mehr. Ein Überblick:
Welche Ursachen Steißbeinschmerzen haben können:
Wer ausgerutscht und auf den Po gefallen ist, weiß, woher die Schmerzen im Bereich des Steißbeins kommen. Dann ist es womöglich zu einer Prellung, im schlimmsten Fall sogar zu einem Bruch, gekommen - mit starken Schmerzen, die rasch ärztlich abgeklärt werden sollten.
Meist kommen die Steißbeinschmerzen aber schleichend: Fehlhaltungen sorgen auf Dauer für eine Überlastung bestimmter Muskeln und Bänder - Startpunkt für schmerzhafte Verspannungen. Kubosch zufolge ist oft schlichtweg zu langes Sitzen die Ursache.
Viele Frauen kennen Steißbeinschmerzen auch als Begleiter ihrer Menstruation. Wenn sich Gebärmutter und die umliegenden Muskeln zusammenziehen, um die Schleimhaut abzustoßen, können Schmerzen entstehen, die bis ins Steißbein ausstrahlen. Zudem kann die verstärkte Durchblutung der Beckenregion den Druck auf Nerven und Gewebe rund ums Steißbein erhöhen - und damit Beschwerden verstärken, wie Kuobsch erklärt.
Auch viele Schwangere sind von Steißbeinschmerzen betroffen. Um Platz fürs Baby zu schaffen, lockern sich Bänder und Gelenke im Becken - das kann das Steißbein destabilisieren.
Was die Schmerzen lindert:
Wer aufs Steinbein gestürzt ist, sollte die Körperstelle als Erste-Hilfe-Maßnahme kühlen - und auf die Rückenlage erst einmal verzichten, wie David Kubosch rät.
Sind Verspannungen die Ursache, hilft Wärme dabei, die Muskulatur wieder zu lockern - etwa in Form eines warmen Bades, einer Wärmflasche oder eines Pflasters. Auch sanfte Dehn- und Kräftigungsübungen für die untere Rückenmuskulatur können dafür sorgen, dass sich Steißbeinschmerzen bessern.
Wer stundenlang am Schreibtisch arbeitet, sollte das auf einem gut gepolsterten und ergonomisch angepassten Stuhl tun. Hilfreich kann auch ein spezielles Keil- oder Donutkissen sein, das den Druck auf das Steißbein verringert. Was immer eine gute Idee ist: beim Sitzen regelmäßig die Position wechseln.
Wann ein Arztbesuch angesagt ist:
Die Steißbeinschmerzen sind sehr heftig? Oder Sie haben keine Ahnung, woher sie stammen könnten? Das gibt Anlass, die Beschwerden ärztlich abklären zu lassen. Auch wenn die Schmerzen länger als sechs Wochen bestehen, sollte man einen Arzt aufsuchen, rät David Kubosch.
Erste Anlaufstelle ist dabei die Hausarztpraxis. Falls notwendig, erfolgt eine Überweisung zum Facharzt oder zur Fachärztin, typischerweise aus der Orthopädie, Unfallchirurgie, Gynäkologie oder Neurologie.
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