Zwei Jahre nach Ehec weniger Langzeitfolgen bei Patienten
Hamburg (dpa) - 2011 verbreitete eine Ehec-Epidemie Angst in Deutschland. 53 Menschen starben. Zwei Jahre danach untersuchten Spezialisten in Hamburg erneut ehemalige Patienten des Universitätsklinikums.
Das Ergebnis: Die Zahl der Menschen mit Langzeitschäden geht zurück.
Bei der diesjährigen Untersuchung von 73 Menschen, bei denen einst die schwere Ehec-Verlaufsform hämolytisch-urämisches Syndrom (Hus) diagnostiziert wurde, hatten nur noch sechs Prozent einen erhöhten Kreatininwert im Blut. Er ist für die Mediziner ein ganz wichtiges Signal für die Funktionsfähigkeit der Niere. 2012 hatten noch 14 Prozent einen erhöhten Wert, bei der Entlassung der Patienten 2011 sogar 59 Prozent, wie Nierenspezialist Prof. Rolf Stahl vom UKE der Nachrichtenagentur dpa sagte. „Es ist eine sehr erfreuliche Veränderung.“
Er warnte aber vor einer Überinterpretation der Ergebnisse. Sie könnten nicht mehr als eine Tendenz zur Besserung sein. „Es ist noch keine Langzeitbeobachtung, dafür sollten wir die Daten aus fünf Jahren abwarten“, betonte der Mediziner.
Bei der größten deutschen Ehec-Epidemie starben vor zwei Jahren 53 Menschen - vor allem Norddeutschland war betroffen. Charakteristisch für die Erkrankung sind blutiger Durchfall und im Falle der schweren Verlaufsform Hus Nierenversagen. Über die Ursache wurde lange gerätselt, inzwischen gelten aus Ägypten importierte Bockshornklee-Samen als Quelle für die Erreger.
Zur jährlichen Nachuntersuchung im UKE waren von 120 eingeladenen ehemaligen Patienten 73 erschienen. Die Mediziner wollten auch wissen, ob die Patienten auch Eiweiß ausscheiden - denn auch dies kann ein Hinweis auf eine Nierenschädigung sein. 83 Prozent der Patienten hatten vor zwei Jahren noch dieses Problem, jetzt sind es nur noch 25 Prozent.
„Die Werte im Urin sind aber nur noch sehr niedrig“, erklärte Stahl. Brauchten 2011 noch 40 Prozent Hochdruck-Medikamente, so sind es 2013 lediglich 15 Prozent. Das ist allerdings etwas schlechter als noch im Vorjahr mit 11 Prozent, sagte Stahl. Man dürfe aber auch dem keine zu große Bedeutung beimessen und müsse erst einmal die weitere Entwicklung abwarten.
Ein Teil der UKE-Ergebnisse fließen nach Angaben von Stahl in eine vom Bundesgesundheitsministerium geförderte „Analyse des Ehec/Hus-Ausbruchs im Mai/Juni 2011“. Sie entsteht in Zusammenarbeit von UKE, den Unikliniken in Lübeck, Kiel und Hannover sowie dem Robert Koch-Institut (RKI). Geplant ist eine umfassende Datenbank über die Spätfolgen möglichst aller 2011 erkrankten Patienten. Dem RKI und der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie liegen nach eigenen Angaben bislang keine Zahlen vor, wie viele Menschen in Deutschland insgesamt noch Ehec-Langzeitfolgen haben.