Studie: Sport kann zuweilen so nützlich sein wie Medikamente
London (dpa) - Dass Sport der Gesundheit gut tut, ist keine Neuigkeit. Eine große Studie mit Daten von Hunderttausenden Patienten zeigt jetzt allerdings, dass Bewegung in einigen Fällen sogar Medikamente überflüssig machen kann.
Forscher fordern „Bewegungs-Rezepte“.
Sport kann einer großangelegten Studie zufolge gegen einige Krankheiten genauso gut oder sogar besser wirken als Medikamente. Besonders gut sei Bewegung nach Schlaganfällen, bei Herzproblemen und Diabetes Typ 2, heißt es in dem Fachartikel, an dem unter anderem die London School of Economics und die Harvard Medical School beteiligt waren. Die Forscher hatten mehrere frühere Untersuchungen zusammengefasst und somit Daten von 339 000 Menschen ausgewertet - mit den Diagnosen Schlaganfall, Herzkrankheiten oder Vorstufen von Diabetes Typ 2, der vor allem im Alter auftritt.
In Zukunft sollte Sport häufiger als Alternative zu medikamentöser Therapie verschrieben werden, raten die Forscher. Zwar seien die Vorteile von Sport für die Gesundheit seit langem bekannt und vielfach untersucht. Bislang habe es aber unter anderem zu wenig direkte Vergleiche mit der Behandlung durch Medikamente gegeben. Einige Organisationen warnten Patienten zugleich vor dem selbstständigen Absetzen der Medikamente beim Beginnen eines Sportprogramms.
Das Forscherteam um Huseyin Naci aus London präsentiert seine Studie im „British Medical Journal“. Am überzeugendsten fielen die Ergebnisse demnach für Menschen aus, die einen Schlaganfall erlitten hatten und in der Rehabilitationsphase waren. In zahlreichen Fällen erreichten sie deutlich bessere Ergebnisse durch Bewegung als durch Medikamente, erklärten die Forscher.
Mit Blick auf Herzkrankheiten und für Patienten, deren Blutzucker-Spiegel vermuten ließen, dass sie den Diabetes Typ 2 bekommen könnten, hatte Sport in den meisten Fällen dieselbe Wirkung wie eine Behandlung mit Medikamenten. Einzig bei Herzversagen stellte sich heraus, dass sogenannte diuretische Medikamente, die eine harntreibende Wirkung haben, bessere Ergebnisse als Sport oder andere Arten von medikamentöser Behandlung erzielten.
„In Fällen, in denen Medikamente nur eine eingeschränkte Wirkung haben, verdienen es Patienten, erklärt zu bekommen, welche Auswirkungen physische Aktivitäten haben können“, heißt es von den Wissenschaftlern. Um Todesfälle und hohe Sterblichkeitsraten zu verhindern, sollten Ärzte künftig auch „Bewegungs-Rezepte“ verschreiben. Gleichzeitig müssten Pharma-Unternehmen in ihren Studien die Wirkung von Medikamenten nicht nur mit Placebo-Gruppen, sondern auch mit Sport vergleichen.
Britische Hilfsorganisationen wie Diabetes UK oder die für Schlaganfallpatienten zuständige Stroke Association betonten, es sei bekannt, dass ein aktiver Lebensstil viele Vorteile für die Gesundheit bringe. Es sei aber wichtig, dass Patienten ihre verschriebenen Medikamente nicht automatisch absetzten und sich alleine auf Bewegung verließen, ohne dies mit ihrem Arzt zu besprechen. Es müsse erst weitere Studien und Vergleiche zum Thema geben, erklärte etwa Amy Thompson von der British Heart Foundation.