Diabetes und Co. Ramadan: Fasten-Tipps für Menschen mit Vorerkrankungen
Berlin · Der Ramadan steht bevor, ab dem 1. März fasten viele Muslime wieder. Wer das mit Vorerkrankungen wie etwa Diabetes tun will, sollte aber einige Dinge beachten. Ein Überblick.
Ramadan bedeutet: nichts essen, nichts trinken zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Zwar sind Musliminnen und Muslime mit Erkrankungen wie etwa Diabetes von der Pflicht zum Fasten ausgenommen. Trotzdem entscheiden sich laut Prof. Ina Danquah von der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) viele dafür.
Um Gesundheitsrisiken zu minimieren, sollten Menschen mit Vorerkrankungen allerdings einige Dinge beachten. Drei wichtige Punkte im Überblick:
1. Medikamente: Lieber Rücksprache halten
Das Fasten wirkt sich auf den Stoffwechsel aus. Mögliche Folge: Der Körper reagiert laut Landesapothekerkammer Niedersachen anders auf Medikamente. Zwei Beispiele:
- Entwässernde Medikamente, sogenannte Diuretika, kommen etwa zur Behandlung von Bluthochdruck und Herzinsuffizienz zum Einsatz. Wer fastet und somit tagsüber aufs Trinken verzichtet, sollte ihre Dosis anpassen. Sonst droht eine Dehydrierung, der Körper verliert dann zu viel Wasser.
- Blutdrucksenker mit dem Wirkstoff Lercanidipin sollte man vor dem Essen einnehmen. Schluckt man die Tablette im Zuge des Ramadan allerdings nach der üppigen Mahlzeit nach Sonnenuntergang, verstärkt sich die Wirkung, warnt die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA).
Auf der sicheren Seite ist, wer sich vorab ärztlichen Rat holt und/oder das Thema in der Apotheke anspricht. Im Ramadan auf eigene Faust die Dosierung zu verändern oder Medikamente einfach wegzulassen, davon raten die Experten ab.
Übrigens: Die Einnahme von Arzneimitteln ist im Ramadan zwar tagsüber nicht erlaubt, erklärt die Apothekerkammer. Es gibt aber Ausnahmen, dazu zählen Medikamente zum Inhalieren, Salben oder Augentropfen. Möglich, dass man im Fastenmonat auf eine andere Darreichungsform umsteigen kann - auch das sollte man vorab klären.
2. Bei Diabetes: Risiken richtig einschätzen
Diabetes ist nicht gleich Diabetes: Manch einer mit der Stoffwechselerkrankung hat ein hohes oder sogar sehr hohe Risiko für Komplikationen im Ramadan.
- Das gilt für alle mit Diabetes Typ-1. Ihnen wird vom Fasten eher abgeraten, so die DDG. Denn durch die lange Essenspause tagsüber drohen gefährliche Schwankungen des Blutzuckerspiegels, das Risiko für eine schwere Unterzuckerung ist hoch. Wer dennoch fasten will, sollte das unter engmaschiger ärztlicher Kontrolle und mit kontinuierlichen Messungen des Blutzuckerspiegels tun.
- Menschen mit Typ-2-Diabetes hingegen können fasten, sofern ihr gesundheitliches Risiko niedrig ist. Auch sie sollten aber vorab Rücksprache mit Arzt oder Ärztin halten - auch um eine eventuelle Anpassung von Medikamenten zu klären. Und auch für sie gilt natürlich: den Blutzuckerspiegel über den Tag regelmäßig kontrollieren.
Entgleist der Blutzucker, sollten Diabetikerinnen und Diabetiker das Fasten sofort unterbrechen. Hinweis auf eine Unterzuckerung geben der DGG zufolge Symptome wie Zittern und Schwindel, auch ein Messwert von unter 70 mg/dl ist ein Warnzeichen. Auf eine Überzuckerung deuten häufiges Wasserlassen, Müdigkeit, Verwirrtheit und Übelkeit sowie ein Messwert von über 300 mg/dl hin.
3. Für Diabetiker, aber nicht nur: Mahlzeiten clever gestalten
Iftar - die Mahlzeit nach Sonnenuntergang - ist oft von süßen und fettigen Speisen geprägt. Gerade wer einen Diabetes hat, hält man sich etwa bei Baklava oder gesüßten Getränken am besten zurück. Besser für den Blutzuckerspiegel: den Fokus auf Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Gemüse und mageres Eiweiß legen.
Für Sahur, die Mahlzeit vor dem Sonnenaufgang, wählt man am besten Lebensmittel, die viele Ballaststoffe liefern und somit lange sättigen. Optimal sind etwa Haferflocken oder Vollkornprodukte, so der Rat der DDG. Die Apothekerkammer Niedersachsen rät, eine nur leicht gesalzene Suppe einzubauen. Das hilft dabei, ohne Flüssigkeit gesund durch den Tag zu kommen.
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