Grübeln verschlimmert die Lage
Wer viel nachdenkt, steigert sich in Sachen hinein und fühlt sich schlecht.
Düsseldorf. Schlaflose Nächte, endloses Grübeln. Wer kennt das nicht? Die Gedanken bewegen sich in einer Endlosschleife. Der vor der Nase weggeschnappte Parkplatz, der Anruf im ungünstigsten Augenblick: die Liste der Auslöser für Grübelattacken ist unendlich.
Eine flapsige Bemerkung über die Figur, und wir sind verunsichert. Ein sarkastischer Kommentar des Chefs, und wir überlegen stundenlang, ob uns nicht vielleicht schon morgen die Kündigung ins Haus flattert.
Nicht selten kreisen unsere Gedanken auch um die Grundfragen des menschlichen Daseins. Was mache ich aus meinem Leben? Warum bin ich nicht glücklich und zufrieden wie alle anderen?
"Jeder hat seinen eigenen Katalog an Spitzenrennern von Launenverderbern. So spielen wir etwa Gemeinheiten immer wieder im Kopf durch. Wir kommentieren, kritisieren, urteilen und vergleichen und leiern auch alte Schmerzen in unfreiwilligen Mentalkreisdrehern immer wieder durch", so Ute Lauterbach.
Die Gründerin des Institutes für psycho-energetische Integration kennt das Phänomen Grübelfalle aus dem Effeff und erzählt eine Geschichte: "Stellen Sie sich vor, sie hätten zwei Ratten im Keller. Wie reagieren sie auf diese Vorstellung? Genau, jeder reagiert auf seine Art! Helmut fühlt sich zum Hobbykammerjäger berufen und hofft auf baldigen Jagderfolg. Nora findet die Angelegenheit zwar lästig, engagiert aber sofort eine entsprechende Fachkraft. Nur Walter wirft sofort das Gedankenkarussell an: Zwei Ratten! Noch im Keller, bald können sie in der oberen Etage sein. Die nachtaktiven Biester werden alles ruinieren, werden sich vermehren, das Haus unbewohnbar machen. Walter hat schlaflose Nächte, aus zwei Ratten sind mindestens hundert in seinem Kopf geworden, denen er sich ohnmächtig ausgeliefert fühlt".
Ein und dieselbe Situation macht einen Menschen zum konstruktiven Akteur und den anderen zum verstrickten Opfer. Je mehr wir in den negativen Gedankensog hineingeraten, umso düsterer wird unsere Stimmung.
Selbst völlig unbedeutende Ereignisse können Anlass für tagelanges Grübeln sein. Experten sind sich einig: Negative Gefühle haben einen starken Einfluss auf unsere Gedanken und unser Verhalten.
Wenn man ein psychisch gesundes Leben führen möchte, darf man ihnen nicht zu viel Raum zugestehen. Denn das Verharren in traurigen, wütenden oder ängstlichen Grübelfallen hat Einfluss auf viele Entscheidungen, die nicht nur dem seelischen Wohlbefinden und der körperlichen Gesundheit schaden, sondern auch das Leben ruinieren können.
Vor allem Partnerbeziehungen gehören zu den häufigsten Grübelfallen. Doch ängstliches Nachgrübeln darüber, was der Blick des Partners wohl zu bedeuten hat und er die Männerabende nicht vielleicht doch woanders verbringt, können schnell genau dort enden, wo man gar nicht hin möchte:
bei übertriebener Eifersucht, die schließlich zur Trennung führt. "Es gibt einen Weg, diese emotionale Überempfindlichkeit zu überwinden", sagt Psychologin Susan Nolen-Hoeksema.
Dazu müssten wir allerdings lernen, unsere Gefühle zu erkennen und angemessen auszudrücken, um effektiv mit Situationen umgehen zu können.