Das Haus aufrüsten: Sinnvolle Reihenfolge beim Sanieren
Düsseldorf (dpa) - Energetisch Sanieren ist in aller Munde. Doch viele Hausbesitzer sind überfordert, wenn es um die Reihenfolge der Maßnahmen geht. Meist lassen sich je nachdem, was ansteht Maßnahmen sinnvoll kombinieren.
Auf diese Weise beantwortet sich auch meist die Frage, womit man anfangen soll.
Beginne ich mit dichteren Fenstern? Oder lasse ich zuerst eine effiziente Heizung einbauen? Katrin Wefers, Referentin für Bautechnik und Bauphysik der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, hat Antworten:
Frau Wefers, in welcher Reihenfolge gehe ich am besten vor?
Katrin Wefers: Das kann man pauschal nicht beantworten, denn das hängt auch vom Zustand des Hauses ab. Vielleicht stehen hier sowieso bestimmte Sanierungsmaßnahmen an, unabhängig von der energetischen Komponente, oder man kann die Maßnahmen sinnvoll kombinieren. Und natürlich ist es abhängig vom Budget oder den Anforderungen von Fördermitteln, die man in Anspruch nehmen will. Tausche ich etwa die alten Fenster gegen Dreifach-Verglasung aus und möchte KfW-Fördermittel in Anspruch nehmen, geht das nur in Kombination mit einer Fassadendämmung. Grundsätzlich gibt es nur wenige Pflichten laut der Energieeinsparverordnung (EnEV), die unabhängig von einer sowieso anstehenden Sanierung gefordert sind.
Was schreibt der Gesetzgeber denn vor?
Wefers :Zum Beispiel müssen Heizungen, die älter als 30 Jahre sind, in der Regel ausgetauscht werden. Die oberste Geschossdecke muss in der Regel gedämmt werden, wenn das Dach nicht gedämmt ist - hier gibt es auch ein kleines Sternchen. Für andere Bauteile gilt: Wenn ich sowieso das Bauteil austauschen oder sanieren muss, dann muss ich mich an energetische Vorgaben laut EnEV halten.
Nehmen wir ein Haus, Baujahr 1985, bisher ohne größeren Sanierungsbedarf - Heizung läuft noch, Fenster sind gefühlt dicht, und die Fassade braucht maximal einen neuen Anstrich, um schöner auszusehen. Aber ich will vorbauen. Womit fange ich an?
Wefers: Grundsätzlich kann ich bei einem Einfamilienhaus oben anfangen mit dem Dach. Eventuell ist die Dachhaut sowieso erneuerungswürdig, dann macht es Sinn, etwa eine Zwischen- und Aufsparrendämmung in dem Zuge einzubringen. Dabei denke ich schon an einen gewissen Dachüberstand für die dann folgende Fassadendämmung. Denn wenn ich eine Dämmung von außen anbringe, brauche ich diesen.
Was kann ich noch sinnvoll kombinieren?
Wefers: Wenn ich die Fenster mache, ist es sinnvoll, diese gemeinsam mit der Fassadendämmung zu planen - auch unabhängig von den Fördermitteln. Denn man kann dann die Fenster in die Dämmebene setzen und so lückenlos dämmen. Da das Haus dichter wird, ist über ein Lüftungskonzept nachzudenken, um die Raumluftfeuchtigkeit auszubringen. Und um das Haus komplett einzupacken, ist als nächstes die Dämmung der Kellerdecke sinnvoll - wenn der Keller unbeheizt ist.
Was ist mit der Heizung?
Wefers: Ist das Haus gedämmt, sinkt mein Energiebedarf. Der nächste Schritt ist die Gebäudetechnik. Ich brauche nun eine kleiner dimensionierte Heizungsanlage. Vielleicht kann ich diese kombinieren mit regenerativer Energie, zum Beispiel meinen Gas-Brennwertkessel mit Solarthermie zusammenbringen. Es ist wiederum sinnvoll, diese Anlage anzubringen, wenn das Dach eben erneuert wurde.
Zusammengefasst raten sie zum Dämmen vor dem Austausch der Heizungsanlage.
Wefers: Genau, weil ich die Heizung dem neuen Bedarf entsprechend dimensionieren kann. Trotzdem haben wir in unserer Energieberatung Fälle, wo der Verbraucher sagt, ich mache die Fenster erst, wenn sie defekt sind. Das geht auch, denn letztlich ist alles individuell abzustimmen. Jedes Gebäude ist anders und vor allem hat jeder Nutzer andere Vorstellungen und ein anderes Budget. Man muss die jeweils sinnvolle Reihenfolge finden.
Das ist alles ganz schön teuer. Wie kann ich sparen?
Wefers: Was an der Fassadendämmung teuer ist, sind neben dem Material besonders die Arbeitsstunden, aber auch das Gerüst, das aufgebaut wird. Wenn etwa ein neuer Anstrich fällig ist, macht es Sinn, sich zu überlegen, ob ich nicht gleich dämme. Wenn das Budget es zulässt, macht es auch durchaus Sinn, alles in einem Zuge zu machen. Erstens habe ich dann nur einmal die Baustelle und zweitens kann ich die Möglichkeit einbeziehen, auf ein Effizienzniveau zu kommen - und dafür einen extra Zuschuss der KfW zu bekommen. Grundsätzlich lassen sich KfW-Fördermittel mit anderen Fördertöpfen kombinieren.
Ab welchem Alter des Hauses raten Sie Besitzern, sich zu informieren, was wann anstehen kann? 10, 20 oder 30 Jahre nach dem Neubau?
Wefers: Informieren ist natürlich immer gut, aber wie lange sich etwas hält, das ist individuell unterschiedlich. Ich würde aus dem Bauch heraus empfehlen, nach 30 Jahren spätestens mal das Gebäude zu checken. Der Heizungsaustausch ist ab 30 Jahren ja in der Regel Pflicht. Dann kann das Dach auch schon mal undicht sein. Aber auch vorher kann es Sinn machen energetisch zu modernisieren.
Wie stark kann die Sanierung die Haushaltskasse entlasten?
Wefers: Wenn ich eine Jacke anziehe, friere ich nicht so schnell. Genauso ist es beim Haus. Wenn ich dämme, spare ich Heizkosten. Aber bei der konkreten Einsparung spielen verschiedene Faktoren hinein: Wie kalt ist der Winter? Wie war der energetische Zustand des Gebäudes vorher und ist er danach? Die Brennstoffpreise schwanken. Und auch das Nutzerverhalten ist entscheidend - das muss man in Klammern inzwischen immer dazu sagen.
Was kann ich falsch machen?
Wefers: Es gibt den sogenannten Rebound-Effekt. Man hat ein wunderbar gedämmtes Haus, aber statt wie bisher im Pullover sitzt man nun im T-Shirt im Wohnzimmer. Es ist ein psychologischer Effekt: Man denkt sich, ich spare jetzt Heizkosten, also kann ich die Heizung auch höher stellen. Unterm Strich spare ich dann nicht, weil ich mehr verbrauche. Das passiert relativ häufig. Zur Person: Katrin Wefers ist Referentin für Bautechnik und Bauphysik der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf.