Die Innovation steckt im Detail - Ausblick auf die Möbelmesse IMM
Köln (dpa/tmn) - Man sucht die großen Sprünge. Sind grüne Sofas 2016 im Trend? Kommt die Farbe Rot in Mode oder werden Stühle voluminöser? Dies soll sich auf der Internationalen Möbelmesse IMM Cologne in Köln (noch bis 24. Januar) zeigen.
Aber wirkliche Revolutionen kann die Möbelbranche dort und derzeit allem Anschein nach nicht bieten. Muss sie aber auch nicht, finden Experten. Sie kann auch einfach nur das Vorhandene erst mal noch besser und bequemer im Gebrauch machen.
Letztlich ist die Zeit der großen Trends vielleicht ohnehin vorbei. Ein Megatrend sei nämlich die Individualisierung der Einrichtung, schreibt der Verband der Deutschen Möbelindustrie in einem aktuellen Trendbericht. „Es gibt nicht mehr die eine Hauptrichtung“, sagt auch IMM-Sprecher Markus Majerus. Was also können wir erwarten von der größten deutschen Einrichtungsmesse? Ein Überblick:
Besser: Viele Neuheiten haben nichts mit der Optik zu tun. „Die Möbelhersteller sind innovativ in den Details“, sagt Ursula Geismann. So werden etwa Beschläge immer besser. „Oberflächen sind nicht mehr so empfindlich gegenüber Fingerabdrücken“. Und Bezugsstoffe für Sofa und Stühle werden immer robuster. „Man kann einen weißen Bezug nehmen und muss nicht Angst haben, dass er nach zwei Wochen dreckig ist“, berichtet die Trendexpertin. „Es geht den Designern um komfortables Wohnen durch größtmögliche Unterstützung der Möbel selbst.“
Gemütlich: Flauschige Kissen, warme Farben, sanfte Materialien und Formen sind schon seit ein paar Saisons der Zug, auf den immer mehr Einrichtungsfirmen aufspringen. Und auch 2016 ist eines der oft gehörten Schlagworte auf der Messe sein: Gemütlichkeit, wahlweise sogar „die deutsche Gemütlichkeit“. Das heißt im Grunde: „Wir sind ganz weg von kühlen, zurückhaltenden Sachen“, erklärt Geismann.
Daneben wird wieder mehr Wert auf Dekorationen im Raum gelegt - Purismus ist definitiv out. So wird der Käufer laut den Experten auch diese nicht unbekannte Designidee noch häufiger im Handel finden: Möbel und Wohnaccessoires mit einer Geschichte - wenn auch keine konkrete. Es reicht schon, wenn ihr Besitzer sagen kann, dieser Bilderrahmen besteht aus alten Schiffsplanken aus Indonesien. Oder dieser Tisch entstand aus altem Bauholz - mitsamt sichtbarer Gebrauchsspuren.
Aber: Parallel zur Gemütlichkeit werden Möbel immer kleiner und wirken auch luftiger und leichter. „Wir sind weg von den voluminösen Maßen der 2000er Jahre. Damals waren Sofas so groß wie ganze Wohnlandschaften“, sagt Trendexpertin Geismann.
Schlau: „Das Telefon nimmt immer mehr Raum ein, auch wenn wir über das Wohnen sprechen“, sagt IMM-Sprecher Majerus. Und in der Tat, das Smart Home - das schlaue Haus - ist ein im Moment fast schon gebetsmühlenartig verwendeter Begriff der Branche. Lichter, Rollläden, Heizungen und sogar Küchengeräte werden vernetzt und online sogar aus der Ferne steuerbar. Die immer stärkere Einbindung der Kommunikationsgeräte geht auch an den Möbeln nicht spurlos vorbei: Kommoden bekommen zum Beispiel eine integrierte Dockingstation zum Aufladen, Sideboards integrieren unauffälliger einen Fernseher, und Spiegel fürs Bad kommen mit TV-Flächen.
Und hier soll es tatsächlich die eine oder andere herausragende Innovation auf der IMM zu sehen geben: Messe-Sprecher Majerus berichtet etwa von der Vorstellung eines Teppichs mit Sensoren. „Er erkennt, wenn ein Mensch darauf fällt oder darauf liegt und löst etwa Alarm aus.“ Für Haushalte mit Pflegebedürftigen eine interessante Idee.
Überholt: Schon seit ein paar Saisons bringen Möbelunternehmen alte Klassiker wieder auf den Markt. Manchmal werden diese Re-Editionen auch ein wenig den modernen Zeiten angepasst, erklärt Majerus. Das müssen aber nicht mal wirklich alte Klassiker sein. Die Hersteller bedienen sich auch schon an Möbeln aus den 1990er-Jahren, Sofas aus dieser Zeit werden zur IMM neu aufgelegt mit an die heutigen Bedürfnisse angepassten Proportionen von Sitz und Rückenlehne.
Oder es werden Möbel im Stil des Altbekannten nachgebaut - nach einem kurzen Ausflug in die 60er und 70er Jahre sehen Trendexperten wie Katharina Semling nun die 50er mit Cocktailsessel und grafischen Mustern verstärkt im Kommen, wobei sich Möbel und Einrichtungsaccessoires dieser Jahrzehnte in der Wohnung vermischen dürfen. „In meiner Welt fließt alles ineinander“, sagt Semling. Es ist ja nicht so, als hätte man früher auch ständig die komplette Einrichtung ausgetauscht.