Fernbedienung fürs Örtchen - Das intelligente WC kommt

Bonn (dpa/tmn) - Der Fortschritt macht vor nichts und niemandem Halt. Auch nicht vor dem stillen Örtchen. Die Hersteller schicken die Toilette nun ins High-Tech-Zeitalter. Zum Beispiel kann sie künftig die Lieblingsmusik des Benutzers spielen.

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„Nachdem die Toilette in den letzten Jahren weitgehend unspektakulär weiterentwickelt wurde, sind jetzt größere Sprünge zu verzeichnen“, erklärt Henning Senger von Aqua Cultura, einer Vereinigung von Badeinrichtern in Bonn. Stark im Kommen sei das Dusch-WC, eine Kombination aus Toilette und Bidet. „Während sich die Deutschen mit dem französischen Sitzwaschbecken in der Vergangenheit nicht so recht anfreunden konnten, überzeugt sie das neue System eher“, erläutert der Betreiber einer Badeinrichtungsfirma in Osnabrück.

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„Das ist viel hygienischer“, nennt Jens J. Wischmann von der Vereinigung der Deutschen Sanitärwirtschaft ein Argument für diese Lösung. Richtung, Stärke und Temperatur des Wasserstahls sowie die Föhnfunktion werden auf die persönlichen Vorlieben und Bedürfnisse ausgerichtet. „Per Fernbedienung lassen sich die entsprechenden Parameter einstellen“, erklärt Senger.

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„Es gibt Modelle mit LED-Nachtlicht-Funktion, die von einem Bewegungsmelder aktiviert wird.“ Möglich sind auch Sitzheizung und Deckel, die sich selbstständig öffnen und schließen. „Sogar eine Memoryfunktion ist im Angebot, ähnlich wie man sie von Autositzen kennt“, so Senger. Die Toilette merkt sich die individuellen Vorlieben der verschiedenen Nutzer. Dazu gehört eben auch die jeweilige Lieblingsmusik.

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„Das alles klingt etwas abgefahren, aber solche Dinge sind nicht unbedingt Luxus“, findet der Badexperte. „Das Dusch-WC ermöglicht auch älteren Leuten, die in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sind, einen hohen Hygienestandard.“ Hans Klein, Obermeister der Innung Sanitär, Heizung, Klima in Schwetzingen-Hockenheim, ergänzt: „Das ist ein Sprung in eine neue Hygienekultur, die aus Asien kommt und sich jetzt auch hierzulande durchsetzt.“ Zwar seien viele seiner Kunden anfangs skeptisch, aber dann sehr begeistert.

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Auch optisch hat sich was getan. „Die Modelle sind schmaler und filigraner geworden, passen sich gut der übrigen Badeinrichtung an“, sagt Wischmann. „Obwohl sie viel für die Gesundheit tun, sind sie mit ihren modernen Designlösungen weit entfernt vom Krankenhaus-Charme.“ Der Gesundheitsaspekt wird wohl in absehbarer Zeit eine noch größere Rolle spielen: „In Japan erheben Toiletten schon Gesundheitsdaten von ihren Benutzern“, erklärt der Experte. „Soweit ist es hierzulande noch nicht. Aber es könnte die Zukunft sein.“

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Für den Einbau eines Dusch-WCs ist im Bad nicht mehr Platz notwendig als für ein herkömmliches WC. „Nur wer auf einen Rollstuhl angewiesen ist, sollte seitlich genügend Raum für den Umstieg einplanen“, sagt Hans Klein. Ansonsten benötigt man für ein Dusch-WC lediglich einen zusätzlichen Stromanschluss. Die Modelle gibt es ab etwa 1000 Euro, nach oben sind keine Grenzen gesetzt.

Ein anderer Trend ist die spülrandlose Toilette, im Fachjargon Rimless-WC. Das Problem bei den üblichen Klos ist der Spülrand, unter dem sich Rückstände und Bakterien absetzen. Er hielt ursprünglich das Wasser beim Spülen im Zaum, so dass es nicht über den Rand spritzt. Die neue Technologie optimiert die Strömungswege des Wassers und sorgt dafür, dass es im Behälter bleibt. „Der Wasserstrahl wird wie eine Flipperkugel in den Bottich geschossen und spült ihn rundherum“, erklärt Wischmann. Das ist ein Schritt zu besserer Hygiene im WC. „Der Spülrand war immer die Problemzone der Toilette.“

Diese Technik ist bereits beim Kunden angekommen. „Von zehn Toiletten, die ich heute einbaue, sind neun ohne Spülrand“, sagt Innungsmeister Klein. Kein Wunder. Sie lassen sich viel leichter reinigen als die alten Modelle, ein nicht zu unterschätzender Pluspunkt. „Die Leute wollen heute Bäder, die nicht nur schön, sondern auch bequem sind“, so Kleins Erfahrung.