IMM Cologne in Köln Funktion und Design - Neue Konzepte für Raum und Möbel

Köln (dpa/tmn) - Manche Dinge waren einfach schon immer so. Zumindest so lange wir denken können. Etwa dass man im Schlafzimmer schläft, in der Küche kocht und im Esszimmer isst. Oder gehen wir noch weiter: Etwa dass es überhaupt ein Schlafzimmer, eine Küche und ein Esszimmer gibt.

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Diese Regeln werden nun gebrochen.

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„Wenn wir ein Haus kaufen, dann wurde das oft vor 50 oder 100 Jahren gebaut“, sagt der New Yorker Designer Todd Bracher. „Es wurde nicht für uns erschaffen.“ Und dann stellen wir Essstühle ins Esszimmer - weil man das eben so macht. Bracher stellt diese Regeln auf den Kopf. Er baut ein Haus, das anders ist.

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In Brachers Haus gibt es kein Schlafzimmer mit einem Bett. Es gibt so etwas wie eine Küche. Eine Küche, die gleichzeitig Bibliothek ist - wo Bücher neben Gewürzen im Regal stehen, Leselampen neben einer Spüle. Nahrung für Geist und Körper nennt der Designer das Konzept. Es gibt kein Badezimmer, aber eine Dusche - draußen vor dem Haus. Sie hat eine Funktion. „Es geht darum, sich wieder mehr mit der Natur zu verbinden“, erklärt Bracher.

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Zugegeben: Brachers Haus ist kein echtes Haus. Für die Möbelmesse IMM Cologne in Köln (Publikumstage: 20. bis 22. Januar) hat der Designer ein Haus entworfen, das die Funktion von Möbeln und Räumen infrage stellt. Das Projekt „Das Haus - Interiors on Stage“ wird bereits zum sechsten Mal auf der IMM realisiert. Jedes Jahr lädt IMM-Veranstalter Koelnmesse einen oder mehrere renommierte Designer ein, ein Wohngebäude zu entwerfen, es zu bauen und mit teils einzigartigen Möbeln zu füllen.

Brachers Haus steht ganz exemplarisch für das Aufbrechen alter Strukturen in Häusern und Wohnungen. Einer der Trends, der sich auf der IMM beobachten lässt, ist die Verschmelzung der Räume. „Es gibt die klassische Unterteilung zwischen Wohnzimmer, Schlafzimmer und Küche nicht mehr“, erklärt der Münchner Industriedesigner Steffen Kehrle im Rahmen eines Vortrags auf der Messe. Die strikt definierte Nutzung von Räumen löse sich auf. Das gelte auch für Möbel. „Möbel müssen sich den Anforderungen der Nutzer beugen und nicht umgekehrt.“

Ein Beispiel dafür sind Sofas. Früher saß die Familie auf einem Zweier- oder Dreiersofa mit passendem Sessel mit Blickrichtung Fernseher. Heute sei Vielfalt gefragt, wie Ursula Geismann, Trendanalystin beim Verband der Deutschen Möbelindustrie in Bad Honnef bei Bonn, erklärt. Ob nun eine Recamiere, oder wie man heute sagt, Longchair, oder ein Chaiselongue, heute Longback-Chair, ein Ottoman, also Liegesofa ohne Rückenlehne - der Auswahl seien kaum Grenzen gesetzt. „Das Wohnverhalten hat sich grundlegend geändert“, sagt die Expertin.

Diese Vielfalt spiegelt sich auch in Brachers Haus wider - wenn auch häufig in ganz simpler Form. Ziel des Kunstwerkes ist es, Komplexität des zeitgenössischen Wohnens auf Funktion zu reduzieren. Beispielhaft dafür ist der Ruheraum in Brachers Haus. Dunkel ist er, aber ohne Bett. Stattdessen: ein Liegesofa, ein Stuhl, ein Sitzkissen. Verschiedene Möbelstücke also - für verschiedene Funktionen: tagträumen, entspannen, meditieren. Das Heim muss sich an die Anforderungen des Lebens anpassen - und nicht vorgeben, wie wir leben sollen.

Service:

Für die Öffentlichkeit ist die IMM Cologne vom 20. bis 22. Januar, jeweils von 9.00 bis 18.00 Uhr beziehungsweise am Sonntag von 9.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Vom 16. bis 19. Januar haben nur Fachbesucher Zutritt.

Im Rahmen der IMM findet in diesem Jahr auch die Trendschau Living Kitchen für Küchen, Elektrogeräte und Kochzubehör statt.