Kraftwerk im Keller: Strom und Wärme aus einer Hand

Remscheid (dpa/tmn) - Nach der Katastrophe in Japan war sich Deutschland sicher: Wir müssen die Atomkraftwerke abschalten. Das gefährde die Stromversorgung, warnten die Energiekonzerne. Hausbesitzer können sich aber auch einfach selbst versorgen - mit einem Automotor.

Ein Automotor, der nicht auf der Straße, sondern im Heizungskeller brummt? Dass das Aggregat dazu noch gleichzeitig Wärme und Strom produziert, hört sich noch viel verwunderlicher an. In einem Blockheizkraftwerk (BHKW) passiert aber genau das. Ein Kfz-Motor erzeugt Strom, der im Haushalt genutzt werden kann. Die Abwärme liefert außerdem Warmwasser und eine wohlige Raumtemperatur. Solche Systeme taugen nun auch für Einfamilienhäuser.

Vaillant aus Remscheid nutzt für ein BHKW einen Verbrennungsmotor, der mit Erdgas angetrieben wird. „Wir haben da schon vor Jahren Kontakt mit Honda aufgenommen. Die Idee war: Nutzen wir doch einfach auch die Wärme, die bei der Verbrennung entsteht“, erzählt Produkt- und Marketingleiter Andreas Christmann. Ein solches Minikraftwerk hat Honda schon tausendfach in den USA und in Japan im Einsatz, ab Sommer gibt es sie auch hierzulande. Auch Hersteller wie Viessmann, August Brötje, Remeha, OTAG und SenerTec machen sich das Funktionsprinzip der sogenannten Kraft-Wärme-Kopplung zunutze.

Diese Systeme gibt es schon länger für den höheren Energiebedarf von Mehrfamilienhäusern oder Gewerbebetrieben, etwa aus der Kooperation zwischen VW und dem Hamburger Ökostromanbieter Lichtblick. Was auf dem Markt bisher fehlte, waren Angebote für Einfamilienhäuser.

Hausbesitzer könnten den produzierten Strom teils selbst verbrauchen und den übrigen Strom ins Netz einspeisen, erklärt Andreas Müller, stellvertretender Geschäftsführer des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima (ZVSHK). Er rechnet vor: Ein BHKW mit 1 Kilowatt (kW) elektrischer Leistung produziert im Jahr 5500 Kilowattstunden (kWh) Strom. Hausbesitzer müssten diese Menge Strom bei einem Preis von 20 Cent/kWh für etwa 1100 Euro beim Stromversorger einkaufen.

Wenn sie ein BHKW haben, können sie die Hälfte der Strommenge selbst verbrauchen und den Rest an der Strombörse verkaufen. Der gesamte Strom wird mit 5,11 Cent/kWh Zuschlag über zehn Jahre gefördert - dank dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz. Außerdem spare man die Stromsteuer von 2,05 Cent/kWh. „Am Ende macht das gut und gerne 500 bis 600 Euro pro Jahr an Ersparnis aus“, sagt Müller. „Im Verhältnis zu einem alten Heizkessel sparen Sie mit einem Gasheizgerät mit Motor rund 30 Prozent Energiekosten.“

Ein Mini-BHKW ist mit einem Anschaffungspreis von 16 000 bis 20 000 Euro aber auch deutlich teurer als ein Heizkessel. Auch die Wartungskosten sind höher. Entscheidend ist Müller zufolge die Frage, ob einem das Ganze eine höhere Investition Wert ist. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen rät Hausbesitzern, beide Modelle gründlich durchzurechnen: Damit sich ein BHKW lohnt, müsse es etwa 4000 bis 5000 Stunden im Jahr laufen.

„Viele Kunden wollen ein Blockheizkraftwerk nicht nur wegen der langfristigen Einsparungen beim Strom, sondern auch aus ökologischen Gründen“, hat Müller beobachtet. Der CO2-Ausstoß werde schließlich verringert, wenn der Strom nicht im Kraftwerk, sondern im Keller produziert wird. Noch scheint das Umwelt-Argument aber nicht wirklich zu ziehen: Im Jahr 2010 haben die dem ZVSHK angeschlossenen Fachbetriebe etwa 500 000 klassische Wärmeerzeuger eingebaut, aber nur rund 4000 Kraft-Wärme-Kopplungsgeräte und davon nur einige Hundert Mikro-BHKW.