Polster für die Päuschen - Das richtige Sofa auswählen
Berlin (dpa/tmn) - Jeder hat andere Wünsche an ein Sofa: Der eine will abends darauf einschlafen. Der andere will aufrecht sitzen und lesen. Kinder wollen darauf toben, Oma mag vor allem wieder gut aufstehen können.
Wie finden Kunden daher das richtige Modell?
Man sitzt selten auf dem Sofa, man lümmelt. Und Lümmeln sollten Käufer daher auch bei der Auswahl im Handel. Das rät Doris Haselmann, die für die Stiftung Warentest in Berlin ein Buch über Möbelkauf geschrieben hat. Aber natürlich sitzt man auch mal aufrecht darauf - und dann muss jedes Modell den Gegebenheiten seiner Besitzer entsprechen. „Jeder Mensch hat einen anderen Körperbau“, erläutert Georg Stingl von der Aktion Gesunder Rücken (AGR) in Selsingen (Niedersachsen).
Ideal seien Polstermöbel, deren Sitzhöhe und Sitztiefe sich individuell einstellen lassen. Die Rückenlehne sollte mindestens schulterhoch sein, rät Stingl. Besonders kleine Menschen sollten nicht zu tief sitzen - sonst baumeln die Beine in der Luft. Die Sitzfläche sollte so eingestellt oder gekauft werden, dass Ober- und Unterschenkel beim Sitzen einen 90-Grad-Winkel bilden können. Außerdem müssen Käufer auf der Couch so weit hinten sitzen können, dass der Rücken die Lehne berührt.
Oft sind Rückenflächen von Sitzgarnituren leicht nach hinten geneigt. Um hier ohne Nackenschmerzen ein Buch lesen zu können, gibt es Kopfstützen, die nach vorn geneigt werden können, sagt Stingl. Er empfiehlt, in Haushalten mit unterschiedlich großen Menschen Couch und Sessel in unterschiedlichen Höhen und Tiefen anzuschaffen. So bekomme jeder seinen passenden Lieblingsplatz.
Ein Ruhe- oder Fernsehsessel mit motorbetriebener Aufstehhilfe ist vor allem für Ältere und Menschen mit Osteoporose, Rheuma oder auch Rückenleiden eine große Erleichterung. Der Sitz wird bei dieser Art von Sessel in eine so aufrechte Position gefahren, dass der Sitzende relativ leicht aufstehen könne, erklärt Haselmann. Doch diese Sessel brauchen viel Platz. Um diesen nach vorne und hinten voll entfalten zu können, sollten Käufer eine Stellfläche von mindestens eineinhalb mal zwei Metern einplanen.
Auch an Geräte wie Tablet-PCs wird inzwischen gedacht: Durch entsprechendes Einstellen des Sofas entstehen geeignete Ablageflächen für Geräte auf der Couch, berichtet Christian Dahm vom Verband der Holzwirtschaft und Kunststoffverarbeitung Bayern/Thüringen in München, in dem auch Polstermöbelhersteller organisiert sind. Doch zu viele technische Spielereien mögen viele gar nicht, sagt Ursula Geismann, Sprecherin des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie in Bad Honnef bei Bonn.
Sie nennt noch einen weiteren Trend: Es geht im Handel langsam weg von den riesigen Lümmel-Landschaften hin zu kleineren und kompakteren Sofas. Damit reagiere die Möbelindustrie auf die wachsende Zahl an Single-Haushalten mit eher kleineren Wohnungen.
Ob breites Sofa oder schlanke Couch: Ausreichend Platz im Raum brauchen alle, und gerade in Haushalten mit Kindern müssen es widerstandsfähige Modelle sein. „Im Mittelpunkt sollten die Fragen stehen: Wie will ich das Sofa nutzen, wo wird es stehen und wie strapazierfähig muss der Möbelbezug sein?“, erklärt Möbelexpertin Ursula Geismann.
Daher muss der Raum, meist das Wohnzimmer, ausgemessen werden - möglichst exakt. Mit nur einem geschätzten Maß kann der Kauf danebengehen. „Denn auf den großen Flächen in Möbelhäusern wirkt manches Modell kleiner, als es ist“, sagt Geismann. „Man sollte sich auch die Zeit nehmen, im Geschäft ausgiebig Probe zu sitzen, um ein nach eigenem Empfinden richtig komfortables Sofa zu finden.“
Das Innenleben der Modelle spielt bei der Auswahl ebenfalls eine zentrale Rolle. Aber es lässt sich nicht von außen einschätzen. „Deshalb sollten Käufer keine Scheu haben, vom Verkäufer ausführliche Herstellerunterlagen einzufordern“, rät Möbelexpertin Doris Haselmann. Und einen ersten Eindruck bekommen Kunden nur durch die Belastungsprobe: Sich einfach mal im Möbelhaus auf die Couch werfen und lümmeln - wie eben auch zu Hause.