Zu schade zum Wegwerfen: Trödel verschenken oder spenden
Berlin (dpa/tmn) - Der Kleiderschrank quillt über, die Regal-Deko steht dicht an dicht, und in den Keller will man gar nicht mehr schauen. Der Mensch ist eben ein Sammler und häuft Trödel an, den er nicht braucht.
Aber wegwerfen muss man auch nicht gleich alles.
Irgendwann wird es eng: Egal, wie gut der Haushalt organisiert ist, mit der Zeit sammeln sich nicht mehr gebrauchte Sachen in Schränken, Abstellraum oder Keller. Und dann hilft nur eins: Entrümpeln. Besonders wenn ein Umzug ansteht, stellt sich oft die Frage: Was fliegt raus? Aber vor allem: Wohin?
„Es ist einfach schade, etwas wegzuwerfen, an dem sich jemand anders noch erfreuen kann“, sagt Johann-Wolfgang Landsberg-Becher, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Naturschutz Berlin. „Bei unserem Abfallsystem wird zwar sinnvoll verwertet, aber die Energie, die zur Herstellung der Sachen verbraucht wurde, geht dabei immer verloren.“ Er empfiehlt, Gebrauchtwaren zu verschenken oder zu verkaufen.
Der bequemste Weg ist, ein Foto vom abgelegten Spielzeug, dem alten Sofa oder der intakten Geschirrspülmaschine zu machen und alles bei einem Kleinanzeigen- oder Auktionsportal im Internet anzubieten. „Wenn man Geduld hat und gegebenenfalls den Preis anpasst, klappt das ganz gut“, sagt Georg Tryba von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. „Man sollte allerdings immer die Gewährleistung ausschließen, sonst haftet man nämlich dafür, wenn die verkaufte Geschirrspülmaschine nach kurzer Zeit kaputt geht.“
Für alte Bücher, CDs und Filme gibt es im Internet sogenannte Ankaufportale. Hier kann man einfach den Titel oder die ISBN-Nummer eingeben und bekommt einen Preis geboten. „Das ist einfach, und man wird es los, aber es gibt auch Reinfälle“, sagt Georg Tryba. Die Verbraucherzentrale NRW hat verschiedene Anbieter getestet und festgestellt: Selbst der Beste zahle weniger, als sich beim Verkauf über Online-Auktionen oder Internet-Kleinanzeigen verdienen lässt. „Außerdem besteht die Gefahr, auf den Versandkosten sitzen zu bleiben“, warnt Tryba, „denn die werden nur bei einem Mindestwert der gebrauchten Bücher, DVDs und CDs erstattet.“ Manches Buch wird auch nur zu geringen Cent-Beträgen aufgekauft.
Da empfiehlt sich eher der klassische Flohmarkt. Auch für Bücher, meint Flohmarktexpertin Marie-Luise Schönleben aus dem bayerischen Schliersee. „50 Cent oder einen Euro bekommt man fast immer.“ Aber die Bücher müssen suchfreundlich angeordnet werden: „Man muss Bücher mit dem Rücken nach oben zum systematischen Durchsuchen anbieten“, empfiehlt Schönleben. Sie hat ein Buch über ihre Flohmarkt-Erfahrung geschrieben und geht in der Regel nach einem guten Trödelmarkt mit bis zu 250 Euro Einnahmen nach Hause. „Die besten Flohmärkte sind die, auf denen auch Antiquitäten angeboten werden. Denn da sind Käufer mit Geld unterwegs“, ist einer ihrer Tipps.
Der Verkauf muss gut vorbereitet sein: Der Flohmarkt muss am besten durch einen eigenen Besuch ausgesucht werden, die alten Sachen sollten in gutem Zustand sein und schön präsentiert werden. Und für Stücke, die für den Transport auf den Markt zu groß sind wie der Geschirrspüler, hat Marie-Luise Schönleben folgenden Vorschlag: „Machen sie ein Foto, schreiben die Daten dazu und dann bieten Sie das Gerät zur Abholung an.“ Wenn sich zu Hause besonders viel sperriger Trödel angesammelt hat, könne man auch per Inserat zum Hausflohmarkt einladen.
Wem nicht wichtig ist, mit dem Trödel etwas zu verdienen, kann gebrauchte Sachen auch verschenken. Ein ausgemustertes Fahrrad geht etwa an ein besonderes Projekt: „Wir sammeln Fahrräder, die im Prinzip noch funktionstüchtig sind, und verschiffen sie nach Windhoek in Namibia“, erläutert Christian Kölling, Vorstandsmitglied des Verkehrsclub Deutschland Nordost. „Fahrräder für Afrika“ heißt die bundesweite Aktion. Der alte Drahtesel sollte komplett sein, kann aber eine kaputte Bremse oder Platten haben. In Namibia wird das repariert - was wiederum Menschen dort eine berufliche Qualifizierung ermöglicht.
Bei defekten Elektrogeräten sollte man mit dem Verschenken vorsichtig sein, auch wenn es viele Schrotthändler gibt, die eine kostenlose Abnahme anbieten. „Diese Schrotthändler benutzen oft zweifelhafte Kanäle, die Entsorgung ist dann nicht umweltgerecht“, sagt Sabine Thümler, Pressesprecherin der Berliner Stadtreinigung.
Ist ein Gerät noch intakt, empfiehlt sie daher Internetangebote wie den „Tausch- und Verschenkmarkt“ der Berliner Stadtreinigung. „Hier gibt es kein Geld, sondern nur echte Tauschangebote.“ Ähnliche Angebote gibt es auch in anderen Städten. Auch sogenannte Umsonst- und Tauschläden oder Sozialkaufhäuser finden sich in fast allen großen Städten. Hier kann man vor allem Kleider, aber auch Möbel und funktionierende Geräte abgeben.
Restlos alle alten Sachen, die das Entrümpeln in den eigenen vier Wänden zutage fördert hat, wird man aber wahrscheinlich nicht los. „Einen großen alten Einbauschrank nimmt einem meist keiner mehr ab“, dämpft Sabine Thümler mögliche Erwartungen. Der gehöre dann in den Sperrmüll. „Dafür sollte man sich dann immer an die Stadtreinigung oder das Abfallentsorgungsamt wenden.“ Gegen eine meist geringe Gebühr wird dann der Sperrmüll abgeholt - und zu Hause ist endlich wieder Platz.
Literatur:
Marie-Luise Schönleben: Verkauf auf Flohmärkten, Books on Demand, 120 Seiten, 9,90 Euro, ISBN-13: 978-3-8391-9187-3