Angenehmer Zeitgenosse - Das Schattenglöckchen ist pflegeleicht

Bad Zwischenahn (dpa/tmn) - Man sieht es immer öfter in Gärten: das Schattenglöckchen. Wegen seiner Pflegeleichtigkeit und dem kompakten Wuchs findet es überall gut Platz. Aber ein schattiger Standort ist wichtig, sonst kommen die Netzwanzen.

Es gibt Pflanzen, die wenig Ansprüche stellen: Einfach zu handhaben, wüchsig, immergrün und zurückhaltend in seiner Erscheinung - zu denen gehört das Schattenglöckchen. Botanisch zählt es zur Gattung Pieris, die früher Andromeda hieß. „Häufig werden Pieris als Lavendelheide bezeichnet“, sagt Diplom-Ingenieur Björn Ehsen, Gärtnerischer Leiter im Park der Gärten in Bad Zwischenahn. „Aber eigentlich hat die Pflanze äußerlich weder mit Lavendel noch mit Heide Ähnlichkeit.“

Der deutsche Name Schattenglöckchen charakterisiert den langsam wachsenden Strauch viel besser, denn er beschreibt die Form der Blüten und den bevorzugten Standort. „Pieris gehören zur Familie der Heidekrautgewächse, den Ericaceae“, erläutert Diplom-Ingenieur Michael Dreisvogt, Technischer Leiter des Arboretum Park Härle in Bonn-Oberkassel. Die glockenförmigen Blüten ähneln auch denen zahlreicher Verwandter wie Blaubeeren, Besenheide und Prachtglocke.

Insgesamt gibt es zehn Arten in dieser Gattung, aber für Gärten spielen hauptsächlich zwei eine Rolle. „Pieris japonica stammt, wie der botanische Name vermuten lässt, aus Japan“, sagt Ehsen. In Nordamerika ist Pieris floribunda heimisch. Die beiden Arten kann man leicht an den Blütenständen unterscheiden. Während die Rispen der asiatischen Art überhängen, stehen sie bei Pieris floribunda aufrecht.

Schattenglöckchen passen gut in die heutigen kleineren Gärten, denn die Pflanzen bleiben kompakt im Wuchs, sind immergrün und haben durch Blüten sowie Laubaustrieb viel zu bieten. „Der Laubaustrieb ist spektakulär“, sagt Dreisvogt. Häufig sind die neuen Blätter, die am oberen Ende der Zweige in dichten Büscheln stehen, kräftig rot gefärbt. „Diese Farbstoffe schützen die jungen Blätter vor der Sonneneinstrahlung“, erklärt der Experte. Der Blattaustrieb beginnt im Mai. Die Blüten werden meist schon im Herbst angelegt. Anfang März beginnen sie sich zu öffnen, was meist von einem zarten Duft begleitet wird.

Vom japanische Schattenglöckchen gibt es zahlreiche Sorten. Sie unterscheiden sich nicht nur durch die Blütenfarben, die mal weiß, mal rosa sind. Auch das Wuchsverhalten, die Blütenfülle und der Austrieb variieren. Die Sorten 'Carnaval' und 'Little Heath' schmücken sich mit bunten Blättern, die Sorten 'Stöckmann' und 'Valley Rose' haben grünes Laub.

„Im Laubaustrieb sind vor allem 'Red Mill' und 'Valley Fire' leuchtend rot“, sagt Ehsen. 'Bonfire' fällt durch eine attraktive Knospe auf und blüht besonders früh. Als schwachwüchsig werden die Sorten 'Bisbee Dwarf' und 'White Pearl' eingestuft, während 'Red Mill' und 'Valley Fire' stark wachsen.

Schattenglöckchen sind die idealen Begleiter für Rhododendren oder Kalmien. Die Pflanzen haben die gleichen Ansprüche an den Boden und die Lichtsituation. „Im Halbschatten und lichten Schatten wachsen Schattenglöckchen gut“, erklärt Dreisvogt. Er empfiehlt humose, saure Böden, die luftdurchlässig sind. Kalk sollte nicht im Boden sein. Ehsen empfiehlt schattenliebende Gräser und Farne als Begleiter, deren Strukturen neben den kompakten Sträuchern locker wirken.

Der Standort sollte vor kalten Nordwinden geschützt sein, erklärt der Experte. So verhindere man Schäden durch Trockenheit im Winter. „Bei Spätfrösten muss man mitunter den Laubaustrieb schützen“, sagt Ehsen. Denn die jungen Blätter seien recht empfindlich.

Die Pflege des Schattenglöckchens ist sehr unkompliziert. „Hat man den richtigen Standort, wachsen Pieris langsam und gleichmäßig“, sagt Ehsen. Sollte der Bestand zu dicht werden, kann man nach Aussage von Dreisvogt einen behutsamen Schnitt wagen. Wichtig ist aber, dass behutsam gedüngt wird, da die Wurzeln salzempfindlich sind. Es reicht aus, wenn der Boden unter den Pflanzen gelegentlich eine Lage reifen Kompost bekommt, um den Humusgehalt aufzufrischen.

Eigentlich gehörten Pieris zu den ausgesprochen gesunden Gehölzen. „In den vergangenen Jahren treten aber immer häufiger Probleme mit Netzwanzen auf“, berichtet Ehsen. Anzeichen sind gesprenkelte Blätter, die vor allem in trockenen und warmen Sommern auftauchen. „Die Wanzen selber sitzen auf der Blattunterseite“, erläutert Dreisvogt. Die saugenden Insekten könne man ab Mai beobachten, später legen sie ihre Eier in den Blättern ab. „Die Pflanzen werden durch den Befall geschwächt, und die Vitalität nimmt ab“, erklärt Ehsen.

Resistenzen gegen die Schädlinge, die häufig auch bei Rhododendron auftreten, seien noch nicht gefunden worden. Die beste vorbeugende Maßnahme ist ein kühler, schattiger Standort. Will man die Netzwanzen mit Pflanzenschutzmitteln bekämpfen, müssen die Blattunterseiten behandelt werden - denn hier halten sich die Schädlinge in erster Linie auf.