Der Schmuck von Aphrodite - Brautmyrte hat Tradition
Au/Hallertau (dpa/tmn) - Mythen und Sagen ranken sich um viele Pflanzen. Eine, die im deutschen Brauchtum besonders verwurzelt ist, ist die Brautmyrte. Brautpaare tragen sie. Sie macht sich aber auch gut als Formgehölz im Garten.
Nur beim Gießen bereitet sie Probleme.
Vor einigen Jahrzehnten noch hat der Myrtenbusch zum Inventar eines jeden Haushalts gehört. Denn Sträußchen zierten das Sakko des Bräutigams - und das ist oft noch heute so. Die Braut trug ein Kränzchen aus Myrte im Haar. „Früher haben die sparsamen Bäuerinnen diese Sträußchen nicht weggeworfen, sondern bewurzelt“, sagt Gartenbau-Ingenieurin Maria Sansoni von der Mediterranean Garden Society. „So brachte jede Hochzeit über kurz oder lang wieder ein paar neue Kübelpflanzen.“
Dieser Brauch stammt aus dem 16. Jahrhundert. Die Erklärung dafür findet sich aber schon in der griechischen Mythologie, wo die Myrte (Myrtus communis) zur Schutzpflanze für alle Liebenden erklärt wurde. „Der Überlieferung nach schmückten sich schon altägyptische Frauen und göttliche Schönheiten wie Aphrodite mit blühenden Myrtenzweigen“, erläutert Tanja Ratsch, Diplom-Ingenieurin der Landespflege und Buchautorin aus Nersingen bei Ulm.
Aber die Pflanzen sind nicht ganz aus der Mode gekommen und häufig noch zu sehen. „Myrten sind mediterrane Klassiker par excellence und aus dem Sortiment der Pflanzen für den Wintergarten nicht mehr wegzudenken“, sagt Ratsch. Die immergrünen Blättchen sind glänzend dunkelgrün und eiförmig zugespitzt. „Die weißen, duftenden Blüten erscheinen in den Blattachseln“, beschreibt Sansoni. Nach der Blüte entwickeln sich erbsengroße, schwarze Beeren. „Bei der Sorte 'Leucocarpa' sind die Früchte weiß.“ Diese essbaren Beeren schmecken süßlich, haben aber einen bitteren Nachgeschmack.
Myrten sind nicht leicht zu pflegen: „Es sind Tyrannen, was das Gießen anbelangt“, sagt die Gartenbau-Ingenieurin. „Wehe, man vergisst sie einmal - sofort bröseln die Blättchen trocken vom Strauch.“ Selbst wenn der Gärtner regelmäßig, aber etwas zu viel gießt, tun sich Probleme auf: Meist wachsen dann Wurzelpilze. Die Pflanzen mögen keinen Kalk. Weiches Regenwasser ist optimal, alternativ geht kalkhaltiges Leitungswasser mit einem Spritzer Essig.
Im Brauchtum mittlerweile weniger gefragt, hat sich die Myrte zu einer Pflanze für Liebhaber entwickelt. „Wer gerne Formgehölze hat und gleichzeitig wenig schnittfreudig ist, kann mit Myrten nicht viel falsch machen“, sagt Sansoni. Die Sträucher nehmen kaum einen Schnittfehler krumm und treiben selbst aus dem alten Holz wieder willig aus.
Gleichwohl gibt es eine Schwäche: „Streng geschnittene Büsche neigen beispielsweise nach Stürmen zum Auseinanderfallen“, warnt die Gartenbau-Ingenieurin. Der Hobbygärtner muss hier erneut und etwas tiefer zurückschneiden. „Für den Formschnitt eignet sich besonders gut die schmal- und kleinblättrige Sorte 'Tarentina'“, sagt Ratsch. Darüber hinaus ist etwa die buntblättrige Sorte 'Variegata' schön, deren Laub cremeweiß-grün ist. Die bewährten Sorten für Anstecker, die im Handel eher selten sind, heißen 'Hamburger' und 'Königsberger Brautmyrte'.