Dünger zum Nulltarif: Der eigene Kompost
Bonn (dpa/tmn) - Die einen schimpfen ihn „Rattenfalle“, die anderen lieben den Kompost, weil er das ökologische Bewusstsein stärkt. Im Hausgarten ist er eine sinnvolle Sache für den Stoffkreislauf, sofern er richtig angelegt ist.
Dann kann man sich teuren Dünger sparen.
Wer schon mal Gras, Laub, Gehölzschnitt und alte Erde in einer durchlöcherten Plastiktonne gesammelt hat und nach einigen Monaten krümelige schwarze Erde auskippte, der wird dieses Wunder der Natur nicht vergessen. Doch ein anderes Mal kommen nur wieder die alten Gartenabfälle zum Vorschein. Was ist schief gelaufen, fragt sich der Hobbygärtner dann entmutigt.
„Verschiedene Materialien von Garten- und Küchenabfällen sind sinnvoll bei einem Kompost. Schwierig wird es, diese gut zu durchmischen“, sagt Gerhard Renker vom Pflanzenschutzdienst der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in Bonn. Frischer Rasenschnitt beispielsweise enthält viel Wasser und verdichtet sich in Schichten über zehn Zentimetern Höhe. Mangels Sauerstoff in diesen Bereichen kann das Gemisch faulen.
„Gute Kompostierung muss durchdacht werden, alles andere ist eher Zufall“, sagt Thomas Wagner vom Bundesverband Deutscher Gartenfreunde in Berlin. Sein Tipp: „Je kleiner das Material, desto schneller verrottet es. Laub daher mit dem Rasenmäher zerkleinern, kleine Äste oder grobe Kohlstrünke durch den Häcksler jagen.“
Renker empfiehlt, neben dem Kompost kleine Häufchen verschiedener Materialien anzusammeln, um diese mit dem Rasenschnitt mischen zu können. Diese Mischung sei dann locker genug, um bei der Zersetzung wichtigen Pilzen, Regenwürmern und Bakterien nicht nur Nahrung, sondern auch ausreichend Sauerstoff zu bieten.
Die Grundlage für einen eigenen Kompost bilden in der Regel die kompostierbaren Abfälle aus Haus und Garten. Renker empfiehlt, nur unbehandelte Rohprodukte aus der Küche zu verwenden wie Salat und Kartoffelschalen. Von Schalen von Zitrusfrüchten oder Bananen rät er ab. Diese seien meist behandelt worden und würden außerdem schwer verrotten. „Auf keinen Fall gehören Unkräuter mit Samenständen auf den Kompost. Man verteilt diese sonst später im ganzen Garten“, warnt Wagner.
Für die Kompostierung seien eigentlich drei Behälter ideal, sagt die Buchautorin Anne-Marie Nageleisen aus dem französischen Fontaine-Daniel. Wenn ein erster Behälter gefüllt sei, werde der zweite Behälter benutzt - in dieser Zeit verrottet der erste Haufen. „Nach ein paar Monaten wird dieser junge Kompost in den dritten Behälter gesiebt. Seine größten Bestandteile, die noch weiter zersetzt werden müssen, werden dem zweiten Haufen beigegeben und untergemischt“, erläutert Nageleisen. In dem ersten Behälter wird nun erneut mit der Sammlung begonnen, der zweite Haufen darf verrotten und der Inhalt des dritten Behälters kann zur Düngung verwendet werden.
Man kann solche Behältnisse kaufen oder selbst aus Drahtkörben oder Brettern bauen. Bei Brettern empfiehlt sich ein Stecksystem mit Luftschlitzen, das mitwachsen kann. Baumärkte umwerben den Gartenfreund nicht nur mit Luxus-Kompostiergeräten, sondern auch mit Kompostbeschleuniger. „Der darin enthaltene Kalk gilt als 'Bodenkleber', der die Erde krümelig werden lässt“, sagt Renker. Dies sei unnötig, sagt Wagner. Es reiche, wenn ab und zu etwas Sand gegen Fäulnis oder Algenkalk gegen Trockenheit dazugegeben werde. Der Standort sollte schattig sein. „Kompost verträgt keine direkte Sonneneinstrahlung“, sagt er. Er dürfe weder austrocknen noch unter Wasser stehen.
Vielen sind Komposthaufen, besonders wenn sie nicht im eigenen Garten stehen, ein Dorn im Auge. Sie gelten als Zufluchtsort für Ratten. Doch: Ratten hätten kein Interesse an einem gut angelegtem Kompost, sagt Renker. „Sie kommen nur, wenn man Fleischreste untermischt - und die haben dort nichts zu suchen“, so Renker. Wenn ein Kompost gut durchlüftet und gepflegt werde, sei er „keine Gammelanlage“.
Literatur:
Nageleisen, Anne-Marie: Gärtnern im Quadrat, Ulmer, 168 Seiten, 24,90 Euro, ISBN-13: 978-3-8001-6937-5