Fair ist hip - Siegeln für ethische Kleidung nicht blind vertrauen
Münster (dpa/tmn) - Faire Arbeits- und Umweltbedingungen bei der Herstellung - das ist immer mehr Menschen beim Shoppen wichtig, auch bei Kleidung. Das ruft allerdings auch Betrüger auf den Plan, die sich „fair“ bloß aus Werbegründen auf die Fahnen schreiben.
Ethischer Konsum ist in. Einer aktuellen Studie zufolge achtet mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Verbraucher beim Einkauf auf Umwelt- und Sozialstandards. Die hohe Nachfrage ruft allerdings auch viele Anbieter auf den Plan, die zwar mit fairer Produktion werben, ihr Versprechen aber nicht halten. Darauf weist Sandra Dusch Silva hin. Sie ist bei der Nichtregierungsorganisation Christliche Initiative Romero (CIR) für Grüne Mode zuständig und hat eine Studie zu Siegeln und Labels in der Textilbranche erstellt.
„Leider gibt es tatsächlich sehr, sehr viele, die Augenwischerei betreiben“, warnt die Expertin. Ob Kleidung ethisch hergestellt und gehandelt wurde, ist oft schwer zu erkennen. Der Preis sei oft kein Indiz, sagt Dusch Silva. Auch in Discountern gebe es ab und zu Aktionen mit Produkten, die ökologisch und sozialverträglich hergestellt wurden. Um sicherzugehen, muss der Käufer auf ein Siegel achten.
Gute Siegel zeichnen sich durch Unabhängigkeit aus. „Ein schlechtes Zeichen ist es, wenn sich ein Unternehmen selbst ein Siegel ausstellt“, sagt Dusch Silva. Außerdem sollten die Kontrollen nicht nur einmal am Anfang stattfinden, sondern regelmäßig - und zwar von einem externen Prüfer. Das A und O sind die Standards. Sind die zu gering, bringt auch das Siegel kaum etwas. Als vertrauenswürdig stuft die CIR vier Siegel ein:
Fairtrade: Das runde Logo in Blau, Grün und Schwarz erinnert an das chinesische Yin-Yang-Zeichen. Es zertifiziert verschiedene Produktgruppen, von Kaffee bis Kleidung. Dusch Silva empfiehlt das Siegel, weil es etwa einen sehr hohen Standard für faire Bedingungen der Arbeiter beim Anbau von Baumwolle hat. Allerdings sage das Label immer nur etwas über die Bedingungen bei der Herstellung eines Produktes aus, aber nichts über die Bedingungen bei der Weiterverarbeitung. Deshalb rät Dusch Silva, auf Verpackungen mit dem Fairtrade-Logo immer auch nach dem Logo Fair Wear Foundation zu suchen.
FairWear Foundation: Das Logo zeigt die drei Worte in farbigen Lettern untereinander - mal weiß, mal schwarz, mal rot, mal blau. Über dem Wort Fair hängt ein Kleiderbügel. Es zertifiziert Kleidung, deren Hersteller faire Arbeitsbedingungen in weiterverarbeitenden Textilfabriken bieten.
GOTS: Soziale und ökologische Kriterien berücksichtigt der Global Organic Textile Standard (GOTS). Das grüne Logo mit dem weißen Hemd darauf zertifiziert Naturfasern eher für den breiten Markt.
IVN Best: Höher anzusehen und nur für einen kleinen Markt ist nach Einschätzung der Expertin das Label IVN Best des Internationalen Verbands der Naturtextilwirtschaft (IVN), ein rundes Logo in Dunkelblau. „Es ist der höchste realisierbare Ökostandard in der Textilbranche“, erklärt Dusch Silva. Es zeichnet Kleidung aus, die zu 100 Prozent aus Naturtextilien besteht.