Rewe verkauft vorerst keine „Biotüten“ mehr
Köln/Berlin (dpa) - Weiter Wirbel um angebliche Biotüten: Nach scharfer Kritik einer Umweltorganisation stellt Rewe den Verkauf der Tragetaschen vorerst ein. Der Hersteller kündigt aber an, die Tüte zu verbessern.
„Mit diesem Schritt wollen wir dafür sorgen, dass es bei unseren Kunden nicht zu Verunsicherung über die tatsächliche Umweltverträglichkeit dieser Tragetaschen kommt“, sagte Rewe-Sprecher Martin Brüning am Donnerstag in Köln laut Mitteilung. Gemeinsam mit Herstellern und unabhängigen Experten will Rewe die Tüten nun noch einmal auf ihre Umweltverträglichkeit hin untersuchen. Bis neue Erkenntnisse vorliegen, will der Konzern die Tragetaschen nicht mehr verkaufen.
Die Deutsche Umwelthilfe hatte den Einzelhandelskonzernen Rewe und Aldi vorgeworfen, mit den angeblich umweltfreundlichen Biotüten ihre Kunden zu täuschen. Die überteuerten Tüten seien anders als darauf angegeben mit gängigen Verfahren in Deutschland nicht kompostierbar. Zudem würden sie unter anderem mit gentechnisch verändertem Mais hergestellt.
Aldi Süd wies die Vorwürfe zurück. Die „Biotüten“ hätten nicht nur durch die Kompostierbarkeit, sondern auch durch Einsparung von petrochemischen Stoffen Vorteile gegenüber Einwegplastiktüten, hieß es in einer Stellungnahme des Konzerns am Mittwochabend. Sie seien deshalb ein Teil der nachhaltigen Unternehmenspolitik. Auch der Branchenverband Bioplastics Europe hatte sich gegen die Vorwürfe gewehrt. Das Produkt sei noch in der Entwicklung. Das Bundesverbraucherschutzministerium wollte sich am Donnerstag nicht dazu äußern.
Die Firma Victorgroup, nach eigenen Angaben einer der deutschlandweit größten Produzenten von „Biotüten“, versicherte, die Tragetaschen würden weiter verbessert. „Wir arbeiten fortwährend daran, den erneuerbaren Anteil des Materials stetig zu erhöhen, so dass wir mittelfristig eine Tüte produzieren können, die zu 100 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen besteht“, sagte der Vertriebs- und Marketingleiter des Unternehmens, Jens Boggel, am Donnerstag.
Bislang liegt der Anteil des aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellten Materials nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe bei rund einem Drittel. Unter industriellen Voraussetzungen sei die „Biotüte“ aber schon jetzt vollständig kompostierbar, betonte Boggel.