Schlammlawine in Brasilien: Hinweise auf Giftstoffe
Rio de Janeiro (dpa) - Die dramatischen Auswirkungen der Schlamm-Katastrophe in Brasilien setzen die verantwortlichen Bergwerks-Besitzer massiv unter Druck.
Giftige Stoffe im Fluss Rio Doce könnten mit der Schlammlawine, die inzwischen den Atlantik erreicht hat, in Zusammenhang stehen. Die nach Dammbrüchen in einem Rückhaltebecken ausgelöste Lawine könne giftige Metalle wie Arsen, Chrom und Nickel losgelöst haben, teilte der brasilianische Bergbaukonzern Vale am Freitagabend (Ortszeit) mit.
Der Minenbetreiber Samarco gehört zu gleichen Teilen Vale und dem australisch-britischen Unternehmen BHP. 13 Menschen starben durch den Unfall, der sich am 5. November ereignete.
In dem Rückhaltebecken wurden Abwässer aus der Eisenerzproduktion gestaut. Die Vale-Direktorin für Gesundheit und Sicherheit, Vania Somavilla, betonte aber, die Chemikalien seien nicht durch die Schlammlawine freigesetzt worden, sondern zuvor schon an den Ufern und im Fluss vorhanden gewesen und womöglich nun mitgerissen worden. Der BHP-Konzern verweist darauf, dass Proben der brasilianischen Behörden am 14. November keine erhöhten Werte gezeigt hätten. Der Schlamm sei nicht giftig für den Menschen.
Brasiliens Regierung will von dem Konsortium mindestens 20 Milliarden Reais (5 Mrd. Euro) Schadenersatz. Nach den zwei Dammbrüchen in dem Eisenerz-Bergwerk in Mariana im Bundesstaat Minas Gerais wurde der Rio Doce auf rund 800 Kilometern bis zur Mündung in den Atlantik im Staat Espíritu Santo verunreinigt.
Bundesgeneralanwalt Luís Inácio Adams wollte an diesem Montag eine entsprechende Zivilklage erheben. Mit dem Geld soll ein Fonds zur Säuberung und Entschädigung geschaffen werden. Die Schlammlawine richtete große Zerstörungen an, tötete viele Tiere, das Wasser ist seither rot-braun. Mehr als 50 Millionen Tonnen Schlamm aus dem geborstenen Klärbecken der Mine flossen in den Río Doce ein. Rund neun Tonnen tote Fische wurden seither aus den Gewässern geholt.
Die Vereinten Nationen zeigten sich tief besorgt und forderten die Regierung von Staatspräsidentin Dilma Rousseff zu mehr Einsatz auf - auch entlang des Rio Doce liegende Gemeinden äußerten sich kritisch, da der Schlamm den Fluss schrittweise ökologisch zerstört. Auch nach der Mündung in den Atlantik waren riesige braune Schlammteppiche zu sehen. Bisher fehlen aber klare Erkenntnisse, ob und wie giftig der freigesetzte Schlamm ist. Die Säuberungsarbeiten könnten laut Behörden mehrere Jahre dauern.