Von der Kulisse zum Star - Immergrüne Hecken im Winter
Berlin (dpa/tmn) - Sie scheinen einfach immer vor Kraft zu strotzen: Immergrüne sind Sommer wie Winter Strukturgeber im Garten. Während sie in der Wachstumsperiode aber nur die Kulisse für andere Pflanzen bilden, werden sie im kargen Wintergarten zum farbigen Hingucker.
Wenn Ahorn, Felsenbirne und Birken in diesen Wochen ihre Blätter in prachtvollen Farben von Rot über Orange bis Goldgelb verfärben, bringen die immergrünen Gehölze im Hintergrund sie zum Leuchten. Doch schon bald übernehmen sie die Hauptrolle: „Immergrüne Hecken sind so wertvoll für einen Garten, weil sie das Gerüst für den Winter bilden“, erklärt Gabriele Schabbel-Mader, Präsidentin der Gesellschaft zur Förderung der Gartenkultur in Berlin. In der gut sechs Monate andauernden Winterzeit sind die Hecken der grüne Beweis für Leben im Garten - und dessen Schmuck.
Immergrüne sind Strukturgeber: Sie teilen Bereiche voneinander ab, erklärt Landschaftsarchitekt Arne Janssen aus Worpswede in Niedersachsen. „Die Hecken wirken als verbindendes Element, auch wenn die vielen Pflanzen in den einzelnen Beeten zu ganz unterschiedlichen Farbgestaltungen und Nutzungen kombiniert sind.“ Ebenso sind immergrüne Hecken ein Gestaltungselement. „Tragende Elemente sind mannshohe immergrüne Umrandungen als Sichtschutz und Beeteinfassungen aus niedrigen Buchshecken, die symmetrisch oder in geometrischen Formen und Mustern gelegt sind.“
Beim Sichtschutz raten beide Experten aber, nur die intensiv genutzten Gartenbereiche mit blickdichten Lösungen zu umgeben statt das gesamte Grundstück. „Ich bin ein Fan von immergrünen Heckenriegeln“, sagt Schabbel-Mader. Zwischen den Blöcken lässt die Gartenarchitektin Lücken, die sich nicht auf den ersten Blick zeigen, aber doch je nach Perspektive einen Ausblick in die Umgebung zulassen. „Man kann auch mal freiwachsende Gehölze dazwischen setzen, um die Wände aufzulockern.“ Darüber hinaus seien immergrüne Hecken die Kulisse für andere Pflanzen. „Die immergrüne Hecke bildet eine perfekte Rückwand für aparte Sträucher und Stauden.“
Unter den Nadelgehölzen eignen sich Eiben und Thuja zur Hecke. „Die Eibe ist mein Favorit“, sagt Schabbel-Mader. „Sie kann stark bis in das alte Holz zurückgeschnitten werden und treibt gut wieder aus.“ Das bedeutet: Die Eibe muss seltener als andere immergrüne Nadelgehölze geschnitten werden. Diese brauchen das regelmäßig - „so entsteht eine dichte Wand und man muss nicht in das alte Holz schneiden“, begründet das Schabbel-Mader.
„Steht nur wenig Platz zur Verfügung, sind der Lebensbaum 'Smaragd' oder 'Columna' eine gute Wahl“, erklärt Janssen. Die Sorten wachsen schmal, ihre Seiten brauchen alle zwei Jahre einen Schnitt. „Die Leittriebe kürzt man erst, wenn die Hecke die Endhöhe erreicht hat.“
Unter den laubtragenden Arten empfiehlt sich vor allem der Kirschlorbeer. Beide Experten würden auf die Sorte 'Herbergii' mit kompaktem Wuchs und 'Geniola' mit sehr schmalem Aufbau und guter Winterhärte setzen. Wo die Winter mild sind, können auch Stechpalme und Liguster verwendet werden.
Wenig bekannt ist der Schirmbambus als Heckenpflanze. Im Vergleich zu anderen Bambus-Gattungen bleibt die Fargesia murielae an Ort und Stelle, statt über lange Rhizome zu wandern, erklärt Janssen. Dieser Bambus lässt sich in akkurate Formen trimmen. Für größere Gärten empfiehlt der Experte den Prager Schneeball, den reich fruchtenden Feuerdorn, die Großblättrige Berberitze und die Lorbeer-Glanzmispel.
Service:
Arne Janssen: Immergrüne Gärten, Gräfe und Unzer Verlag, 144 Seiten, 9,99 Euro, ISBN-13: 9783833820854