Von Japan ins „Mekka“ historischer Rosen - Weltgrößte Sammlung feiert

Sangerhausen (dpa) - Rosen soweit das Auge reicht. Die Blüten- und Farbenpracht von 8300 Sorten bringt Naturfreunde Schwärmen. Von Japan bis Neuseeland kommen Gäste in das Europa-Rosarium in den Südharz.

110 Jahre gibt es dort ein „Mekka“ historischer Rosen.

Sie heißen Gallica, Sugar Baby oder Christel von der Post, bleiben am Boden, recken sich in den Himmel, ranken sich zu kunstvollen Gebilden. Sie tragen auch Namen von Prominenten wie Helmut Kohl, Uwe Seeler oder Heidi Klum: 75 000 Rosenstöcke, 8300 Sorten der „Königin“ der Blumen, sind auf dem knapp 13 Hektar großen Parkgelände des Europa-Rosariums in Sangerhausen im Südharz heimisch geworden - und jede Rose ziert ein Namensschild.

Das Areal mit den farbenprächtig arrangierten Blumenbeeten, lauschigen Plätzen, Skulpturen und mächtigen Bäumen beherbergt die größte Rosensammlung der Welt. 110 Jahre ist das Rosarium alt, mehr als 100 000 Besucher kommen nach eigenen Angaben jährlich. Tausende säumten am Sonntag die Straßen beim kilometerlangen Festzug durch die Stadt. Unter dem Motto „Hochzeitsreise um die Welt“ zeigten mehr als 800 Darsteller, wie im antiken Rom oder einst in Griechenland, in Afrika oder auf Hawaii geheiratet wurde. Auch viele Fantasiekostüme waren dabei.

„Besonders stolz sind wir auf unsere 1371 verschiedenen historischen Rosen. Dazu gehört die Gallicarosen, die Ahnin aller europäischen Gartenrosen“, erzählt Thomas Hawel, der Chef des Rosariums, das zugleich eine Gendatenbank für Rosen hat. Gallicarosen waren den Angaben zufolge schon im 12. Jahrhundert v. Chr. in Persien bekannt, heute gelten sie als selten.

Ein Stimmengewirr, englisch, französisch, chinesisch und auch japanisch umgibt die Rosenexperten in der Parkanlage in der Kleinstadt im Süden Sachsen-Anhalts, wo einst Kupferschiefer abgebaut wurde und rötlich schimmernde Abraumhalden heute wie Pyramiden die Landschaft prägen. Rund 250 Rosenexperten aus 23 Ländern der Erde waren nach Sangerhausen gekommen, um sich zum Jubiläum des Rosariums auf der „International Heritage Conferenz“ ihr Wissen, ihre Erfahrungen und Ideen rund um die Rose und deren Züchtung auszutauschen.

Von Argentinien, Australien, Neuseeland, Indien, Uruguay, Südafrika oder aus Fernost reisten sie an. Mit geschulter Nase riechen sie im Gelände immer wieder an den blühenden Rosen, deren typischer Duft auch an einen Mix aus Vanille, Zitrone und Himbeeren erinnert. Ausgestattet mit großen Kameraobjektiven hocken Männer und Frauen etwa mit Strohhüten dicht vor den Rosen, um auch Raritäten wie die grüne oder schwarzen Rose zu fotografieren.

Sangerhausen sei das „Mekka“ für Freunde historischer Rosen, ist Hawel überzeugt. „Für mich ist es ein großes Glück, nicht nur Rosen zu lieben sondern auch mit Rosen arbeiten zu können“, sagt Makoto Hiraoka. Der aus Japan angereiste Konferenzteilnehmer ist im Berufsleben für eine englische Rosenfirma in seiner Heimat tätig. Etwa 5000 Sorten und Arten gebe es in Japan. „Viele Wildrosen sind bei uns beheimatet“, erzählt der junge Mann weiter. Die Kletterrose Wichurana aus Japan blüht auch in Sangerhausen. Rote Rosen liebe er unter der Vielfalt der Farben besonders. „Rosen verbindet die Menschen weltweit“, ist Hiraoka überzeugt. Rosensammlungen in Deutschland gibt es ferner etwa in Dortmund, Zweibrücken, Darmstadt, Kassel, Forst oder Uetersen.