Kamine: Romantische Dreckschleuder
Das Heizen mit Holz wird immer beliebter. Doch die Umwelt wird mit Feinstaub belastet.
Düsseldorf. In Baumärkten und bei Fachhändlern klingeln die Kassen. Geschlossene Kaminöfen sind derzeit sehr gefragt. In einer halben Million Haushalte in Nordrhein-Westfalen prasseln bereits gemütlich die Feuer. Doch nicht Hüttenromantik sorgt für den Boom, sondern die stark erhöhten Preise für Öl und Gas.
"Die Nachfrage ist im letzten Jahr enorm gestiegen", berichtet Stefan Michell vom Bundesverband deutscher Baumärkte. "Wer zu Hause einen Schornstein hat, erinnert sich jetzt", sagt auch Martin Pawelczyk von der Schornsteinfeger-Innung. Doch auch das Heizen mit Holz ist mittlerweile ein teures "Vergnügen" geworden - und mancher greift deswegen zum Ärger der Nachbarn zu anrüchigem Brennmaterial. Außerdem verschärfen die Öfen das Feinstaub-Problem.
In einem aktuellen Brennstoff-Kostenspiegel schneiden Holz und Holzpellets zwar noch leicht besser ab als Gas und Öl, aber sie ziehen beim Aufwärtstrend der Energiepreise nach: "Vor zwei bis drei Jahren kostete der Kubikmeter Holz rund 30 bis 40 Euro, jetzt beträgt der Preis schon etwa das Doppelte", berichtet Pawelczyk.
Trotzdem kann sich ein Vergleich lohnen, erklärt Heike Wübbeler von der Energieagentur NRW unter Berufung auf Zahlen des Deutschen Energie-Pellet-Verbands: Während Scheitholz etwas unter 5 Cent pro Kilowattstunde koste und Holzpellets 5 Cent, liege der Preis für Heizöl bei knapp 6 und für Gas bei 7 Cent.
Was das Portemonnaie freut, kann zu Lasten nachbarschaftlicher Beziehungen gehen. "Wenn einer Holz verbrennt, riecht das natürlich. Und gerade in dicht besiedelten Gebieten gibt es oft Menschen, die sich darüber beschweren", sagt Pawelczyk. Ein weiteres Manko: Die Holzöfen verschärfen das Feinstaub-Problem erheblich. "Die Summe der Emissionen aus Holzfeuerung ist so groß wie die aus den Motoren im Straßenverkehr", sagt Anja Behnke, Expertin des Umweltbundesamtes.
Die Zahlen sind erschreckend: Nach Angaben des Landes Baden-Württemberg gibt ein Kaminofen 3500 Mal mehr Feinstaub ab als eine moderne Gasheizung - und das in einer Zeit, in der manche Städte im Kampf gegen den Feinstaub Straßen sperren oder mit Wasser abspritzen. Deswegen sollen jetzt auch schadstoffarme Öfen gefördert werden.
Ein erster Ansatz seien Filter, mit denen die neuesten Kaminmodelle seit kurzem ausgestattet werden, sagt Pawelczyk. Martin Ittershagen, Sprecher des Umweltbundesamtes, verweist zudem auf das Umweltzeichen "Blauer Engel" auf manchen pelletbefeuerten Öfen: "Diese stoßen deutlich weniger Feinstaub aus als die meisten anderen Holzöfen. Generell müssen Holzfeuerungen aber sauberer werden."
Ansonsten weise Holz als Heizmittel eine bemerkenswerte Klimabilanz auf. Im Gegensatz zu fossilen Energieträgern sei Holz ein nachwachsender Rohstoff und verbrenne "klimaneutral", erläutert Ittershagen: "Beim Verfeuern setzt ein Baum nur so viel Kohlendioxid frei, wie er während seines Wachstums aufgenommen hat."
Doch die gestiegenen Kosten für Brennholz verleiten manchen Ofenbesitzer dazu, seine neue Feuerstelle mit Holzabfällen fragwürdiger Herkunft zu befeuern. "Lasiertes oder lackiertes Holz kann sogar giftig wirken, wenn es verbrannt wird. Und auch, wenn man Unmengen Papier verbrennt, werden die Schwermetalllegierungen aus der Druckerschwärze in die Luft abgegeben", warnt Schornsteinfeger Pawelczyk.
Kaminofen: Baumärkte bieten geschlossene Kaminöfen schon ab120 Euro an, für ein gutes Modell sind mehrere hundert Euro fällig.Kaminöfen nutzen die Brennenergie besser aus als ein offener Kamin.
Pellet-Öfen: Im Trend sind Kaminöfen, die mit Holz-Pelletsgeheizt werden. Der Öko-Ofen produziert weniger Feinstaub und kostet umdie 1700 Euro, Angebote gibt es im Baumarkt bereits für 1298 Euro.