Strom: Schlechter Service bei Billig-Anbietern

Die Hotlines sind schwer erreichbar und die Kunden werden hingehalten.

Mainz. Mehr als 400 Euro pro Jahr sparen - das klingt verlockend. Immer wieder machen Strompreis-Vergleichsportale im Internet mit solchen Zahlen auf sich aufmerksam. In der Regel wird dringend zum Anbieterwechsel geraten. Erfahrungen von Verbrauchern und Verbraucherschützern zeigen aber, dass es nicht immer klug ist, nur nach dem Preis auszuwählen.

Susanne Hoffmann aus Mainz zum Beispiel hat erst einmal die Nase voll von ihrem Billig-Anbieter. Im März wechselte sie. Als sie im April umzog, wollte sie den neuen Vertrag auf die neue Adresse ummelden. Damit fingen die Probleme an. "Das geht nicht, ich müsse den alten Vertrag kündigen und für die neue Wohnung neu abschließen", wurde ihr mitgeteilt. Das tat sie, schriftlich per Post.

Als sie nach drei Wochen immer noch nichts von ihrem neuen Stromanbieter gehört hatte, rief sie abermals im Call-Center an. "Dort hieß es: Es ist nichts angekommen", erzählt Hoffmann. Als sie um Klärung bat, meldete sich wieder mehr als eine Woche lang niemand bei ihr. Erst eine Kündigung per Einschreiben mit Rückschein brachte Sicherheit. Und ein schriftlicher Widerruf des Neuauftrags - für 14 Euro per Kurier zugesandt.

Verbraucherschützer kennen solche Fälle. Und sie raten deshalb nicht uneingeschränkt zum jeweils günstigsten Anbieter. "Man möchte natürlich möglichst viel sparen", sagt Christian Michaelis vom Energiereferat der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

"Aber 95 Prozent der Fälle aus unserer Beratung, wo es Probleme beim Wechsel gibt, betreffen Billig-Anbieter." Er rät nicht von einem Wechsel ab: "Oft läuft alles glatt. Aber in den Fällen, wo das nicht so ist, wächst es sich oft zu langwierigen Problemen aus."

So kann es sein, dass die Hotline schlecht erreichbar ist und die Störung nicht telefonisch behoben werden kann. Die Gebühren für den Anruf fallen trotzdem an. Und ob der Wechsel perfekt ist und ab welchem Zeitpunkt wer liefert, bleibt ungewiss - im schlimmsten Fall buchen laut Michaelis beide Unternehmen ab. "Die Leute werden immer wieder vertröstet", lautet seine Beobachtung.

Er ist der Ansicht, dass den Billig-Anbietern so viele Kunden zulaufen, dass sie den Verwaltungsaufwand nicht stemmen können - und daraus organisatorische Mängel entstehen. "Es sind immer dieselben, die uns auffallen." Aribert Peters vom Bund der Energieverbraucher in Unkel hat ähnliche Erfahrungen gemacht: "Wir haben immer wieder Anrufe, wo die Leute sagen: "Die buchen nur ab, da meldet sich aber keiner"." Es seien die "allerbilligsten", die häufig nicht erreichbar seien. "Die sparen beim Service", schlussfolgert er.