Bolonka Zwetna: Schoßhündchen und Herzensbrecher

Frankfurt/Main (dpa) - Züchterin Claudia Knorr aus dem brandenburgischen Ziesar hat eine besondere Leidenschaft für die Bolonka Zwetna: „Sie sind einfach Herzensbrecher“, sagt sie über die aus Russland stammende Hunderasse.

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Dabei sagt der Name eigentlich schon alles. „Zwetna“ bedeutet „bunt“ und „Bolonka“ ist das Wort für „Schoßhündchen“.

Die Tiere sind nicht nur hübsch, sondern auch ausgesprochen umgänglich. „Er ist recht leicht zu lenken und ein äußerst anhänglicher Familienhund“, heißt es in der Rassebeschreibung des Verbands Deutscher Kleinhundezüchter in Berne. Er gilt als sehr anpassungsfähig, und Halter können ihn wegen seiner geringen Größe problemlos überallhin mitnehmen.

Die Schoßhündchen mit dem gewellten, seidigen Fell und den knopfrunden Augen werden nur um die 25 Zentimeter groß. Es gibt sogar noch kleinere Exemplare, die nur etwa 20 Zentimeter messen. Die Farben variieren, von Schwarz über Rot bis zu Creme ist alles dabei. Nur reinweiße Tiere sind laut den Zuchtstandards nicht erlaubt.

„Diese Tiere sind wirklich für jeden geeignet. Es ist ein Hund für alle Fälle“, beschreibt die Züchterin Susanne Schild aus Waren in Mecklenburg-Vorpommern das Wesen der Vierbeiner. Sie sind kinderlieb, aber auch für Senioren ein guter Begleiter.

Die sehr auf Menschen bezogenen Tiere passen ihr Bedürfnis nach Auslauf an ihre Besitzer an. So begleiten Bolonka Zwetna Halter gerne beim Fahrradfahren oder nutzen ihre gute Nase bei der Personensuche. Doch wenn die Schoßhündchen von klein auf weniger Action gewohnt sind, ist das für sie auch in Ordnung. Dann geben sie sich mit kleinen Gassirunden in der Stadt und einem bequemen Leben auf der Couch zufrieden.

Bolonkas lassen sich nur selten aus der Ruhe bringen. Kläffer sind die Kleinen nicht. Allerdings mögen sie es nicht so gerne, wenn sie alleine zu Hause sind. Am liebsten sind sie bei ihren Menschen.

Pflegeleicht sind die Tiere auch. Nur ab und zu muss das Fell gebürstet werden, bei Bedarf muss der Friseur ran. Sie haben zwar sehr viele Haare, verlieren aber nur wenige. Sie sollen daher für Allergiker gut geeignet sein. Die Genügsamkeit der Tiere, ihre Vielseitigkeit und Lernfähigkeit ist nach der Meinung von Schild der Grund, warum sich die Rasse hierzulande immer mehr durchsetzt. Noch sind die Tiere hauptsächlich in den ostdeutschen Bundesländern verbreitet.

Schild selbst ist durch Zufall auf den kleinen Hund gekommen. Vorher hatte sie Jahrzehnte lang Schäferhunde gezüchtet. „Ich wollte eine Rasse, die man auch in der Wohnung halten kann und die nicht haart.“ Ihre kleine Tochter sah zufällig einen Bolonka Zwetna und verliebte sich in ihn. So kam Bonny ins Haus. Kurz darauf begann Schild mit dem Tier zu züchten, heute hat sie noch eine zweite Zuchthündin. Die Preise für Welpen variieren stark, sie reichen von etwa 800 bis 1500 Euro pro Tier. Im Schnitt lebt ein solcher Hund 15 Jahre lang.

Die Rasse ist noch nicht alt, erst seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts wird sie in Russland offiziell gezüchtet. Sie entstand aus Einkreuzungen farbiger Kleinhunde-Rassen mit den reinweißen Bolonka Franzuska („französisches Schoßhündchen“), die einst am Zarenhof residierten. Etwa seit den 1980er Jahren fanden sich auch in der ehemaligen DDR immer mehr Fans der Bolonka Zwetna. „Es gibt heute schätzungsweise 500 dieser Tiere in Deutschland“, meint Züchterin Knorr.

Knorr gibt ihre Tiere allerdings nur ungern in Familien, in denen die Kinder noch klein sind. Dafür sei der Körperbau der Bolonka Zwetna einfach zu zart. Schließlich wiegen diese Hunde nur höchstens vier Kilogramm. Empfehlenswert sind sie für Kinder ab etwa zehn Jahren.

Und sie warnt potenzielle Käufer noch vor einem anderen Problem. Denn ihrer Meinung nach geht der Trend bei der Zucht dieser Hunderasse in eine falsche Richtung. Es gebe einige Züchter, die vor allem auf sehr kleinwüchsige Hunde setzen, weil diese besonders niedlich sind. Auch die Fellfarben werden immer exotischer, außerdem werden den Tieren stahlblaue Augen angezüchtet. Den Preis für diese „Qualzucht“ bezahlen die Hunde. „Sie sind zum Beispiel taub oder blind. Oder sogar beides“, sagt Knorr.