Hunde planschen im Freibad - nur Balu bleibt wasserscheu
Essen (dpa) - Ohne zu zögern springt der Golden Retriever Luke ins Schwimmbecken. Wo sonst nur Menschen ihre Bahnen im Freibad ziehen, haben am Sonntag in Essen 300 Hunde im Wasser geplanscht.
Luke hat einen blauen Ball im Blick und will das Spielzeug ganz sicher nicht mit den anderen Hunden im Hessebad teilen. Schneller als alle anderen erreicht er den Ball und bringt ihn zu seinem Frauchen.
Hunde im Freibad - das ist eigentlich tabu. Viele Bäderordnungen in Deutschland verbieten den Vierbeinen das Baden aus hygienischen Gründen. Sie verlieren Haare und haben Dreck an den Pfoten. „Nicht wesentlich mehr als Menschen“, sagt Thomas Hinze, Mitgründer der Initiative „Hund im Freibad“. Diese will Bäder ermutigen, am letzten Tag der Saison über das Badeverbot für Hunde hinwegzusehen.
Der Badebetriebsleiter des Hessebades Sven Prochnow hatte die Idee von Kollegen und kann seine zweibeinigen Besucher beruhigen: „Nach dem Hundeschwimmen machen wir das Becken winterfest.“ Im kommenden Frühjahr werde es dann gründlich gesäubert.
Vorher war der Bereich rund um das Nichtschwimmerbecken für einen Tag lang ein Wasserspielplatz für die Vierbeiner. „Noch sind Hundeschwimmen eine Seltenheit, deswegen fahren Hundebesitzer auch eine Ecke“, sagt Prochnow und freut sich über die vielen Herrchen und Frauchen, die mit ihren Vierbeinen gekommen sind.
Aber nicht alle Hunde schütteln sich am Beckenrand vergnügt das Wasser aus ihrem Fell. Balu, ein junger Berner Sennenhund, ist skeptisch. Nur vorsichtig streckt er eine Pfote über den Beckenrand und taucht sie ins Wasser ein. Am Rand ist es nur circa zehn Zentimeter tief. Trotzdem zieht er die Pfote schnell wieder zurück.
„Er traut sich nicht“, sagt sein Herrchen Michael Becker. Die ganze Familie habe schon versucht, Balu an Wasser zu gewöhnen - ohne Erfolg. Statt zu baden und sich abzukühlen, trinkt er es lieber. Einen vergnügten Sonntag scheint der Hund trotzdem zu haben. Ausgelassen tobt er mit Merlin, Lala, Rocko, Piet und wie die Labradore, Schäferhunde, Möpse, Dackel und Berner Sennenhunde um das Becken herum alle heißen.
Schwimmen tut Hunden gut - der Spaßfaktor ist groß, sagt Tierarzt Hans-Jürgen Apelt. Trotzdem sei Vorsicht geboten. „Sehr oft überschätzen Hunde und auch ihre Besitzer die Kräfte ihres Vierbeiners. Und Hunde können auch ertrinken, insbesondere die Untrainierten.“ Das ist ein Grund dafür, warum die Hunde im Hessebad nur in das Nichtschwimmerbecken dürfen. Einige Besitzer von kleinen Hunden haben außerdem zur Sicherheit eine Schwimmweste für ihren Vierbeiner dabei.
Den ganzen Tag rennen die Tiere aufgeregt hin und her, vom Wasser zu ihrem Herrchen und verlangen bellend, dass ihr Spielzeug wieder geworfen wird. „Luke hat einen riesen Spaß“, sagt Hundebesitzerin Annika Stolpe. Sicher ist: die beiden werden die nächsten Wochenenden im Freibad verbringen, immer dort, wo gerade Hundeschwimmen ist.