Igelfreundlicher Garten: Treppen und Teiche sichern
Berlin (dpa/tmn) - Bodennetze, Treppen, Schächte und Gartenteiche stellen für Igel eine große Gefahr dar. Darauf sollten Gartenbesitzer reagieren und die Fallen beseitigen.
Igel sind zwar geschickte Kletterer und Schwimmer - aber mit den gerade einmal 15 Zentimeter langen Beinen sind ihre Möglichkeiten doch begrenzt: „Treppenstufen ab einer Höhe von 30 Zentimetern sind für sie unüberwindlich“, sagt Ursula Bauer, Geschäftsführerin Tierschutz von Aktion Tier. „Tiefe Kellertreppen, Schächte, Swimmingpools und Gartenteiche mit geraden Wänden sollten Tierfreunde deshalb lieber abdecken, wenn sie Igel im Garten haben möchten.“ Wem das zu aufwendig ist, der sollte zumindest Ausstiegs- und Kletterhilfen in Form von Brettern oder Seilen anbringen, damit sich die Tiere aus eigener Kraft wieder befreien können.
Bodennahe Netze über Beete und Obstbäume werden ebenfalls schnell zur Todesfalle für die kleinen Stacheltiere - sie sollten mindestens zehn Zentimeter über dem Boden enden, „sonst besteht Gefahr, dass sie sich darin verfangen und strangulieren“, sagt Bauer.
Aus der Perspektive von Igeln sind unverschlossene Müllsäcke und offenstehende Gartenhäuschen- oder Garagentore eine Einladung, ihrer Neugier freien Lauf zu lassen. Das kann verhängnisvoll enden, wenn Türen und Säcke geschlossen werden, bevor sich die Tierchen in Sicherheit bringen konnten. „Schon manch ein Igel ist in einem Gartenhäuschen verhungert, das über längere Zeit nicht genutzt wurde“, warnt Bauer.
Den Tag verschlafen die stacheligen Gesellen auch gern im Komposthaufen, erläutert die Tierschützerin. Deshalb sollten Gartenbesitzer immer erst sorgfältig vorfühlen ob jemand zu Hause ist, bevor sie mit Spaten oder Mistgabel zustechen, um den Kompost zu wenden. Ohnehin sei bei der Gartenarbeit Umsicht gefragt: Kantenschneider, Rasenmäher oder Heckenscheren verletzten leicht Tagträumer, die unter Hecken oder Laubhaufen herumlümmeln. Apropos Laub: Laubsauger sind für Igelfreunde absolut tabu! Sie könnten deren Nachwuchs einsaugen und dabei töten.
Das Laub ist ohnehin besser unter Hecken oder auf bis zu einen Meter hohen Haufen aufgehoben. Denn darin richten sich die Tiere gern ihr Winterquartier ein. Alternativ beziehen sie auch Asthaufen oder umgedrehte Weidenkörbe und große Tontöpfe - insofern die Gärtner ihnen Zugangslöcher verschafft haben.
Damit es den Tieren nicht an Nahrung mangelt, ist generell die naturnahe Gestaltung des Gartens Pflicht: Naturwiese statt englischem Rasen, einheimische Büsche und Hölzer wie Eberesche, Vogelbeere oder Schneeball statt Koniferen und Zierblumen - dann klappt's auch mit Nachbar Igel. Da die Tiere sich fast ausschließlich karnivor, also von Fleisch ernähren, sind außerdem Obstbäume, Beerenbüsche und Gemüsebeete von Vorteil. Das ist kein Widerspruch: Erdbeeren, Kohlrabi, Salat oder Kirschen locken Käfer, Raupen und Ohrwürmer an, die der Nützling mit Vorliebe verputzt.
Andere Nahrung sollten Gartenbesitzer ihm nicht anbieten - Wildtiere füttern ist in Deutschland verboten, so Bauer. Und vor allem die Schale Milch, die manch einer ihnen gerne hinstellt, ist im wahrsten Sinne überflüssig. Denn sie verursacht bei den Stacheltieren schlimmstenfalls heftigen Durchfall.
Auch auf den Einsatz von künstlichen Düngern oder Pflanzengiften sollten Tierfreunde verzichten: „Blaukorn etwa verwechseln Igel leicht mit Nahrung und vergiften sich daran“, warnt Bauer. Und der Einsatz von Insektiziden ist in einem naturnah gestalteten Garten ohnehin kontraproduktiv: Was dem Pflanzenwuchs schadet, haben die kleinen Knopfäugler oft zum Fressen gern.