Katze auf der Couch: Verhaltensprobleme therapieren lassen

Berlin (dpa/tmn) - Wenn die Katze unsauber wird oder den Schwanz anknabbert, hat das keine körperlichen Ursachen. Meist leidet das Tier unter seelischem Stress. Je früher die Therapie beginnt, desto schneller und besser bekommen Halter das Problem in den Griff.

Schnurrend, verspielt, picobello gepflegt - so sieht das Idealbild vieler Menschen von ihrer Katze aus. Und dann finden sie eines Tages einen Urinsee auf dem Kopfkissen, erkennen einen blankgeleckten Bauch bei Mieze oder beobachten Zoff mit der anderen Katze im Haushalt.

Dabei gibt es einen Unterschied zwischen Verhaltensstörungen und -problemen. Zu der ersten Kategorie gehören laut Birga Dexel, Katzentherapeutin in Berlin, zum Beispiel das ständige Jagen des Schwanzes, oder das Knabbern und Lutschen daran. Das kann zu Entzündungen und Schäden führen, so dass ein Teil des Schwanzes schlimmstenfalls amputiert werden muss.

Ursache ist oft, dass die Katze zu früh von ihrer Mutter getrennt wurde. Meist werden Katzen im Alter von etwa acht Wochen von der Mutter weggenommen. „Frühestens mit 12 Wochen sind sie alt genug, besser sind 16 Wochen“, sagt Dexel. Wenn die Katzenbabys zu früh ohne Mutter auskommen sollen, könnte ein einziger Stressauslöser rasch zu Problemen führen.

Zu denen gehört auch die Feline Selbstinduzierte Alopezie (FSA): Mieze leckt sich das Fell so stark, dass nur noch die Haut zu sehen ist und diese sich sogar entzündet. „Häufig betroffen sind der Rücken, der Bauch und die Innenseiten der Hinterbeine“, sagt Barbara Schöning, Vorsitzende der Gesellschaft für Tierverhaltensmedizin und -therapie in Hamburg.

Allerdings können dahinter schlichtweg Parasiten oder eine Allergie stecken. Daher sollten Katzenhalter ihr Tier vom Tierarzt untersuchen lassen, sobald ein merkwürdiges Verhalten auffällt.

Ein problematisches Verhalten kommt nie von ungefähr. Oft sind es mehrere Faktoren, die bei der Katze für Stress sorgen. Möglicherweise langweilt sich das Tier und will Aufmerksamkeit, oder es hat zu wenig Rückzugsorte, zu wenig Futter oder eine zu kleine Toilette.

Auch Veränderungen mögen Katzen nicht gern - sie sind Gewohnheitstiere. So können ein Umzug, Besuch, Urlaub der Besitzer, ein neuer Partner oder die Geburt eines Babys den Vierbeiner aus der Bahn werfen. „Eifersucht ist ein großes Thema bei Katzen“, sagt Dexel.

All dies kann dazu führen, dass sich die Katze unwohl und verunsichert fühlt und darauf reagiert. Am häufigsten wird die Katze unsauber, uriniert neben das Katzenklo, in Schuhe oder Kissen. „Die Menschen sind oft hilflos, verstehen das nicht und handeln dann aus Unwissen falsch“, so Dexel. Mancher Halter schüttelt sein Tier oder zieht die Katze mit der Nase durch die Urinpfütze.

„Das soll als pädagogische Maßnahme helfen, macht aber alles nur noch schlimmer“, glaubt die Katzentherapeutin. Das Tier ist noch verunsicherter und verängstigt, was die Probleme nur vergrößert.

Wenn mehrere Tiere in einem Haushalt leben, kann das Problem auch Mobbing sein. Die Menschen bemerken es oft erst, wenn eine Katze unsauber oder aggressiv wird. Tierverhaltenstherapeuten stellen dann häufig fest, dass sich die Tiere nicht ausstehen können. Sie besuchen Mensch und Katze zu Hause und schauen sich die Lebensumstände an. „Der Blick von außen hilft, denn ich sehe Dinge, die der Halter nicht sieht“, erklärt Bernauer-Münz.

Bei einem Baby oder einem neuen Partner als Ursache kann manches Mal schon mehr Aufmerksamkeit für die Katze helfen. Grundsätzlich gilt: „Je schneller man eingreift, desto besser und rascher kann ein Problemverhalten therapiert werden“, sagt Bernauer-Münz.

Literatur:

Birga Dexel: Von Samtpfoten und Kratzbürsten. Meine Fälle aus der Katzenpraxis, Kosmos Verlag. 224 Seiten, 16,99 Euro. ISBN-13: 9783440139486