Mit dem Tierarzt über Kastration sprechen
Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Damit Hunde und Katzen sich nicht unkontrolliert vermehren, werden sie kastriert. Doch nicht immer überwiegen bei diesem Eingriff die Vorteile. Halter sollten sich vor der Operation deshalb vom Tierarzt beraten lassen.
Es ist eine dieser Fragen, die sich wohl jeder Hunde- und Katzenhalter stellt: Soll ich mein Tier kastrieren lassen oder nicht? Während die einen sich strikt gegen jeden Eingriff wehren, fackeln andere nicht lange und lassen den Eingriff schon früh vornehmen.
Die Kastration ist ein operativer Eingriff, bei dem die Keimdrüsen der Tiere entfernt werden. „Bei männlichen Tieren betrifft das die Hoden und bei weiblichen die Eierstöcke“, sagt Astrid Behr vom Bundesverband Praktizierender Tierärzte aus Frankfurt am Main. „Nach dem deutschen Tierschutzgesetz ist es nicht erlaubt, dem Tier Schmerzen und Leid zuzufügen.“ Deshalb sei die Entnahme von Körperteilen eingeschränkt und dürfe erfolgen, wenn sie medizinisch notwendig ist.
Bei Katzen ist eine Kastration laut der Expertin generell ratsam. „Das Risiko bei der OP ist gering, und es treten danach keine Probleme auf“, sagt die Tierärztin. Bei Freigängern sprechen auch Tierschutzgründe dafür: „Freigänger sollten kastriert werden, weil sie sich sonst extrem vermehren.“
Die Kastration bei Hauskatzen dient dagegen vor allem dazu, gesundheitlichen Störungen vorzubeugen. „Bei Weibchen kann damit das Risiko von Entzündungen und Vereiterungen der Gebärmutter bis zu Dauerrolligkeit, einer krankhafte Veränderung des Eierstocks, extrem gesenkt werden“, erklärt Behr. Bei Katern, die geschlechtsreif werden und ihrem Trieb nicht nachgehen könnten, könne es sein, dass sie ihr Revier markierten und selbst gegenüber dem Halter aggressiv werden. „Am besten ist es daher, Männchen und Weibchen vor der Geschlechtsreife zu kastrieren.“
Auch Hunde werden inzwischen häufig kastriert. Anders als bei Katzen gibt es neben Vorteilen auch zahlreiche Nachteile. „Zwar ist eine Kastration manchmal richtig und wichtig“, sagt Udo Kopernik vom Verband für das Deutsche Hundewesen aus Dortmund. „Abgesehen von einigen medizinischen Indikationen spricht jedoch nicht viel dafür.“
Für die Gesundheitsvorsorge sei die Kastration durchaus wichtig, sagt jedoch Verbandssprecherin Behr. „Wenn sehr früh kastriert wird, dann geht das Risiko fast gegen Null, dass Hündinnen Tumore an den Gesäugeleisten bekommen, während kastrierte Rüden ein geringeres Risiko für Tumore an der Prostata und der Analdrüse und für hormonell bedingte Vorhautentzündungen haben. Durch das Entfernen der Hoden kann auch kein Hodenkrebs mehr auftreten.“
Doch neben den Vorteilen, die dieser Eingriff mit sich bringt, gebe es auch zahlreiche Nachteile. Deshalb sollte die Entscheidung für oder gegen die Operation für jedes Tier gemeinsam mit dem Tierarzt getroffen werden. Bei mittelgroßen und großen Hündinnen könne zum Beispiel eine Inkontinenz auftreten.
Es wird aber nicht nur wegen medizinischer Gründe, sondern auch aufgrund von Verhaltensauffälligkeiten kastriert. „Dann muss allerdings eindeutig feststehen, dass das Verhalten auf die Wirkung des Testosterons zurückzuführen ist. Sonst ändert sich durch den Eingriff nichts“, sagt Barbara Schöning, Fachtierärztin für Verhaltenskunde und Tierschutz aus Hamburg.