Radeln mit Hund: Vierbeiner sollte Tempo vorgeben
Bonn/Magdeburg (dpa/tmn) - Rad fahren statt immer nur Gassi gehen: Den Hund nebenher laufen zu lassen ist keine große Sache, denken Besitzer. Doch das koordinierte Mittraben müssen Hunde Schritt für Schritt lernen.
Und nicht alle Rassen sind als Radelhunde geeignet.
Bei schönem Wetter, für Besorgungen in der Stadt oder für die Tour am Wochenende: Viele Deutsche sind am liebsten mit dem Fahrrad unterwegs. Auch Hundehalter wollen nicht aufs Radeln verzichten und lassen den Vierbeiner gern an der Leine nebenher laufen. Das macht Spaß und powert den Hund ordentlich aus. Doch ein zu hohes Tempo, Hitze und zu weit gewählte Distanzen können dem Tier die Freude an der Bewegung schnell verderben.
Die reibungslose Koordination zwischen Tier und Drahtesel muss deshalb geübt werden. Oberstes Gebot ist dabei: nicht zu schnell fahren. „Das Tempo sollte den Bedürfnissen des Hundes angepasst werden“, sagt Udo Kopernik vom Verband für das Deutsche Hundewesen in Dortmund. Viele Halter sind seiner Meinung nach zu schnell unterwegs.
„Der Hund sollte locker nebenher traben können und nicht galoppieren müssen“, stellt Kopernik deshalb klar. Weil aber auch gleichmäßiges Traben zu einer Dauerbelastung für den Hund und seine Gelenke werden kann, sollten zwischendurch ein paar Pausen eingelegt werden. So habe das Tier nebenbei noch genug Zeit, am Wegesrand zu schnüffeln, etwas zu trinken, Kontakt zu Artgenossen aufzunehmen und sein Geschäft zu erledigen. Doch so viel Spaß das gemeinsame Radeln auch macht - nicht jeder Hund ist dafür geeignet. Übergewichtige, alte oder kranke Hunde sollten auf keinen Fall neben einem Fahrrad herlaufen müssen.
„Auch Pekinesen, französische Bulldoggen und andere kurzköpfige Rassen sind in einem Körbchen oder einem Fahrradanhänger besser aufgehoben“, sagt Klaus Kutschmann von der Tierärztlichen Klinik Magdeburg. Durch die Verengung der oberen Atemwege bekommen diese Hunde zu wenig Luft und seien daher nicht sehr belastbar. Sehr große Artgenossen, wie zum Beispiel Doggen, neigen dagegen zu rassespezifischen Gelenkproblemen und sollten deshalb keine langen Strecken laufen.
Bei kleinen Rassen wie Yorkshire Terrier oder Dackel müsse das Tempo auf Schrittgeschwindigkeit gedrosselt werden. Für Hunde, die sich noch im Wachstum befinden, sollte das Rad besser ganz im Keller bleiben. „Das Tier muss bereits ausgewachsen, also mindestens anderthalb Jahre alt sein“, sagt Udo Kopernik. Junge Hunde haben noch ein sehr weiches Knochengerüst, das durch diese Art der Bewegung Schaden nehmen kann.
„Halter müssen außerdem sicher gehen, dass ihr Vierbeiner in guter gesundheitlicher Verfassung ist und eine gute Kondition hat“, sagt Marion Dudla vom Deutschen Tierschutzbund in Bonn. Sie rät, im Zweifelsfall einen Tierarzt zu konsultieren.
Damit es bei der gemeinsamen Radtour nicht zu Unfällen oder Verletzungen kommt, sollte der Vierbeiner gut erzogen sein. „Herrchen müssen ihr Tier im Griff haben. Es sollte auf Kommandos hören und an der Leine problemlos bei Fuß gehen können“, sagt Kopernik. Auch bei einem unangekündigten Richtungswechsel und ablenkenden Geräuschen dürfe der Vierbeiner nicht an der Leine ziehen. Erst dann seien Hund und Herrchen bei einer Radtour ein perfektes Team.
Trotzdem gibt Kopernik zu bedenken, dass die Talente bei jedem Hund unterschiedlich ausgeprägt sind. „Manche können schon beim ersten Versuch gut neben dem Rad laufen, andere haben anfangs Schwierigkeiten und lassen sich zum Beispiel vom Surren der Speichen ablenken.“ Deshalb rät er, das Rad erstmal zu schieben, damit sich der Hund daran gewöhnen kann. Danach sollte die erste Etappe nicht länger als fünf bis zehn Minuten am Stück dauern und erst nach und nach gesteigert werden. Astrid Behr vom Bund Praktizierender Tierärzte in Frankfurt am Main warnt aber vor jeder Form von Übertreibung, was die Distanz der Touren angeht. „Tiere wollen nicht den ganzen Tag durch die Gegend rennen“, sagt sie.
Klaus Kutschmann empfiehlt, für die ersten Versuche ruhige Wald- und Feldwege auszuwählen. „Wenn dann auch noch die Wetterbedingungen stimmen und es nicht zu schwül, zu heiß oder zu kalt ist, können Hund und Herrchen die Radtour genießen“, sagt Marion Dudla.