Tiermediziner: Überlebenschancen nach Krebs gestiegen
Berlin (dpa) - Auch Tierärzte haben immer häufiger mit Krankheiten zu tun, die vor allem im Alter auftreten. Die therapieren Krebs oder den Grauen Star. Eine künstliche Hüfte kann mehrere Tausend Euro kosten.
Tierärzte behandeln erkrankte Kleintiere wie Hunde und Katzen zunehmend mit Methoden aus der Humanmedizin. Selbst nach einer Chemotherapie bei Krebs könnten Tiere heute relativ alt werden, sagte Professor Stephan Neumann von der Deutschen Gesellschaft für Kleintiermedizin am Rande eines Tiermediziner-Kongresses (6. bis 10. November). Daran hatten mehr als 2000 Tierärzte aus ganz Deutschland teilgenommen.
Welche Tierkrankheiten beschäftigen die deutschen Hunde- und Katzenbesitzer derzeit am meisten?
Neumann: „Krebs zum Beispiel ist wie beim Menschen auch bei Tieren sehr verbreitet. Tumor-Operationen sind an der Tagesordnung. Das liegt auch daran, dass man Krebs dank der technischen Möglichkeiten heute zum Teil früher erkennen kann. Neben Operationen gibt es aber bei Tieren ebenfalls die Möglichkeit der Chemotherapie: Sie erholen sich sogar häufig schneller wieder davon als der Mensch, es gibt weniger Nebenwirkungen wie Haarausfall oder Übelkeit. Die Überlebenschancen für ein Tier sind gestiegen. Die Lebenserwartung wird manchmal gar nicht beeinträchtigt.“
Zeigt sich die Ähnlichkeit zu menschlichen Krankheiten auch in anderen Disziplinen?
Neumann: „Ja, Augenkrankheiten wie der Graue und der Grüne Star kommen zum Beispiel häufiger vor. Wobei es mittlerweile sogar die Möglichkeit gibt, getrübte Linsen zu entfernen. Das lässt die Tiere wieder besser sehen. Bei orthopädischen Problemen in der Hüfte sind künstliche Gelenke bereits eine Weile etabliert. Potenzial gibt es künftig bei Ersatzgelenken für Ellenbogen und Knie. Da Tiere immer Privatpatienten sind, müssen Tierärzte aber generell abwägen, welche Behandlungen sinnvoll sind. Eine neue Hüfte kann bis zu 3000 Euro kosten.“
Gibt es noch Symptome, bei denen man als Arzt erst einmal überlegen muss?
Neumann: „Es gibt tatsächlich Erkrankungen, die gewissermaßen aus dem Nichts aufgetaucht sind. Die Blauzungenerkrankung zum Beispiel kam zu meinen Studienzeiten in Mitteleuropa nicht vor. Das ist eine Viruserkrankung, die durch eine bestimmte Mückenart übertragen wird. Betroffen sind vor allem Wiederkäuer wie Schafe, Rinder und Ziegen. Ansonsten sind es vor allem exotische Tiere wie Reptilien oder Vogelspinnen, bei denen man irgendwann an die Grenzen des Wissensstandes kommt.“