Vier Pranken und ein Ball: Spielzeug für Eisbären

Natendorf (dpa) - Im Zoo von Hannover toben die Eisbären Nanuq und Sprinter in ihrem Freigehege. Die beiden Männchen wiegen so um die 500 Kilogramm, aufgerichtet sind sie drei Meter groß. Mit ihren gigantischen Kräften drücken sie einen weißen Ball unter Wasser und lassen ihn immer wieder emporschießen.

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Kräftige Eisbärenzähne und mächtige Pranken kommen zum Einsatz. Im Zoo-Alltag ist das mehr als nur Spiel für die Bären, Experten sprechen von Verhaltensanreicherung oder Enrichment. „Mit dem Enrichment wollen wir alle Sinne der Tiere anregen“, sagt Zoosprecher Sebastian Bär. „Auch beim Futter sollen sie sich ein wenig anstrengen, sie müssen sich ja auch in der freien Natur bemühen.“

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Auch in anderen Parks versuchen sich die Bären an solchen Bällen. So misst sich im schleswig-holsteinischen Neumünster Eisbär Kap an einer der robusten Kugeln. „Das Spielzeug muss den gewaltigen Kräften standhalten“, sagt die Zoologische Leiterin Verena Kaspari. „Es darf nicht kaputt gehen, weil sich die Tiere sonst daran verletzen könnten“, erklärt die Diplom-Biologin. „Früher hat man auf Enrichment nicht so viel Wert gelegt. Es ist aber immer wichtiger geworden, auch auf das Tierwohl zu achten.“ Daher lege man immer mehr den Fokus auf die Verhaltensanreicherung, auch um die Fitness der Tiere zu gewährleisten.

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In Deutschland stellt nach Angaben von Kaspari nur das Unternehmen Zooprofis aus Natendorf im niedersächsischen Kreis Uelzen solche auch für Eisbären tauglichen Spielzeug-Sonderanfertigungen her. Auch der Ball in Hannover ist von der kleinen Firma. Geschäftsführer der Zooprofis ist Daniel Goosmann, der 47-Jährige hat Kaufmann und Forstwirt gelernt, außerdem ist er ausgebildeter Zootierpfleger.

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Entstanden sei die Idee vor zehn Jahren, berichtet Goosmann. „Ich war in der Leitung eines Wildparks tätig, dann habe ich mich selbstständig gemacht. Ich wollte das bauen, was ein professioneller Tierpfleger braucht, was es aber damals nicht gab.“ So habe er mit Keschern für Zootiere angefangen. „Dann haben wir weitere Sachen entwickelt, etwa Zangen für Giftschlangen, Stockschlingen für Hunde oder ein Schussnetz, das man auf flüchtende Tiere abfeuern kann.“

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Noch immer liefern die Zooprofis auch Fangmaterial, Goosmanns Dobermann Mia ist manchmal Versuchskaninchen. „Auch Polizei, Bundeswehr, Veterinärämter und Feuerwehr sind Kunden von uns“, sagt Goosmann. So habe die Bundeswehr etwa schon Werkzeuge zum Fang von Schlangen geordert.

Doch die wichtigste Sparte ist das Spielzeug für tierische Kraftpakete wie Bären oder Elefanten. „Vor allem Eisbären versuchen erstmal, alles kaputt zu machen, dann versuchen sie erst zu spielen“, erklärt Goosmann. Man spreche nicht umsonst von Bärenkräften. „Auch Löwen und Tiger haben Power ohne Ende, da sind enorme Beißkräfte.“

„Wir sind zurzeit die einzige Firma in Europa, die sich auf Zoos spezialisiert hat“, sagt der Geschäftsführer, der nach Fragen zu Umsatz oder Gewinn nur verschmitzt lächelt. In den USA gebe es zwei Firmen in der Sparte und eine in Australien. „Wir produzieren nur Equipment mit den robustesten Materialien, die es gibt“, sagt er. Die Produkte würden in enger Abstimmung mit spezialisierten Fachfirmen entwickelt. „Produziert wird hier nicht, wir modifizieren hier aber.“

In Kartons warten in Natendorf gewaltige Bälle auf ihren Einsatz in aller Welt. Eine Box ist offen, der Ball darin hat einen Durchmesser von 70 Zentimetern, er wiegt 30 Kilogramm. „Das ist ein Eisbärenball“, sagt Goosmann. „Unsere Kunden sind hauptsächlich Zoos, vor allem in Europa. Aber wir haben auch schon nach Thailand, Japan und die USA geliefert“, berichtet Goosmann. „So haben wir für Wien einen Futterball gemacht, der kurz über dem Beckengrund steht und nach und nach Fische für die tauchenden Bären freigibt.“

Und es geht noch größer: „Die Bälle für Elefanten sind noch einen Tick dicker“, sagt Goosmann. Bis zu zwei Meter Durchmesser könnten die Riesenkullern haben. „Wir arbeiten gegen die Langeweile von Zootieren“, sagt Goosmann. „Mir macht das wirklich Spaß - und meinen tierischen Kunden auch.“