Ratgeber Vermehrt Betrug bei Schlüsseldiensten: So erkennen Sie skrupellose Anbieter
Nur mal schnell den Müll wegbringen oder zum Briefkasten gehen: Eine zugefallene Haustür und der drinnen vergessene Schlüssel lassen diese Vorhaben zum Alptraum werden. Nachdem sich die erste Panik gelegt hat, gilt es Ruhe zu bewahren.
Zu viele Schlüsseldienste nutzen mittlerweile diese für Verbraucher extrem stressige Situation aus und verlangen Wucherpreise. Wir verraten Ihnen, woran Sie skrupellose Anbieter erkennen und wie Sie überteuerten Rechnungen vorbeugen.
Aus welchen Posten setzt sich eine Schlüsseldienst-Rechnung zusammen?
Die Rechnung eines Schlüsseldienstes setzt sich in der Regel aus vier Posten zusammen. Dabei handelt es sich um die Anfahrtskosten, die nicht mehr als 10 % der gesamten Summe ausmachen sollten. Die Mehrwertsteuer beträgt in Deutschland aktuell 19 %. Daran können auch die kriminellsten Schlüsseldienste nichts ändern. Andere Werte sind nicht korrekt — insbesondere höhere. Hinzukommen gegebenenfalls Zuschläge, die bei maximal 25 % des Preises liegen sollten. Gedacht sei dabei an Zuschläge für Türöffnungen in der Nacht oder am Wochenende. Den größten Raum einer Schlüsseldienst-Rechnung nimmt für gewöhnlich die Öffnung der zugefallenen Haustür an sich ein. Mehr als 46 % des Rechnungsbetrags sollte dieser Posten allerdings nicht ausmachen.
Wie gehen betrügerische Schlüsseldienste vor?
Unseriöse Schlüsseldienste haben drei besonders beliebte Maschen, mit denen sie unwissenden und wehrlosen Verbrauchern das Geld aus der Tasche ziehen. Zum einen rechnen sie die erledigte Arbeit teurer ab, als im Voraus abgesprochen wurde. Erst kürzlich stand wieder ein Schlüsseldienst wegen Wuchers vor Gericht. Durchschnittlich kostet eine Notfall-Türöffnung in der Stadt um die 70,00 €. Ab einer dreistelligen Summe lohnt sich die Prüfung, während Preise um 400,00 € nur noch Wucher sind. Zum anderen zerstören kriminelle Anbieter unnötigerweise das Schloss, was ihnen zusätzliche Einnahmen beschert. Außerdem bedrängen unseriöse Schlüsseldienste ihre Kunden und nötigen sie gewissermaßen, die horrenden Summen zu zahlen. Dabei kann es teilweise auch körperlich werden.
Woran erkennen Verbraucher kriminelle Anbieter vor der Auftragsannahme?
Betrügerische Anbieter erkennen Sie mitunter, bevor sie bei Ihnen eintreffen. So sollten Sie keinesfalls auf Online-Lockangebote von Schlüsseldiensten hereinfallen. Je nach Bundesland sind Kosten zwischen 60,00 € und 80,00 € vertretbar. Verräterisch sind verweigerte Auskünfte zu den Preisen, wenn Sie bei einem Anbieter anrufen. Seriöse Unternehmen können Ihnen klare Auskünfte geben. Achten Sie in Branchenbüchern darauf, ob ein Schlüsseldienst mehrmals unter leicht abweichenden Namen gelistet ist. Ein vorangesetztes AAA sollte Sie ebenso hellhörig werden lassen. Entdecken Sie bei einer Firma Telefonnummern aus unterschiedlichen Städten, rufen Sie idealerweise gar nicht erst an. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Ihnen der Anbieter mit solchen Nummern mit Bezug zum Ortsnetz regionale Präsenz vorgaukeln möchte.
Welches Verhalten deutet ebenfalls auf Betrug hin?
Seriöse Schlüsseldienste stellen Ihnen eine ordnungsgemäße Rechnung aus. Solche vertrauenswürdigen Anbieter werden von Ihnen niemals verlangen, dass Sie den Betrag sofort bezahlen müssen. Unseriöse Unternehmen bestehen allerdings gerade darauf und setzen Sie unter Druck. Nicht selten verlangen diese schwarzen Schafe der Branche, dass Sie unverzüglich zum Geldautomaten gehen und Bargeld holen. Derartige Aufforderungen sollten Sie ignorieren. Bestehen Sie darauf, dass Ihnen eine Rechnung ausgestellt wird. Kriminelle Firmen halten sich zudem nicht an vorher vereinbarte Preise. Werden aus telefonisch abgesprochenen 70,00 € plötzlich 100,00 €, verweigern Sie die Zahlung oder begleichen Sie die Rechnung nur unter Vorbehalt. Beachten Sie auch, dass Zuschläge nur außerhalb gängiger Arbeitszeiten erhoben werden.
Wie beugen Verbraucher Schlüsseldienst-Betrug vor?
Um auch bei zugefallener Tür gar nicht erst den Schlüsseldienst rufen zu müssen, platzieren Sie Ihren Zweitschlüssel bei einer vertrauenswürdigen Person. Dies kann ein Nachbar sein, doch auch die Familie bietet sich an. Vereinbaren Sie bei Ihrem Anruf einen festen Preis, den Sie sich nach der Ankunft des Monteurs bestätigen lassen. Idealerweise ist ein Zeuge zugegen. In diesem Festpreis sollte bereits die Anfahrt inklusive sein, damit diese nicht überraschend aufgeschlagen werden kann. Um garantiert einen seriösen Anbieter zu erwischen, können Sie die Handwerkskammer oder die lokale Polizei (deren Rufnummer wählen, nicht die Notrufnummer!) anrufen. Beide Stellen werden Ihnen vertrauenswürdige Unternehmen empfehlen.
Was können Geschädigte tun?
Sollten Sie Betrug vermuten oder bereits betrogen worden sein, ist die Polizei Ihr erster Ansprechpartner. Wählen Sie die Notrufnummer 110 und berichten Sie den Beamten alle Details. Erstatten Sie zudem eine Anzeige, um die Betrüger im Idealfall vor Gericht zu bringen. Kommt es im Zuge der Türöffnung zu einem Streit, sollten Sie immer kühlen Kopf bewahren. Werden Sie nicht handgreiflich und bestehen Sie stattdessen auf Ausstellung einer Rechnung. Wenn überhaupt, bezahlen Sie nur unter Vorbehalt. Flüchtet der Mitarbeiter, notieren Sie sich, falls möglich, das Kfz-Kennzeichen. Übrigens: Nicht nur Schlüsseldienste höchstpersönlich betrügen. Mittlerweile findet auch der Betrug mit der Schlüsseldienst-Masche immer häufiger statt. Vorsicht!
WZ ist weder für den Inhalt der Anzeigen noch für ggf. angebotene Produkte verantwortlich.