Die deutsche Kreuzfahrt bekommt Konkurrenz

Hamburg (dpa/tmn) - Der deutsche Kreuzfahrt-Markt boomt - und weckt das Interesse der Reedereien aus dem übrigen Europa und Übersee. Vor allem aus den USA kommt zunehmend Konkurrenz für die deutschen Anbieter.

Und die US-Reedereien haben viel zu bieten.

Sie heißen Seabourn Cruise Line, Crystal Cruises und Celebrity Cruises, und sie haben eines gemeinsam: Sie sind Reedereien aus den USA auf der Suche nach neuer Kundschaft. Die andauernde Finanzkrise in den Vereinigten Staaten dämpft die Reiselust der Amerikaner, teure Kreuzfahrten sind derzeit nicht einfach zu verkaufen - und so wenden sich die amerikanischen Anbieter neuen Passagiergruppen zu. Deutschland bietet sich da an: Rund 1,2 Millionen Gäste steigen hierzulande jedes Jahr zum Urlaubmachen auf ein Schiff - Tendenz stetig steigend.

Die amerikanischen Schiffe haben guten Zuspruch. „Es gibt inzwischen eine kleine Klientel in Deutschland, die das internationale Flair sucht“, erklärt Sibylle Zeuch, Pressesprecherin des Deutschen Reiseverbandes (DRV) in Berlin. Hinzu kommt: Die US-Schiffe sind oft brandneu, legen Wert auf aufwendige Unterhaltungsprogramme und haben in der Regel sehr serviceorientierte Crews.

Gleich mehrere Reisen nach Russland und Skandinavien macht beispielsweise Princess Cruises im Sommer 2012. Die 2007 gebaute „Emerald Princess“ fährt dabei erstmals speziell für deutsche Gäste ab Rostock/Warnemünde. Insgesamt hat der Anbieter aus Los Angeles die Anzahl der Routen in Europa im Programm 2012/13 im Vergleich zu 2011 um ein Drittel auf 57 erhöht.

„Die Nachfrage der deutschen Gäste nach internationalen Schiffen steigt“, sagt Nicola Mayr, Vertriebskoordinatorin bei der Generalvertretung der Reederei in München. „Sie schätzen zum Beispiel die im Vergleich zu deutschen Anbietern günstigen Preise.“ Princess Cruises, für die 16 Schiffe fahren, habe daher auch schon auf Reisen durch Südamerika, die Südsee und Südostasien spezielle Angebote für deutsche Passagiere.

Die kleine US-amerikanische Reederei Crystal Cruises hat sich auf Luxus-Kreuzfahrten spezialisiert. Sie schickt 2012 die 1995 gebaute „Crystal Symphony“ mit Platz für 940 Passagiere in den Norden Europas. Eine Reise direkt ab Hamburg beginnt Mitte Juni und führt nach Dänemark, Finnland und Russland. Celebrity Cruises schickt die „Celebrity Constellation“ von Mai bis Juli fünfmal auf einen Törn zu den Ostseehäfen bis St. Petersburg. Der zweite Hafen nach Amsterdam ist Rostock-Warnemünde.

Die Reederei Seabourn Cruise Line tauft sogar ihre eleganten, kleinen Luxusliner in Europa: So beispielsweise die „Seabourn Odyssey“ für 450 Passagiere 2009 in Venedig und die baugleichen „Seabourn Sojourn“ und „Seabourn Quest“ 2010 in London und 2011 in Barcelona. Die „Sojourn“ hat am 24. Mai 2012 ihr Premierenanlauf in Hamburg und wird von der Hansestadt aus in den Norden fahren. Ziele sind Häfen in Dänemark, Schweden, Norwegen, Russland und Polen.

Deutschland wird aber auch bei Kreuzfahrtunternehmen anderer Länder zunehmend beliebt. Allein die britische Traditionsreederei Cunard ließ 2011 gleich sechsmal ihr Flaggschiff, die „Queen Mary 2“, in Hamburg ein- und auslaufen, jedes Mal ein Spektakel für Zehntausende. Am 8. Januar diesen Jahres hat Cunard die „Queen Elizabeth“ von der Hansestadt aus auf Weltreise geschickt - mit 175 deutschen Gästen an Bord, die nach Angaben der Reederei die gesamte, immerhin 111 Tage lange Tour gebucht hatten. Das müssen die Amerikaner erst einmal nachmachen - und die deutschen Reedereien auch.