Die Sache mit der Balance - Langlaufen lernen in Seefeld

Seefeld (dpa/tmn) - Aller Anfang ist albern. Zumindest beim Langlaufen. Man wackelt in der Übungsspur hin und her, immer wieder verhindert nur der Stockeinsatz einen Sturz. Dabei wirkt es so einfach, wie die Könner auf der Überholspur durch den Schnee gleiten.

Foto: dpa

Bis gerade eben dachte man, ein passabler Skifahrer zu sein. Einen Kurs zum Langlaufen, braucht man das überhaupt?

Foto: dpa

„Wie beim Tretroller fahren mit einem Bein anschieben, nur abwechselnd“, ruft Thomas Unterfrauner, 23, früher Rennläufer, jetzt Langlauflehrer in Seefeld. Er ist geduldig und lobt viel. Er kennt die Probleme, mit denen erfahrene Alpinfahrer beim Umsteigen auf die nordische Technik zu kämpfen haben. Viele machten den gleichen Fehler, erklärt er. Sie lehnen sich nach vorne oder hinten, weil sie gewohnt sind, dass der Skischuh sie hält. Tut er nicht.

Foto: dpa

Sind wir ehrlich: Langlaufen hat nicht den aufregendsten Ruf aller Wintersportarten. Es gilt als anstrengend und altbacken, gesund und vernünftig. Ein Seniorensport. „Vor sieben Jahren haben wir mit Ü-60 angefangen“, gibt Martin Tauber zu. „Aber jetzt haben wir viele Gäste zwischen 30 und 50, die Skating lernen wollen.“

Foto: dpa

Tauber ist der Chef von Thomas Unterfrauner. Bis 2007 lief der 38-Jährige bei Weltcup-Rennen mit, für eine Goldmedaille reichte es nie. Vor sieben Jahren eröffnete Tauber in seinem Heimatdorf Seefeld eine Langlaufschule. Mittlerweile ist sie die größte in Österreich.

Seefeld lebt gut vom Langlaufen. Um den Dorfplatz drängen sich fünfstöckige Nobelhotels. Viele der Gäste, die vorbei spazieren, haben schlanke Ski geschultert. Sie sind wegen der 270 Kilometer Loipen angereist und wegen der 160 Kilometer Skating-Spuren. Seinen Ruf als nordische Hochburg hat Seefeld seit den Olympischen Winterspielen von 1964 und 1976 in Innsbruck. Seefeld war damals der Schauplatz der nordischen Wettbewerbe.

Es gebe drei Arten von Langlaufen, doziert Thomas Unterfrauner. Die erste sei das Skiwandern, bei denen man sich mit beiden Ski im Schnee vorwärts schiebt. Bei der zweiten Form komme der hintere Ski beim Abstoßen nach oben, während sich die Hüfte des Gleitbeins nach vorne schiebt. „Das ist die erste Stufe des eigentlichen Langlaufens“, sagt Unterfrauner. „Dahin wollen wir die meisten Leute bringen.“ Dafür müsse man allerdings eine gewisse Sportlichkeit mitbringen. „Das Stichwort ist Körperspannung.“ Die dritte Stufe bedeutet: das Gleiten jeweils nur auf einem Ski.

Nach einer halben Stunde Hin- und Herrutschen klappt Stufe zwei einigermaßen. Also raus auf die A1-Loipe, eine blaue Route, die nachts sogar beleuchtet wird für die Feierabendsportler und die Unermüdlichen. Wir fahren durch einen Tunnel, und dann wird es anstrengend: der erste Anstieg, lachhaft kurz, und doch melden sich gleich die Oberschenkel. Es gebe wenige Sportarten, die so den ganzen Körper fordern, hat Unterfrauner vorhin gesagt. Stimmt.

Martin Tauber gibt während seines Kurses Tipps, mit welchem Training sich Grundlagen-Muskulatur aufbauen lässt. „Es geht darum, eine Basis zu schaffen, damit man viele Kilometer ökonomisch zurücklegen kann“, erklärt Tauber. „Zum Beispiel für einen Skimarathon.“ Von solchen Fantasien ist man an Tag eins noch sehr, sehr weit entfernt.

Tausend Meter über der Wüste
Jebel Hafeet: In Schlangenlinien auf Abu Dhabis höchsten Gipfel und von dort die Aussicht genießen Tausend Meter über der Wüste