Hemingways Panorama - Skilaufen im Montafon

Gargellen (dpa/tmn) - Tja, der Vorführeffekt. Da ist man extra früh aufgestanden, um die Alpenkämme in der Morgensonne leuchten zu sehen. Und nun: Hochnebel. Dabei wollten die Touristiker aus dem Montafon die neue Achtergondel vorführen, deren Name nun wie Hohn klingt: Panoramabahn.

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Statt der 200 Gipfel ringsum sieht man an der Bergstation nur Grau. Doch spätestens am Ende der 1700 Höhenmeter umfassenden Talabfahrt ist der entgangene Ausblick vergessen. „Montafon Totale“ heißt hier das exklusive Frühaufsteher-Ticket, das mittlerweile viele Skigebiete anbieten.

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Wer es ganz ausreizen will, kommt mit brennenden Oberschenkeln beim Frühstück in der Hütte an. „Wir haben hier viele rote Pisten mit einem schwarzen Touch“, sagt Markus Fessler-Jenny. Er arbeitet für den Tourismusverband des Montafon und ist ein fanatischer Ausdauersportler.

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Fünf Skigebiete gibt es in dem 39 Kilometer langen Tal in Vorarlberg. Das bei weitem größte und bekannteste ist Silvretta Montafon mit 140 Kilometern Piste. Es entstand vor acht Jahren, als die beiden Rivalen Hochjoch und Silvretta Nova fusionierten.

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Bisher ist das Montafon ruhig geblieben und hat seine Kultur erhalten. Die Maisäß - jene Hütte auf halber Höhe zwischen Tal und Berg, wo die Hirten im Frühsommer das Vieh weideten - ist heute als romantische Unterkünfte äußerst begehrt. In den Dörfern sieht man noch die Montafonerhäuser, eine Mischung aus dem rätoromanischem Steinhaus und dem aus Holz gebauten Walserhaus. Und auf jeder Speisekarte steht der Sura Kees, der traditionelle Sauerkäse.

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Wer es besonders ruhig will, fährt nach Gargellen. Bis in die 1920er Jahre war der höchstgelegene Ort im Montafon nur von Frühling bis Herbst bewohnt. Heute werden im Winter die Straßen nicht geräumt, damit um das Kirchlein alles romantisch weiß bleibt.

Am Kamin des Hotels „Madrisa“ wird abends viel Englisch gesprochen. Das Publikum im Montafon ist international. Vielleicht hat das mit dem großen Namen zu tun, der am Beginn des Wintertourismus steht: Ernest Hemingway. „Kirsch trinkender, schwarzer Christus“ nannten ihn die Montafoner. Weil er nächtelang mit dem Polizeichef pokerte und dabei flaschenweise Kirschgeist kippte. Und weil die Höhensonne oft sein Gesicht verbrannt hatte. Wie so oft hatte Hemingway einen Riecher für die schönen Orte. Heute ist die Silvretta allen ambitionierten Skitourengehern ein Begriff. Also wieder früh aufstehen, diesmal für die Madrisa-Rundtour.

Die Sonne steigt gerade über den Hochnebel, als Fessler-Jenny von der Skipiste in Gargellen abzweigt und zum St. Antönier Joch aufsteigt. Durch ein Hochtal spurt Fessler-Jenny voran, links leuchtet ein Grat, rechts fliegt der Blick bis zu den Zackenreihen am Horizont. Nach einer Stunde bleibt er vor einem grauen Schild stehen: „Schweiz“. „Da hinten seht ihr den Riedkopf und das Hochjoch, und das sind die Heimspitze und die Fluchthörner“, erklärt er den Rundumblick. Dann zieht er die Felle von seinen Ski, stellt die Bindung auf Abfahrt und wedelt den Hang hinab. Diesmal mit Premium-Panorama.