Experte: Bei Hotelbewertungen im Netz skeptisch sein

Berlin (dpa/tmn) - Wohlfühl-Unterkunft oder dreckige Absteige? Viele Reisende erkundigen sich vor ihrem Urlaub im Netz über die Hotels am Reiseort. Doch ist auf solche Bewertungsportale wirklich Verlass?

Ein Experte klärt auf.

Urlauber geben besser nicht zu viel auf Hotelbewertungen im Internet. Denn dabei werde immer noch viel manipuliert, sagt Prof. Roland Conrady von der Fachhochschule Worms. „Das ist ein weit verbreitetes Phänomen.“ Er schätzt, dass bis zu einem Drittel der abgegebenen Bewertungen „Fakes“ seien - sie kommen also nur scheinbar von unabhängiger Seite. Die Noten in den Bewertungsportalen sollten Urlauber daher auf keinen Fall als alleinigen Maßstab nehmen.

Seine Studenten haben zu diesem Thema mehr als 300 Hoteliers in Deutschland für eine Studie befragt, die auf der Reisemesse ITB in Berlin (7. bis 11. März) vorgestellt wird. Ein Ergebnis: „Fast die Hälfte der Hoteliers hat schon Erfahrungen mit gefälschten Bewertungen gemacht.“ Viele machen in solchen Fällen die Konkurrenz dafür verantwortlich. Auch bei negativen Bewertungen ist daher manchmal Skepsis angebracht: Will hier vielleicht nur ein Hotelier einen anderen schlechtmachen?

Zwar fischen die Betreiber von Bewertungsportalen ihrerseits Fälschungen wieder heraus. Aber es gebe immer noch genug Lücken in ihren Netzen. „Manche verlangen ja nicht einmal einen Nachweis für den Aufenthalt im Hotel.“ Aber selbst wenn sie das tun, könne der Hotelier das umgehen, wenn er einen positiven Eintrag einschmuggeln will. „Dann stellt er eben dem Fälscher einen Nachweis aus.“ Conradys Fazit lautet daher: „Es gibt keine absolute Fälschungssicherheit.“

Solche Einträge haben dennoch einen enormen Einfluss, wie Conradys Studenten ermittelt haben: Rund drei Viertel der befragten Hoteliers sagen, dass Online-Bewertungen für die Kaufentscheidung der Kunden eine große bis sehr große Bedeutung hat. Denn Bewertungen anderer Urlauber halten Nutzer für besonders glaubwürdig. „Das wirkt authentisch. Die Leute denken: Die bösen Unternehmen, die lügen das Blaue vom Himmel herunter, aber was die User schreiben, das stimmt.“

Gerade bei Bildern auf Bewertungsplattformen sollten Nutzer skeptisch sein. „Bilder können sehr irreführend sein“, sagt Conrady. Das gelte etwa für ein Foto, das am Ende der Frühstückszeit vom Hotelbuffet geschossen wird. „Dann sieht jedes Buffet zerrupft aus.“ Mit einem Foto ließen sich die Dinge aber auch extrem schönen. Der Blick vom Balkon aufs Meer sieht zunächst einmal immer hübsch aus. Dumm nur, wenn der Bildausschnitt dabei so gewählt war, dass man die Baustelle am Hotel nicht sehen konnte.

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